The Cutting
Kalifornien ausgestellt worden, die Kreditkarte ist eine Visakarte, ausgestellt von Capital One. Beide Male ist als Heimatadresse 5333 Zoo Drive, Los Angeles, angegeben«, sagte Eddie Fraser.
»Lass mich raten: der Zoo von L.A.?«
»Ganz genau.«
»Diese Typen sind ja richtige Komiker. Habt ihr sonst noch irgendwas im Auto gefunden?«
»Die Fingerabdrücke überprüfen wir in Portland. Die Spermaprobe geht ins Labor in Brunswick.«
»Er musste ziemlich überstürzt abhauen. Hat er irgendetwas liegenlassen?«, wollte McCabe wissen.
»Hat er«, bestätigte Tasco. »Ein paar CDs mit Country-Musik und eine alte DVD, die er anscheinend gebraucht im VideoPort in der Middle Street gekauft hat. Ich schätze mal, dass er sich gerne bei einem Film entspannt, nachdem er jemanden umgebracht hat.«
»Lass mich nochmal raten: Der Schakal.«
»Und wieder gewonnen. Eine teure Lederjacke haben wir auch noch gefunden. In den Taschen war aber nichts bis auf eine Dose Pfefferminzbonbons. Fast leer.«
McCabe erstarrte. »Altoids?«
»Ja, genau, Altoids. Auf dem Boden lagen noch ein paar leere Dosen rum. Der Typ muss süchtig danach sein.«
»Scheiße.« McCabe griff nach seinem Handy und tippte Comiskys Nummer ein.
34
Mittwoch, 06.30 Uhr
Der Schütze musterte sein Ebenbild im Toilettenspiegel, während er seinen Kopfverband abschälte. Ganz hübsche Idee für ein Krankenhaus, dachte er, den kahl rasierten Schädel nicht unter einem Hut, sondern unter Mullbinden zu verstecken. Er hatte auch schon mal überlegt, sich eine Perücke zu besorgen. Damit würde er völlig anders aussehen. Aber dann war er zu dem Schluss gekommen, dass er seine Coolness niemals durch etwas so absolut Lächerliches untergraben könnte. Er befühlte die Prellung unterhalb seines linken Auges. Sie tat weh. Dieser gottverdammte Airbag hatte ihn wie eine Faust in die Fresse getroffen. Scheiß drauf. Ließ sich jetzt sowieso nicht mehr ändern. Er zog seine Jeans aus, rollte sie zu einem straffen Bündel zusammen und versteckte sie, so gut es ging, hinter der Toilette. Dann zog er die OP-Sachen an und setzte die kleine, blaue Kappe auf, die der Bulle hatte liegen lassen. Damit würde er nicht weiter auffallen.
Ein letztes Mal prüfte er den Sitz des Blackie-Collins-Klappmessers an seinem Bein. Gut zu wissen, dass er es dabeihatte, auch wenn seine Hände als Waffen völlig ausreichten. Das Gewehr lag im Auto, das er mit neuen Kennzeichen versehen und zwei Querstraßen vom Krankenhaus entfernt abgestellt hatte.
Der Schütze warf noch einen letzten Blick in den Spiegel. Warf sich eine Kusshand zu. Zwang sich, einzuatmen. Auszuatmen. Langsam. Tief. Einmal. Zweimal. Dreimal. Cool bleiben. Nicht zu unruhig. Nicht zu aufgeregt. Tarnung ist alles. Nervosität führt zu Fehlern.
Konzentration. Wenn er irgendwie zu der Zicke ins Zimmer kommen wollte, dann brauchte er einen von diesen Hausausweisen aus Plastik, die die alle um den Hals hängen hatten. Er musste sich einen ausborgen. Das war Aufgabe Nummer eins. Er verließ die Toilette, knipste das Licht aus und zog leise die Tür ins Schloss.
»Es gibt eine Menge Leute, die Altoids lutschen, McCabe.«
Maggie und McCabe waren schon wieder auf dem Turnpike und fuhren in Richtung Cumberland Medical. Mittlerweile war der Verkehr spürbar dichter geworden, und McCabe umkurvte mit heulender Sirene die Vorboten des Berufsverkehrs.
»Das ist mir auch klar, aber ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass mit diesem Typen irgendwas nicht stimmt. Ich hätte es sehen müssen. Ich hätte ihn an seiner Statur erkennen müssen. Die hat einfach nicht zu einem alten, betrunkenen Matrosen gepasst.«
»Komm schon, sei nicht so streng mit dir. Mir ist klar, dass du dich manchmal für Mr. Super-Bulle hältst, aber wie heißt es so schön? Shit happens. Wir machen alle mal Fehler. Sogar du.«
»Wenn du lange genug bei der Mordkommission warst, dann geht es dir in Fleisch und Blut über, dass jeder Fehler einen Unschuldigen das Leben kosten kann. Sogar einen nicht ganz so Unschuldigen wie meinen Bruder Tommy.«
Beim Einkaufszentrum fuhr McCabe von der I-95 ab und wechselte auf den Zubringer zur I-295. Wenige Minuten später waren sie an der Ausfahrt Congress Street angelangt und steuerten die Klinik an.
Sophie Gauthier war vom Aufwachraum in ein Zimmer im zweiten Stock verlegt worden. Es war nicht weiter schwierig gewesen, das rauszukriegen. Als der Schütze einen Polizisten entdeckt hatte, der mit zwei
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