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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Toilette zurück. Er verflucht den Maschinenkaffee. »Beschissenes Java-Mokka-Zeug«, sagt er, »die verfickten Kaffeeröster müsste man anzeigen wegen Vernichtung von Arbeitszeit … und … Vernichtung von Nahrungsmitteln. Ich könnte schwören, achtzig Prozent von dem, was ich grade ausgeschissen habe, hätte ich noch verwerten können. Das ist kein Kaffee, sondern das reinste Abführmittel.« Tiptop unterdrückt ein Gähnen.

    Allmählich wird es Zeit. Tiptop, der seine – todschicke – Lederjacke die ganze Zeit nicht ausgezogen hat, geht zur Flurtür und öffnet sie. Simpel zieht sich seine Normalitäts-Tarnjacke und dito Schuhe an. Er steht auf einem Bein und bindet sich den Schuh. Nicht lange, und er verliert das Gleichgewicht; er knallt mit einem Ellbogen an die Wand, statt den Fuß abzusetzen. Jetzt steht er in einem unwahrscheinlichen Winkel schräg an die blassgelbe Betonwand gelehnt da, den Jackenkragen über die Ohren geschlagen, und flucht in einem kontinuierlichen Strom vor sich hin. Tiptop geht auf Strümpfen in den Flur zu seinen RUDOLPH-BOSTON-Schuhen. Sie sind merkwürdig sauber, wenn man an den Schneematsch draußen denkt.

    – Scheißwetter draußen, was?, fragt Simpel, als sie im Treppenhaus auf den Fahrstuhl warten.
    – Scheißwetter, bestätigt Tiptop.
    – So ’ne Überraschung, murmelt Simpel. Kein Wunder, dass man zum Arschloch wird bei dem Klima jahraus und jahrein. Verfluchte Scheiße. Du kannst dich nicht beschweren, Tiptop, du liegst die ganze Zeit unter heißen ARRI-Lampen und fickst gebräunte Solariumsweiber.
    – Ich sag ja gar nichts, ich …
    – Nein …
    – Nein.
    – Nein … Dann hör auf, dich zu beschweren.
    – …
    – Wie ist die COCKA-HOLA-Produktion gelaufen?
    – Gut … gut … Tiptops Blick flackert unmerklich.
    – Schönschön, ich hab keinen Scheißton darüber gehört. Alle stumm wie die Austern. Warum hat mir keiner was erzählt? Hä?
    – Es gibt nichts Besonderes zu erzählen, lügt Tiptop. Wir haben uns ja seitdem auch nicht mehr gesehen.
    – Hör mal her, da gibt es was, das heißt Te-le-fon, ja, einen kleinen Anruf hättest du dir sicher noch leisten können, als du fertig gefickt hattest. Sonst rufst du mich immer an, wenn ein Film im Kasten ist, Tiptop, behaupte nicht das Gegenteil.
    – Nein, aber … dein Telefon ist ja fast nie an.
    – Eh, eh, eh, jetzt mach mal nen Punkt, Tiptop, ich sitze die ganze Zeit da und halte das Ladegerät im Anschlag, falls der Scheißakku schlappmachen sollte, und abschalten tu ich das Telefon NIE, da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen … VERFICKTE SCHEISSE!

    Tiptop zuckt zusammen.

    – Bitte, Simpel, das muss doch nicht …
    – Ich hab das BOSCH drinnen vergessen, SCHEISSE, halt den Aufzug fest, ich hol es schnell …

    Simpel hastet den Flur zurück, fummelt nach dem Schlüsselbund, versucht es zweimal mit einem falschen Schlüssel (er kriegt nach jedem Wohnungswechel neue und hat die Übersicht verloren), er keift und flucht mit gebeugtem Nacken vor dieser Tür, die eher aussieht, als wäre dahinter eine Zelle als eine Wohnung, und irgendwann ist er drin. Tiptop hält die Fahrstuhltür mit einer Hand auf und blickt an sich hinunter. Er sieht die Beulen in der dicken Stahltür und die Etagenknöpfe. Die Knöpfe sind fingerdicke Plastikröhren, die gelblich aufleuchten, wenn man sie drückt. Die Plastik-Wandverkleidung im Aufzug ist bis in einen Meter siebzig Höhe fast restlos mit schwarzem Filzer vollgekliert. Der Nothalteknopf ist weggekokelt, rotschwarzes geschmolzenes Plastik verklebt das Loch, in dem er gesessen hat. Neben dem Knopfschild ist ein SCHINDLER-Fahrstuhlzertifikat angenietet; das Datum liegt 19 Jahre zurück. Das zulässige Höchstgewicht ist um vier Nullen erweitert worden, jetzt steht da 5.000.000 kg. Die Nullen sind so akkurat ausgeführt, dass sie fast echt wirken. Er hört Simpels Tür knallen. Tiptop trommelt mit den Fingern auf zwei Etagenknöpfe, ohne sie zu drücken. Er kehrt dem Hausflur den Rücken und blockiert die Tür abwechselnd mit dem Hintern und der Ferse. Jetzt wird die Tür aufgezogen und Tiptop dreht sich zu Simpel um, aber das ist nicht Simpel, sondern eine ziemlich verbiesterte alte Frau. Sie schiebt sich an ihm vorbei, stellt sich mitten in den Aufzug und drückt demonstrativ dreimal auf den Knopf fürs Erdgeschoss. Tiptop schaut in den Flur zu Simpels Zelle.

    – Ich wart noch auf einen, auf Simpel da drüben, weißt du … er holt nur schnell sein

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