The Cutting
hinter uns, mehr nicht. Wenn es mir gelingt, ihn abzuschütteln, kann ich Ihnen helfen. In einer Minute biege ich scharf links in eine Seitenstraße ab. Ich schalte vor der Abzweigung die Scheinwerfer aus. Wir werden sehr schnell sein, also halten Sie sich fest, so gut es geht. Sobald wir um die Ecke gebogen sind, fahre ich links an den Fahrbahnrand. Dann steige ich aus. Sie bleiben währenddessen unten. Üben Sie weiter Druck auf die Wunde aus. Ich helfe Ihnen, so schnell ich kann. Haben Sie das verstanden?«
»Ja.« Ihre Stimme war nur noch ein raues Flüstern. Sie sah blass aus. Wertvolle Sekunden verrannen. Die Abzweigung kam schnell näher. Dort standen ein paar Bäume, die als Deckung geeignet waren. Er schaute in den Rückspiegel. Der Schütze war vielleicht zweihundert Meter hinter ihnen. »Jetzt«, sagte er.
McCabe machte die Scheinwerfer aus, bremste, schaltete einen Gang herunter und riss das Lenkrad mit einem Ruck und fast blind nach links. Der T-Bird schlug einen Haken von über neunzig Grad. McCabe korrigierte ein wenig, trat aufs Gas, schoss knapp an einem Baum zu seiner Linken vorbei und in die Seitenstraße hinein. Er hielt am linken Fahrbahnrand und schaltete den Motor aus.
Als er aus dem T-Bird sprang, sah er die schwärzlichen Umrisse eines Geländewagens an der Abzweigung vorbeidonnern. Die Lichter waren einen Augenblick lang verschwunden. Falls sie weiterfuhren, konnte McCabe Sophie helfen. Falls nicht, musste er sich auf das Schlimmste gefasst machen. Er klappte den Kofferraumdeckel auf und holte die Mossberg heraus. Durch die Bäume hindurch sah er die Lichter des Geländewagens langsamer werden und dann umkehren. Der Schütze kam wieder. Sophie wurde immer schwächer, verlor immer mehr Blut. Der Geländewagen fuhr im Rückwärtsgang ein Stück an der Abzweigung vorbei, bog links ein und kam auf McCabe zugeschossen.
Er legte die Mossberg an und trat auf die Straße. Die Scheinwerfer des SUV kamen rasch näher, waren genau auf ihn gerichtet. Er lud durch und schoss, lud noch einmal und schoss erneut. Vier volle Schrotladungen Kaliber 12 schlugen vorne in den Geländewagens ein, ließen die Windschutzscheibe zersplittern, die beiden Vorderreifen zerplatzen und die Scheinwerfer erlöschen. Er sprang zur Seite. Der arg versehrte SUV schlingerte zunächst nach links, dann nach rechts und krachte schließlich frontal gegen einen großen Ahorn auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Airbag platzte auf. Aus dem Kühler spritzte aus etwa hundert Löchern gleichzeitig Kühlflüssigkeit.
McCabe stürzte zu dem Fahrzeug. »Raus. Ohne Waffe. Sofort.«
Mit einem Ruck flog auf der anderen Seite des Wagens die Beifahrertür auf. Ein Mann sprang heraus und nutzte den Wagen und den Baum als Deckung. Er hielt ein Gewehr mit Zielfernrohr in der Hand, sprang über eine niedrige Steinmauer und rannte auf das Feld, im Zickzack und mit hoch erhobener Waffe. Obwohl es dunkel war und McCabe ihn nur von hinten sehen konnte, war ihm klar, dass das nicht Philip Spencer war. Dieser Mann hier war deutlich kleiner, mit kahl rasiertem Schädel und Gewichtheberschultern. Er lief schnell. Als McCabe an der Mauer angelangt war und zielen konnte, war er bereits jenseits der Fünfzig-Meter-Marke und damit außer Reichweite der Mossberg. McCabe jagte ihm trotzdem ein paar Schüsse hinterher. Der Mann achtete nicht darauf und rannte weiter, bis die Dunkelheit ihn verschluckte. McCabe hastete zurück zum T-Bird, legte die Mossberg neben der Fahrertür auf den Boden und stieg ein. Er hob Sophies Kopf an, schob sich darunter und bettete ihn in seinem Schoß. Er presste die Finger seiner rechten Hand oberhalb der Wunde an die Innenseite ihres Arms und löste ihre Finger ab, damit sie sich ein wenig erholen konnten. Er drückte die Brachialarterie direkt auf den Oberarmknochen. Dadurch wurde die Blutung gestoppt. Sophie war bei Bewusstsein, aber selbst im fahlen Licht der mondhellen Nacht war zu erkennen, wie bleich sie war. Ihre Haut fühlte sich kalt und klebrig an. Er drückte die Wahlwiederholung auf seinem Handy und sagte, sie sollten sich beeilen.
Den Scharfschützen zu Fuß zu verfolgen war ausgeschlossen. Dann hätte er mit Schrotgewehr und Pistole bewaffnet einem geübten Schützen mit Präzisionsgewehr und Nachtsichtglas gegenübergestanden. Und, was noch wichtiger war, Sophie wäre verblutet. Er konnte nichts weiter tun, als auf Hilfe zu warten und zu hoffen, dass der Schütze nicht umkehrte, um sie beide zu
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