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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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jetzt wichtig –, sind Sie da auch wieder im Autobahntempo weitergefahren, oder hat es sich eher angefühlt, als wären es kleinere Straßen? Mit Zwischenstopps, Kurven und so weiter.«
    »Wir sind nur noch kurz auf der Autobahn geblieben, vielleicht fünf Minuten.«
    McCabe überlegte und kam zu dem Schluss, dass sie wohl auf der I-95 geblieben und bei Augusta abgefahren waren.
    »Nach dem Verlassen der Autobahn, wie lange hat die Fahrt da noch gedauert?«
    »Eine ganze Weile. Über eine Stunde. Vielleicht auch zwei. Wir sind, glaube ich, ziemlich schnell gefahren, mit kurzen Zwischenstopps. Auf einer zweispurigen Straße. Ich habe das Zischen der entgegenkommenden Autos gehört. Außerdem ist der Fahrer immer wieder mal ruckartig ausgeschert, hat schnell beschleunigt und ist dann genauso ruckartig wieder in die Spur zurückgekehrt. Die letzten paar Kilometer sind wir dann über eine Straße mit vielen Schlaglöchern gefahren.«
    Ungefähr zwei Stunden von Augusta, auf Landstraßen. Das waren maximal hundertzwanzig oder hundertdreißig Kilometer. Gegen Ende noch einmal kleinere Straßen. Das schränkte die Auswahl weiter ein. »Haben Sie eine Ahnung, in welche Richtung Sie gefahren sein könnten, vielleicht durch den Sonnenstand oder so?«
    »Nein.«
    »Überlegen Sie doch noch einmal, was Sie nach der Ankunft am Ziel, nachdem Sie aus dem Wagen ausgestiegen sind, wahrgenommen haben. Versetzen Sie sich dorthin zurück. Geräusche. Gerüche. Wie hat sich der Boden unter Ihren Füßen angefühlt?«
    Sophie wühlte in ihrer Tasche nach der nächsten Zigarette. Sie zündete sie an und sog den Rauch tief in ihre Lungen. Mit offenen Augen dachte sie über seine Frage nach. »Ich glaube, wir waren in einem Waldgebiet. Ich habe Tannenduft gerochen. Der Boden war weich.«
    »Haben Sie das Meer gerochen? Oder Möwen gehört? Andere Vögel vielleicht?«
    »Nein, ich glaube nicht. Man hat mich ins Haus geführt. Dabei sind wir bergauf durch steiniges Gelände gegangen. Ich bin ein, zwei Mal umgeknickt. Er hat mich festgehalten. Beim Haus angekommen hat er eine Tür aufgemacht. Dann ging es sofort drei ziemlich lange Treppen hinunter. Jeweils dreizehn Stufen. Ich habe sie genau gezählt, weil ich immer noch nichts sehen konnte. Er hat mich am Arm festgehalten und mir vor der letzten Stufe Bescheid gesagt.«
    Drei mal dreizehn. Neununddreißig.
    Neununddreißig Stufen vom Erdgeschoss nach unten. Neununddreißig Stufen? Noch eine bewusste Anspielung auf einen Film, diesmal auf einen frühen Hitchcock-Klassiker? Oder spann er sich da etwas zurecht? Treppen mit dreizehn Stufen waren ja nichts Ungewöhnliches. Also gut. Neununddreißig Stufen, die wohin genau führten? In einen Keller? Ein unterirdisches Operationszentrum? Irgendwo im Wald. Mit Operationssaal, Aufwachraum, Umkleidezimmern. Vielleicht auch einer Gefängniszelle für die Opfer.
    Sophie fiel noch etwas ein. »Man hat mich in ein kleines Zimmer gebracht, eigentlich kaum größer als ein Wandschrank.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Dort habe ich endlich die Augenbinde abgenommen. Man hat mich angewiesen, Operationskleidung anzuziehen und vor Verlassen des Zimmers einen Mundschutz und eine Kopfhaube anzulegen. Dann habe ich mich fertig gemacht. Im Zimmer gab es auch ein Waschbecken mit Desinfektionsseife. Die anderen habe ich erst im OP gesehen.«
    »Konnten Sie das Gesicht des Chirurgen erkennen?«
    »Nein, nicht richtig. Er hat den OP mit Mundschutz und Schutzbrille betreten. Sein Assistent und der Anästhesist genauso. Alle anderen haben die ganze Zeit über den normalen OP-Mundschutz getragen. Namen wurden nicht genannt. Jeder von uns hat einen Codenamen bekommen, mit dem wir uns dann im OP angesprochen haben. Meiner war Catwalk.«
    »Hatte der Name irgendeine spezielle Bedeutung?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Wie viele Leute waren im OP?«
    »Sechs. Der Chirurg. Sein Assistent. Eine Narkoseschwester. Ich. Und noch zwei Pflegekräfte. Ein sehr kleines Team für eine Transplantation. Ich war mir nicht sicher, ob wir das überhaupt schaffen können, aber der Chirurg war sehr gut.«
    »Haben Sie mit den anderen geredet?«
    »Nur das Nötigste. Keiner kannte die Namen der anderen. Wir haben den Mundschutz getragen, bis wir das Haus wieder verlassen hatten. Man hat uns gesagt, das sei zu unserem eigenen Schutz.«
    »War es jedes Mal dasselbe Team?«
    »Nein. Eine Pflegekraft wurde ausgetauscht.«
    McCabe ließ sich die Größe des OP-Teams kurz durch den Kopf gehen.

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