The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
witzig!«, schluchze ich, während mir Tränen übers Gesicht laufen. »Du hast mir mein Leben versaut. Du hast es verdient zu sterben.«
»Was ist denn hier los?«, ruft Missy, die plötzlich in der Tür steht. Dorrit zeigt mit dem Finger auf sie und aus irgendeinem Grund bekommen wir beide den nächsten Lachkrampf. »Jetzt hört endlich auf zu lachen!« Missy stemmt die Hände in die Hüften. »Ich hab gerade mit Dad gesprochen. Er überlegt, Dorrit auf ein Internat zu schicken.«
»Muss ich da etwa eine Schuluniform tragen?«, prustet Dorrit.
»Diesmal meint er es ernst«, sagt Missy düster. »So entschlossen war er noch nie. Wenn ihr mich fragt, stecken wir ganz schön in der Scheiße. Wir dürfen ja nicht mal mehr einen Freund haben.«
»Tja, wir sind die Gefangenen von Bralcatraz«, sage ich dumpf.
»Pah.« Dorrit rollt sich vom Bett, geht zum Spiegel und kämmt sich mit den Fingern eine blaue Haarsträhne ins Gesicht. »Der beruhigt sich schon wieder. Hat er bis jetzt doch immer, oder?« Sie dreht sich grinsend zu uns um.
»Dorrit …«
»Manchmal frag ich mich, warum Mom gestorben ist und nicht er«, stößt sie plötzlich hervor. »Umgekehrt wäre es viel besser.«
Missy und ich sehen sie entsetzt an, aber sie hält unserem Blick trotzig stand.
Gedacht hat das jede von uns schon einmal, aber bis jetzt hat sich keine getraut, es auch laut auszusprechen.
»Wisst ihr was? Dann soll er mich doch aufs Internat schicken«, sagt Dorrit. »Überall ist es besser als hier.«
Das Kartenhaus bricht zusammen
Mitten in die Stille hinein hupt draußen in der Einfahrt ein Wagen. Bitte lass es Mouse sein, bete ich stumm.
Missy, Dorrit, unser Vater und ich sitzen am Tisch und versuchen vergeblich, so zu tun, als wären wir eine ganz normale Familie, die zu Abend isst. Kaum ist das Hupen verklungen, geht Dad zum Fenster, schiebt den Vorhang zurück und späht hinaus. »Es ist Roberta.«
Ich unterdrücke einen erleichterten Seufzer, springe auf und schnappe mir meinen schon bereitliegenden Mantel und die Carrie -Tasche.
»Nicht so eilig, junge Dame«, sagt mein Vater. »Lass uns erst noch einmal kurz durchgehen, was wir besprochen haben.«
Dorrit verdreht die Augen.
»Also, du siehst dir in Hartford die Auführung von ›The Importance of Being Ernest‹ an, rufst mich in der Pause an und bist um Punkt elf Uhr wieder zu Hause.«
»Gegen elf«, sage ich, während ich in den Mantel schlüpfe.
»Ich bleibe auf und warte auf dich.« Er sieht Missy und Dorrit an. Beide sitzen mit gesenktem Kopf da, als wären sie völlig
mit dem Essen beschäftigt und hätten keine Ahnung, wo ich in Wirklichkeit hingehe.
»Ist gut, Dad.« Ich lege mir die Nerzstola meiner Großmutter um die Schultern, die ich normalerweise niemals tragen würde, die aber das perfekte Accessoire für jemanden ist, der vorgibt, ins Theater zu gehen.
Während ich zum Wagen laufe, fühle ich mich, als wäre ein Gewehr mit Zielfernrohr auf meinen Rücken gerichtet.
Ich habe gelogen. Teilweise zumindest. Mouse und ich sind tatsächlich auf dem Weg zu einer Vorstellung, allerdings findet sie nicht im Theater in Hartford statt, sondern im Shaboo Inn, wo wir uns mit Lali und Sebastian auf dem Konzert von Aztec Two-Step trefen. So habe ich mir mein Wiedersehen mit Sebastian zwar nicht unbedingt vorgestellt, aber das macht nichts. Jede einzelne Faser meines Körpers vibriert vor Erwartung.
Heiße, trockene Heizungsluft schlägt mir entgegen, als ich die Beifahrertür des Gremlins aufreiße. Mouse wirft mir einen triumphierenden Blick zu, während ich mich in dem Wissen, dass mein Vater am Fenster steht und mich beobachtet, pflichtbewusst anschnalle. »Gab’s irgendwelche Schwierigkeiten? «, fragt sie.
»Nein. Er ist völlig ahnungslos.« Als wir auf der Hauptstraße und damit aus dem Blickfeld meines Vaters sind, stoße ich einen durchdringenden Freudenschrei aus und klappe die Sonnenblende herunter, um meinen Lippenstift zu überprüfen. »Wir haben es wirklich geschafft. Ich fasse es nicht«, rufe ich. »Mouse, du bist die Beste!«
»Hey, wozu sind Freundinnen denn da?«, sagt sie.
Ich lehne mich ins Polster zurück und habe – da bin ich mir sicher – ein völlig debiles Strahlen auf dem Gesicht.
Als Sebastian gestern um drei anrief und mein Vater ihm eröfnete, ich sei nicht für ihn zu sprechen, kam es im Hause Bradshaw zu einer ziemlich hässlichen Szene. Ich war außer mir, schrie und tobte und drohte sogar damit, in den Hungerstreik
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