The Cutting
Stockwerk. Der andere kam gerade aus dem sechsten nach unten. Er hielt vielleicht noch zwei, drei Mal an, bevor er endlich das Erdgeschoss erreichte.
McCabe sah sich nach dem nächstgelegenen Treppenhaus um. Er entdeckte ein Hinweisschild und rannte los.
Der Schütze betrat die zweite Etage und blickte den Flur hinab zu der offen stehenden Fahrstuhltür. Das reinste Chaos. Noch besser, als er gehofft hatte. Ärzte, Krankenschwestern und Wachleute, alle schrien sie durcheinander und rannten auf die Fahrstuhlkabine mit Charles’ Leiche zu. Sogar die Bullen hatten ihre Posten verlassen. Einer rannte auf die Menschenansammlung zu, blieb nach drei Metern stehen und beobachtete das Durcheinander, ohne auf die Zimmertür in seinem Rücken zu achten. Der zweite Bulle blieb zwar in der Nähe der Tür, war aber ebenfalls aufgestanden und sah dem Geschehen zu. Er hatte dem Schützen den Rücken zugewandt.
Nach allem, was er hören konnte, hatte Charles zwar ein gebrochenes Genick, war aber noch am Leben. Zäher Bursche. Normalerweise hätte dieser Ruck ihm den Garaus machen müssen. Der Schütze schnappte sich einen verlassenen Speise-Rollwagen und schob ihn auf Sophies Zimmer zu. Vor der Tür blieb er stehen. So leise wie möglich öffnete er die Tür und schob den Wagen hinein. Als er sie wieder zuzog, hörte er den Bullen vor der Tür rufen: »Hey, wo wollen Sie denn hin?« Der Schütze ließ den Rollwagen mitten im Zimmer stehen und huschte hinter die Tür. Er zog das Blackie-Collins-Messer aus seinem Knöchelfutteral und ließ es aufschnappen.
McCabe war schon im zweiten Stock angelangt, als Maggie noch einen ganzen Treppenabsatz vor sich hatte. Er sah eine Menschenansammlung vor dem Fahrstuhl am einen Ende des Flurs. Zu seiner Linken, etwa auf halber Strecke, betrat Comisky in geduckter Haltung und mit gezogener Waffe das Zimmer 208. Die Tür klappte hinter ihm zu. McCabe sprintete los und riss dabei die Fünfundvierziger aus dem Halfter.
Er trat die Tür auf, die Automatik fest in der Hand. Kevin Comisky lag sich windend auf dem Boden. Er hielt mit den Händen seinen Hals umklammert und versuchte verzweifelt, die Blutfontänen zu stoppen, die aus seiner zerfetzten Halsschlagader spritzten und seine Lebenszeit in rasanter Geschwindigkeit verrinnen ließen. Ein Mann in OP-Kleidung stand über ihn gebeugt da. Er hielt ein Messer mit einer kurzen, blutverschmierten Klinge in der Hand. Auf seinem Gesicht zeichnete sich angesichts McCabes plötzlichem Erscheinen Verwunderung ab. Die Verwunderung schlug in Wut um. »Zu spät, Arschloch!«
Der Mann machte ein paar schnelle Schritte auf Sophies Bett zu und holte aus, um die Klinge in ihren bewusstlosen Körper zu stoßen. McCabes Kugel traf ihr Ziel mitten in der Bewegung, schlug in die rechte Schulter ein, zerschmetterte einen Knochen, schleuderte den Schützen nach hinten. Blut spritzte aus der Wunde. Wie ein jähzorniger Stier drehte er sich zu McCabe um. Irgendwie schaffte er es immer noch, das Messer festzuhalten.
McCabe warf sich auf ihn, packte den verletzten Arm, drehte ihn auf den Rücken des Mannes, schob ihn von Sophie weg auf die Wand zu. Der Mann heulte auf vor Schmerz. Doch trotz der Verletzung war er stark wie ein Bulle. Er drehte seinen Körper McCabe zu und rammte ihm seinen linken Ellbogen in die Nieren. Und dann noch einmal. Ein lähmender Schmerz explodierte in McCabes Körper, und er ging zu Boden. Er bekam keine Luft mehr. Der Mann näherte sich ihm. Er war sich seiner Beute jetzt sicher. McCabe hob den Arm und wollte ein zweites Mal abdrücken, musste jedoch verblüfft feststellen, dass er die Fünfundvierziger gar nicht mehr in der Hand hielt. Irgendwie musste sie ihm bei seinem Sturz entglitten sein.
In höchster Panik blickte er sich um. Links. Rechts. Da. Neben dem Bett. Er streckte die Hand aus. Der Schütze war schneller. Er beförderte die Pistole mit einem Fußtritt außer Reichweite, drehte sich um und packte McCabe mit der unverletzten Hand an den Haaren. Er riss ihm den Kopf in den Nacken, so dass der Hals ungeschützt der scharfen Klinge ausgeliefert war. Er hob das Messer, obwohl er es mit dem verletzten Arm kaum festhalten konnte. Verzweifelt wollte McCabe danach greifen, verfehlte es aber. Er war sich sicher, dass jetzt sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Dann plötzlich eine Explosion, ohrenbetäubend laut in dem kleinen Zimmer, und zu McCabes grenzenlosem Erstaunen erschien auf der Stirn des Schützen ein kleines,
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