The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Mädchen anzulegen.
»Das hofe ich für dich«, sagt sie. »Ich hab nämlich was gegen blöde Tussis, die mich dämlich anglotzen.«
»Ich hab dich aber nicht angeglotzt. Ehrlich.«
Bevor die Sache eskalieren kann, geht zum Glück die Tür des Behandlungszimmers auf und die Sprechstundenhilfe führt an den Schultern ein Mädchen herein. Dem Aussehen nach ist sie die Freundin des anderen Mädchens. Sie weint leise und wischt sich mit dem Handrücken die Tränen von der Wange.
»Es ist alles in Ordnung, Liebes«, sagt die Sprechstundenhilfe überraschend sanft. »Der Doktor hat gesagt, dass alles gut verlaufen ist. Denk nur daran, dass du die nächsten drei Tage kein Aspirin nimmst und mindestens zwei Wochen keinen Verkehr hast.« Das Mädchen nickt schluchzend.
»Hey, Sal.« Ihre Freundin springt auf, läuft zu ihr und nimmt ihr Gesicht in die Hände. »Alles okay, Süße. Jetzt ist alles wieder gut.« Mit einem letzten bösen Blick in unsere Richtung führt sie sie nach draußen.
Die Sprechstundenhilfe schüttelt den Kopf und sieht Maggie an. »Sie können jetzt zum Doktor rein.«
»Hör mal, Mags«, flüstere ich. »Du musst das nicht machen. Wir können auch woanders hingehen.«
Aber Maggie schüttelt stumm den Kopf und steht mit entschlossener Miene auf. »Doch, ich muss.«
»Das ist die richtige Einstellung«, lobt die Sprechstundenhilfe. »Es ist immer besser vorzusorgen. Ich wünschte, alle Mädchen wären so vorausschauend.«
Aus irgendeinem Grund sieht sie dabei mich an.
Hey. Immer schön locker bleiben, Lady. Noch bin ich Jungfrau.
Aber wer weiß, wie lange noch? Vielleicht sollte ich mir auch die Pille verschreiben lassen. Nur so für den Fall.
Zehn Minuten später kommt Maggie wieder heraus und lächelt, als wäre ihr eine Riesenlast von den Schultern genommen worden. Sie bedankt sich so überschwänglich und ausgiebig bei der Sprechstundenhilfe, dass ich sie unterbrechen und daran erinnern muss, dass es höchste Zeit ist, zur Schule zurückzufahren.
»Es war überhaupt nicht schlimm«, sagt sie, als wir draußen
stehen. »Ich musste mich nicht mal ausziehen. Er wollte bloß wissen, wann ich das letzte Mal meine Tage hatte.«
»Super«, sage ich zerstreut und steige in den Wagen. Mir geht das weinende Mädchen nicht mehr aus dem Kopf. Hat sie vor Kummer oder vor Erleichterung geweint? Oder weil sie Angst hatte? Jedenfalls ist mir ihr Anblick ziemlich an die Nieren gegangen. Ich mache das Fenster einen Spalt auf und zünde mir eine Zigarette an. »Jetzt mal ehrlich, Mags?«, sage ich. »Woher hattest du die Adresse von dem Arzt?«
»Peter hat sie mir gegeben.«
»Und woher hatte der sie?«
»Von Donna LaDonna«, flüstert sie.
Ich nicke und blase den Rauch in die kalte Luft.
Bin ich überhaupt schon bereit für all das?
Singapore Sling versus Martini
»Missy!« Ich klopfe energisch an die Badezimmertür. »Missy, ich muss jetzt wirklich dringend auch mal ins Bad.«
Stille. »Ich brauch noch ein bisschen«, klingt es schließlich dumpf durch die Tür.
»Was machst du denn so lange?«
»Geht dich nichts an.«
»Missy, bitte. Sebastian holt mich in einer halben Stunde ab.«
»Na und? Der kann warten.«
Nein, kann er eben nicht, denke ich. Oder genauer gesagt, kann ich nicht. Ich will endlich raus hier. Weg von hier.
Den Gedanken habe ich jetzt schon die ganze Woche. Wobei ich keine klaren Vorstellungen davon habe, was »weg von hier« bedeuten soll. Vielleicht will ich ja meinem ganzen Leben entfliehen.
Seit dem Vorfall in der Stadtbibliothek stellen die beiden Jens mir nach. Sie kreuzten während des Schwimmtrainings auf und haben mich ausgebuht, als ich vom Turm sprang. Sie sind mir in die Mall gefolgt, in den Supermarkt und sogar in die Drogerie, wo sie die spannende Erfahrung machen durften, mich beim
Kauf von Tampons zu beobachten. Und gestern steckte eine Karte in meinem Spind, auf deren Vorderseite die Comiczeichnung eines Bassets mit einem Fieberthermometer im Maul und einem Eisbeutel auf dem Kopf abgebildet war. Auf der Rückseite stand ursprünglich »Hofentlich geht’s dir bald wieder besser«, aber das »wieder besser« hatte jemand handschriftlich durchgestrichen und mit »richtig schlecht« ersetzt und darunter »Ich wünschte, du wärst tot« geschrieben.
»So was würde Donna nie tun«, sagte Peter entschieden, als er, Maggie, Mouse und ich später in der Scheune saßen und uns darüber unterhielten.
Wir starrten ihn finster an.
Peter hob abwehrend die Hände.
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