The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
unwichtig?“
„Hör zu, du warst verletzt, ich wollte dich nicht beunruhigen und …“ Sean zuckte hilflos mit den Schultern. Payton wollte auch keine Erklärung hören.
„Und jetzt? Was soll ich jetzt tun? Was passiert nun mit mir?“
„Ich weiß es nicht, Bruder, aber ich schwöre dir, ich lasse dich nicht sterben“, versicherte Sean, der die Stirn furchte, als suchte er schon fieberhaft nach einer Lösung.
„Sie sprach den Fluch. Ich habe nicht jedes Wort verstanden, aber sie murmelte etwas davon, es sei ein Fehler gewesen, Sam gehen zu lassen, und dass du die Schuld dafür tragen würdest, weil du bereit warst, für Sam zu sterben. Darum solltest du auch sterben.“
„Gehen zu lassen? Was meinte sie damit?“
„Das ist es ja, ich dachte, sie redet wirres Zeug, darum nahm ich das alles nicht so ernst. Ich habe ihren Hass unterschätzt.“
Payton sah die Gänsehaut auf Seans Armen, als dieser sich an die Ereignisse am San Dupont Boulevard erinnerte. Nathaira hatte verhindern wollen, dass der Fluch durch Sam weiter geschwächt wurde. In dem Moment, als sie sich in die Enge getrieben fühlte, hatte sie in ihrem Wahn den Mord an ihrer Stiefmutter und seinem kleinen Bruder zugegeben. Den Schmerz, den dieses Geständnis ausgelöst hatte, und alles, was dort geschehen war, würde er lieber vergessen. Auch wenn sein Handeln an jenem Tag, sein selbstloses Eintreten für Samantha, den Fluch, der auf ihnen allen fast drei Jahrhunderte gelastet hatte, beendete.
„Wenn ich sterben soll, weil ich Sams Leben gerettet habe, dann bereue ich es dennoch nicht. Wenn es das war, was Nathaira erreichen wollte, dann war ihre Mühe umsonst. Ich würde selbst mit dem Wissen um ihren Fluch jederzeit wieder so handeln – nur würde ich ihr zuvor die Kehle durchschneiden!“
„Mit Sicherheit war dies ihre Absicht. Und stell dir vor, welche Schuld sie damit auf Sams Schultern lädt. Du sollst sterben, weil sie überlebt hat ... Denkst du, Sam kann damit umgehen?“
Payton schüttelte den Kopf. So weit hatte er noch nicht gedacht. Sicher würden die Schuldgefühle ihr Leben zerstören.
„Wir dürfen ihr das auf keinen Fall sagen“, beschwor er seinen Bruder.
„Wie stellst du dir das vor? Willst du etwa hierbleiben und darauf warten, dass Nathairas Fluch sich erfüllt?“, fragte Sean ungläubig nach. „Ich habe dir das alles erzählt, weil es einfach eine Möglichkeit geben muss, dich zu retten!“
„Mich retten?“
Was sollte ihn schon retten? Das wäre ja wie zwei Sechser im Lotto – direkt hintereinander.
„Was weiß ich schon, aber wir hätten es ja bis vor Kurzem auch nicht für möglich gehalten, von Vanoras Fluch erlöst zu werden. Also müssen wir es zumindest versuchen.“
„Wie denn?“, fragte Payton, dem die Aufregung merklich die Kraft raubte. Er fühlte sich schwach und zittrig. Und er hatte Angst. Er wollte nicht sterben. Wollte nicht, dass Nathaira nach allem, was geschehen war, nun doch den Sieg davontragen würde. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und atmete tief ein. Was immer Sean auch vorschlagen würde, Payton würde es tun. Er würde auch diesmal nicht kampflos aufgeben. Nur wusste er nicht, wo er noch die Kraft für diesen Kampf hernehmen sollte.
„Ich habe gedacht, wir könnten vielleicht in Nathairas Unterlagen etwas finden. Schließlich hat sie sich ständig mit diesen Dingen befasst“, schlug Sean vor.
„Hm, oder vielleicht kann mir dieser Roy Leary helfen“, überlegte Payton laut.
„Roy wer?“
„Kennst du nicht. Ich weiß auch nicht viel über ihn, aber er wusste dafür umso mehr über uns und Vanora. Ihn zu fragen, kann nicht schaden.“
„Gut, gut. Dann müssen wir in jedem Fall so schnell wie möglich zurück nach Schottland. Ich geh packen. Klär das hier und komm zum Motel, damit wir loskommen.“
„Klären? Was soll ich Sam denn sagen, ohne dass sie sich schuldig fühlen wird?“
„Nichts. Wenn sie weiß, dass es dir schlecht geht, dann lässt sie dich nicht allein nach Schottland. Kommt sie aber mit, wird sie dich entweder sterben sehen oder unsere Nachforschungen behindern, sofern sie nicht erfahren soll, was für eine Rolle sie selbst dabei spielt.“
„Aber ich kann sie nicht einfach verlassen …“
„Mach, was du für richtig hältst, aber ich glaube, in ihrem Alter kommt man leichter damit klar, verlassen zu werden als die Schuld am Tod eines geliebten Menschen zu tragen.“ Damit drehte sich Sean um und verschwand, wie er gekommen war,
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