The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
dazu ist es jetzt zu spät. Warum tanze ich eigentlich die ganze Zeit nach Sebastians Pfeife?
Als ich gerade von meinem Martini trinken will, stößt eine Frau mit hochtoupierten, rot gefärbten Haaren und einem roten Kleid gegen meinen Stuhl, sodass ich die Hälfte meines Drinks verschütte. »Ups! Tut mir schrecklich leid, Schätzchen«, lallt sie. Dann tritt sie einen Schritt zurück und lächelt uns verzückt an. »Junge Liebe«, säuselt sie und wankt davon, während ich ihr Malheur mit meiner Serviette auftupfe.
»Was war das denn?«
»Eine betrunkene Frau, die ihre besten Jahre hinter sich hat.« Sebastian zuckt mit den Achseln.
»Dafür kann sie ja wohl nichts.« Irgendetwas an Sebastians Antwort macht mich wütend.
»Stimmt. Aber ab einem bestimmten Alter ist eine Frau einfach total peinlich, wenn sie zu viel getrunken hat.«
»Wo hast du denn die Weisheit her?«
»Jetzt tu doch nicht so, Carrie. Frauen werden immer peinlich, wenn sie betrunken sind.«
»Männer etwa nicht?«
»Wieso unterhalten wir uns überhaupt darüber?«
»Als Nächstes willst du mir wahrscheinlich noch erzählen, dass Frauen nicht Auto fahren können und schlecht in Mathe sind.«
»Da gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel deine Freundin Mouse.«
Excusez-moi?
Unsere Zwiebelsuppe kommt. Obenauf schwimmt geschmolzener Käse. »Vorsicht, heiß«, warnt Sebastian.
Ich seufze und puste meinen dampfenden Löfel klebrigen Käses an. »Irgendwann will ich auch nach Frankreich.«
»Dann fahr ich mit dir hin.« Er sagt es ganz lässig, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. »Wie wäre es mit nächstem Sommer?«
Plötzlich wird er ganz aufgeregt und beugt sich mit leuchtenden Augen über den Tisch. »Wir fliegen zuerst nach Paris, dann geht’s mit dem Zug nach Bordeaux. Dort gibt es ausgezeichnete Weine. Und von da aus weiter an die Côte d’Azur, nach Cannes, Saint-Tropez …«
Ich sehe den Eifelturm vor mir. Ein Weingut auf einem Hügel inmitten von Rebstöcken. Rennboote. Bikinis. Sebastians Augen, die ernst und gefühlvoll in meine blicken. »Ich liebe dich, Carrie«, flüstert er in meiner Fantasie. »Möchtest du meine Frau werden?«
Eigentlich wollte ich im Sommer ja nach New York, aber wenn Sebastian mich nach Frankreich mitnehmen will – wie könnte ich da Nein sagen?
»Entschuldigen Sie bitte.«
»Hm?« Ich hebe den Blick und sehe in das Gesicht einer süßlich lächelnden blonden Frau mit Haarreif.
»Ich muss Sie das einfach fragen. Woher haben Sie diese entzückende Tasche?«
»Sie erlauben?«, sagt Sebastian kühl, nimmt die Tasche vom Tisch und stellt sie auf den Boden.
Die Frau zieht sich peinlich berührt zurück und Sebastian bestellt noch zwei Martinis. Aber die Stimmung ist dahin, und als unsere Lammkoteletts kommen, essen wir schweigend.
»Hey«, sage ich. »Wir benehmen uns schon wie ein altes Ehepaar. «
»Inwiefern?«, fragt er.
»Na ja, wir sitzen hier, essen und schweigen uns dabei an. Es macht mich jedes Mal traurig, wenn ich so ein Paar in einem Restaurant sehe. Ich meine, wozu geht man dann überhaupt aus? Warum bleibt man nicht einfach zu Hause, wenn man sich nichts zu sagen hat?«
»Wahrscheinlich weil das Essen im Restaurant besser schmeckt.«
»Sehr witzig.« Ich lege meine Gabel hin und tupfe mir mit der Serviette den Mund ab. »Sebastian, was ist los?«
»Was ist mit dir los?«
»Nichts.«
»Na dann«, sagt er.
»Aber ich merke doch, dass irgendwas nicht stimmt.«
»Ich esse, okay? Kann ich vielleicht einfach mein Lammkotelett genießen, ohne dass du die ganze Zeit an mir rumnörgelst? «
Vor Scham würde ich am liebsten im Erdboden versinken. Ich atme tief durch, schaue nach oben und verbiete mir zu blinzeln. Nein, ich werde nicht weinen. Aber es tut höllisch weh. »Natürlich«, sage ich ruhig.
Ich schneide eine Weile an meinem Lammkotelett herum, dann lege ich Messer und Gabel beiseite. »Ich geb’s auf.«
»Schmeckt dir das Lamm nicht?«
»Doch, es ist köstlich. Aber du bist wegen irgendetwas sauer auf mich.«
»Bin ich nicht.«
»Du wirkst aber so.«
Jetzt legt er Messer und Gabel beiseite. »Warum machen Mädchen das immer? Ständig fragen sie einen, was los ist. Vielleicht ist ja gar nichts los, vielleicht will man als Typ einfach nur in Ruhe zu Ende essen.«
»Du hast recht«, sage ich leise und stehe auf.
»Wohin gehst du?« Ein verunsicherter Ausdruck huscht über sein Gesicht.
»Auf die Toilette.«
Nachdem ich mir die Hände gewaschen habe,
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