The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)
Laut der neuesten Berichte steht Scion angeblich kurz davor, sie zu perfektionieren.«
Ich ballte die Fäuste. Natürlich waren die Rephs verantwortlich für RDT . Dani hatte sich immer gefragt, wie sie das wohl bewerkstelligt hatten.
Nach einer Weile blieb der Wächter stehen. Wir hatten eine ungefähr zehn Schritt lange, ovale Fläche erreicht, die mit Beton ausgegossen war. Flackernd erwachte die nächste Gaslaterne zum Leben.
»Lass uns anfangen«, verkündete er.
Ich wartete schweigend.
Ohne jede Vorwarnung führte er einen Schlag gegen mein Gesicht. Ich duckte mich unter seiner Faust hinweg, sah die zweite kommen und wehrte sie mit meinem Arm ab.
»Noch einmal.«
Diesmal war er schneller, ich musste mich hastig verteidigen, er griff aus den verschiedensten Winkeln an. Mit geöffneten Händen gelang es mir, jeden seiner Schläge abzufangen.
»Das Kämpfen hast du auf der Straße gelernt.«
»Kann schon sein.«
»Noch einmal. Versuch mich aufzuhalten.«
Nun wollte er mich am Hals packen und legte beide Hände oben auf meine Schlüsselbeine. Das hatte ein Taschendieb einmal bei mir versucht. Ich beugte mich nach links, nahm den rechten Arm mit und schob so seine Hände von meiner Kehle weg. Deutlich spürte ich die Kraft seiner Finger, aber er ließ los. Anschließend rammte ich ihm den Ellbogen gegen die Wange, was den Dieb damals von den Füßen gerissen hatte. Ganz klar, er ließ mich gewinnen.
»Hervorragend.« Der Wächter trat einen Schritt zurück. »Nur wenige Menschen kommen mit den notwendigen Vorkenntnissen hierher, um Teil eines Strafbatallions zu werden. Du bist den meisten um einige Schritte voraus. Doch auf diese Art von Scharmützel wirst du dich mit einem Emim kaum einlassen können. Dein wichtigster Vorteil ist deine Fähigkeit, den Æther zu beeinflussen.«
Etwas Silbernes blitzte auf, und plötzlich hielt er ein langes Messer in der Hand. Sofort spannte sich jeder Muskel meines Körpers an. »Soweit ich das sehen konnte, wird deine Gabe durch Gefahr aktiviert.« Er richtete die Klinge auf meine Brust. »Zeig es mir.«
Mein Herz schlug so heftig, dass es die Messerspitze zu berühren schien. »Ich weiß nicht wie.«
»Verstehe.«
Ein kurzes Zucken des Handgelenks und schon ruhte die Waffe an meiner Kehle. Adrenalin überschwemmte meinen Körper. Der Wächter beugte sich vor.
»Mit dieser Klinge wurde Menschenblut vergossen«, sagte er leise. »Blut wie das deines Freundes Sebastian.«
Ich begann zu zittern.
»Und sie verlangt nach mehr.« Langsam glitt die Spitze über meinen Hals. »Das Blut einer Träumerin hat sie noch nie gekostet.«
»Ich habe keine Angst vor dir.« Das Beben in meiner Stimme enttarnte die Lüge. »Rühr mich nicht an.«
Doch genau das tat er. Das Messer wanderte zu meinem Kinn hinauf und berührte dann meine Lippen. Ich riss eine Faust hoch und stieß seine Hand weg. Er ließ die Waffe fallen, packte mit einer Hand meine beiden Unterarme und drückte sie Richtung Boden. Seine Kraft war einfach unglaublich, ich konnte keinen einzigen Muskel rühren.
»Was meinst du?« Nun benutzte er das Messer, um mein Kinn in die Höhe zu zwingen. »Wie lange wird es dauern, bis du stirbst, wenn ich dir jetzt die Kehle aufschlitze?«
»Das würdest du nicht tun«, behauptete ich trotzig.
»Oh, doch, das würde ich.«
Ich versuchte, ihm das Knie in den Unterleib zu rammen, aber er packte nur meinen Oberschenkel und drückte ihn nach unten. Das Bein war immer noch lädiert, es fiel ihm also besonders leicht. Dadurch ließ er mich schwach aussehen. Als ich ruckartig eine Hand losriss, drehte er mir den Arm auf den Rücken. Nicht so fest, dass es wehtat, aber es reichte aus, um mich bewegungsunfähig zu machen.
»Auf diese Weise wirst du immer verlieren«, hauchte er mir ins Ohr. »Besinne dich auf deine Stärken.«
Hatte diese Kreatur denn überhaupt keine Schwachstelle? Ich ging alle verwundbaren Punkte eines Menschen durch: Augen, Nieren, Solarplexus, Nase, Weichteile – nichts davon war in Reichweite. Ich würde mich also befreien und weglaufen müssen. Mit vollem Gewicht ließ ich mich nach hinten fallen, sodass ich zwischen seinen Beinen landete, und katapultierte mich noch aus der Bewegung heraus wieder auf die Füße. In der Sekunde, die er brauchte, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, rannte ich bereits über das Gelände. Wenn er mich haben wollte, sollte er verdammt noch mal kommen und mich holen.
Doch wo sollte ich hinlaufen? Er holte immer weiter
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