The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
betrachte ich mich aufmerksam im Spiegel. Warum bin ich nur so? Vielleicht stimmt ja irgendetwas nicht mit mir.
Und plötzlich wird mir klar, dass ich Angst habe.
Was ist, wenn ich Sebastian verliere? Das würde ich nicht überleben. Und wenn er seine Meinung ändert und zu Donna LaDonna zurückgeht? Das würde ich erst recht nicht überleben.
Und morgen steht auch noch die Verabredung mit George an. Ich wollte absagen, aber mein Vater war strikt dagegen. »Das wäre ein Afront«, sagte er.
»Aber ich mag ihn gar nicht«, habe ich schmollend wie ein kleines Kind entgegnet.
»Er ist ein sehr netter junger Mann, und es gibt nicht den geringsten Grund, ihm gegenüber unfreundlich zu sein.«
»Es wäre unfreundlich, ihm falsche Hoffnungen zu machen.«
»Carrie«, erwiderte mein Vater seufzend. »Sei bitte vorsichtig, was Sebastian angeht.«
»Warum? Hast du irgendwas an ihm auszusetzen?«
»Du verbringst viel Zeit mit ihm. Und als Vater habe ich ein feines Gespür für solche Dinge, ich meine für Jungs, mit denen sich meine Töchter umgeben.«
Danach war ich auch noch auf meinen Vater sauer, aber ich hatte nicht den Mut, George anzurufen und unsere Verabredung abzusagen.
Was ist, wenn Sebastian von meinem Date mit George erfährt und mit mir Schluss macht?
Ich würde meinen Vater umbringen.
Warum habe ich das Gefühl, dass ich überhaupt nicht mehr selbst über mein Leben entscheiden kann?
Ich will nach meiner Tasche greifen, als mir einfällt, dass ich sie gar nicht bei mir habe. Sebastian hat sie unter dem Tisch versteckt. Ich strafe die Schultern. Du reißt dich jetzt zusammen, gehst lächelnd wieder da raus und benimmst dich, als wäre alles in bester Ordnung!
Als ich zurückkomme, sind unsere Teller abgeräumt. »Und jetzt?«, frage ich mit aufgesetzter Fröhlichkeit.
»Möchtest du einen Nachtisch?«, fragt Sebastian.
»Möchtest du einen?«
»Ich hab dich zuerst gefragt.« In seiner Stimme liegt ein genervter Unterton.
»Klar. Nachtisch wäre toll.« Warum läuft dieser Abend nur so verdammt schief? Es ist die reinste Folter. Ach was, Folter ist ein Erholungsurlaub dagegen.
»Wir nehmen zweimal den Käsekuchen«, trägt er dem Kellner auf und bestellt schon wieder für mich mit.
»Sebastian …«
»Ja?« Er sieht mich stirnrunzelnd an.
»Bist du mir noch böse?«
»Hör zu, Carrie. Ich hab mir wirklich Mühe gegeben, diesen Abend zu organisieren und dich in ein richtig nettes Restaurant auszuführen, und was machst du? Du hackst die ganze Zeit auf mir rum.«
»Aber …«
»Ich habe das Gefühl, ich kann dir nichts recht machen.«
Einen Moment lang bin ich starr vor Entsetzen. Was habe ich getan?
Er hat natürlich recht. Ich führe mich auf wie eine Oberzicke. Aber warum nur? Habe ich womöglich so viel Angst, ihn zu verlieren, dass ich versuche, ihn wegzustoßen, bevor er es tun kann?
Er will mit mir nach Frankreich fahren, verdammt noch mal. Was will ich denn noch?
»Sebastian?«, sage ich leise.
»Ja?«
»Es tut mir leid.«
»Schon okay.« Er greift nach meiner Hand. »Jeder kann mal schlecht drauf sein.«
Ich nicke und sinke noch ein Stückchen tiefer in meinen Stuhl, aber Sebastian scheint plötzlich wieder bester Laune. Er beugt sich über den Tisch zu mir, legt den Zeigefinger unter mein Kinn, zieht mich sanft zu sich und küsst mich vor allen Gästen.
»Das wollte ich schon den ganzen Abend tun«, flüstert er.
»Ich auch«, murmle ich. Oder zumindest dachte ich, dass ich das gerne getan hätte. Immer noch ein bisschen wütend und
verwirrt, lehne ich mich wieder in meinen Stuhl zurück. Aber dann richte ich mich wieder auf, drücke den Rücken durch und nehme noch einen Schluck von meinem Martini. Manchmal ist es besser, die unguten Gefühle einfach zu verdrängen und darauf zu hofen, dass sie sich von selbst verflüchtigen.
Kleine Verbrechen
»Wow«, sagt George, als ich in die Küche komme.
Er und mein Vater sitzen wie alte Kumpels einträchtig am Tisch und unterhalten sich über ihre Erfahrungen an der Brown University.
Ich sehe ihn fragend an.
»Deine Tasche«, sagt George. »Die ist toll. Wie für dich gemacht. «
»Findest du?«
Eigentlich sollte ich mich über das Kompliment freuen, aber es kommt leider vom falschen Mann. Nach der emotionalen Achterbahnfahrt gestern Abend mit Sebastian, die damit endete, dass wir uns vor dem Haus in seiner Corvette leidenschaftlich küssten, bis mein Vater das Außenlicht ein paarmal ein-und ausschaltete, habe ich ehrlich
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