The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
besser zu sehen.
„Der McLean? Fingal, oder wer? Ich meine, der Laird?“, fragte ich.
Als wären es die Männer nicht gewohnt, einer Frau eine Erklärung abzugeben, starrten mich die Wachen an, und auch Payton drehte sich mit gerunzelter Stirn zu mir um.
„Natürlich mein Vater. Was denkst du denn, wer außer ihm befugt wäre, Blairs Anordnungen zu widerrufen?“
„Mir egal, wer hier welche Befugnis hat. Hauptsache, du bringst mich ganz schnell hier weg“, erwiderte ich leise und riss meinen Arm los.
Die Wachen zogen die Säbel.
„Lasst stecken, Männer, ich liefere sie höchstpersönlich bei meinem Vater, dem Laird, ab.“
Die Wachen nickten unschlüssig, steckten aber dennoch die Säbel ein und machten kehrt. Payton wartete nur kurz, bis die Schritte verklungen waren, ehe er sich zu mir umdrehte und mich wütend anfuhr:
„Du dummes Weib! Bist du von Sinnen? Weißt du, was Männer wie diese mit Gefangenen machen, die sich widersetzen? Die fragen nicht lange, ehe sie dir die Zähne ausschlagen! Willst du das? Dann ist dein Lächeln sicher nicht mehr so betörend wie jetzt.“
Ich zuckte unter seinen Worten zusammen. Er war wirklich wütend. Ob über mein Verhalten oder, weil er sich Sorgen um mich gemacht hatte, konnte ich nicht sagen, hätte aber eher auf Letzteres getippt. Versöhnlich fasste ich nach seiner Hand.
„Ich wollte das nicht. Aber ich kann nicht in den Kerker. Ich kann das nicht, bitte, du darfst das nicht zulassen.“
„Das habe nicht ich zu entscheiden“, antwortete er knapp und sah dabei an mir vorbei.
„Payton, bitte. Sei ehrlich zu dir selbst. Du hast mich geküsst, mich auf dein Pferd geholt und mich gerade eben vor diesen Kerlen verteidigt. Dir liegt etwas an mir, das sehe ich doch. Also bitte, lass nicht zu, dass man mich in den Kerker sperrt.“
Er trat einen Schritt zurück.
„Du täuschst dich mit dem, was du zu sehen glaubst. Außerdem ist es egal. Bei meiner Ehre, Sam, leistete ich meinem Vater mit zwölf Jahren einen Eid, ihm zu folgen und seine Worte als mein Gesetz anzunehmen. Meine Wünsche finden bei wichtigen Angelegenheiten kein Gehör. Du kannst dir also falsche Liebesbekundungen sparen, denn ich kann dir nicht helfen.“
Damit schob er mich vor sich her, den Weg, den wir gekommen waren zurück auf den Burghof. Vorbei an dem Hufschmied, dessen Ambos nun verlassen war, in den Wohnturm hinein. Wir durchquerten den dunkeln Flur und gingen geradeaus auf eine große Flügeltür zu. Paytons abweisender Gesichtsausdruck hielt mich davon ab, noch etwas zu sagen. Denn das Einzige, was ich hätte sagen können, würde er mit Sicherheit nicht hören wollen. Ich täuschte mich nicht !
Auf Fingals Geheiß hin traten wir ein.
„Vater, du hast nach der Gefangenen geschickt?“
Fingal lehnte an einem der geöffneten Buntglasfenster und sah hinunter in den Hof, drehte sich aber gemächlich zu uns um.
„Richtig, mo bailaich. Blair wollte für alles vorsorgen, war aber mit meinen Wünschen nicht vertraut. Ehe ich also entscheide, was bis zu Cathals Eintreffen …“, er nickte mir zu, „… mit dir geschieht, wollte ich zuerst noch etwas mehr erfahren. Du gibst mir Rätsel auf, Lassie. Darum schlage ich vor, wir alle waschen uns den Reisestaub vom Körper, nehmen in der Halle ein gepflegtes Mahl ein, und danach siehst du dir zusammen mit Nanny MacMillan meine Wunde an.“
Fingal trat an den Schreibtisch, nahm ein dickes ledergebundenes Buch auf und stellte es in eine Lücke im Bücherregal. „Zwei Heilerinnen sind mir lieber als eine. Ich habe es dir zu verdanken, heute wieder auf dem Weg der Besserung zu sein. Deshalb werde ich dir zwar immer jemanden an die Seite stellen, dich aber ansonsten als einen – nennen wir es – besonderen Gast begrüßen. Du wirst dich um meine Verletzung kümmern, und im Gegenzug die Erlaubnis erhalten, dich hier frei zu bewegen.“
Er studierte mein Gesicht. „Bist du damit einverstanden?“
Ich konnte kaum glauben, was er mir da vorschlug. Schnell, um ihm keine Zeit zu lassen, seine Idee noch zu überdenken, nickte ich.
„Ja, sicher, ich …“
„Gut“, rief er und kam um den Tisch herum. „Payton, lass uns bitte einen Moment allein.“
Damit scheuchte er ihn aus dem Zimmer und schloss die Tür sorgfältig, ehe er mir wieder seine volle Aufmerksamkeit widmete.
„Was …?“
„Schweig! Ich habe soeben klargestellt, dass man dich wie einen Gast in meinem Heim zu behandeln hat. Damit biete ich dir weit mehr als nur meinen
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