The Cutting
und Liebhaber von Wendy befragt. Immer noch nichts.
Auch eine gründliche Durchsuchung des gesamten Gebiets blieb ohne jedes Ergebnis. Um es mit den Worten eines Reporters des Press Herald zu sagen: Sie hatte sich »einfach in Luft aufgelöst«. McCabe war sich ziemlich sicher, dass das nicht der Fall gewesen war.
Katie Dubois und Wendy Branca. Damit fehlte aber immer noch ein Herz. Da er wusste, dass Darryl Pollock schwul war, und davon ausging, dass Spencer sich für beiderlei Geschlechter interessierte, schnappte McCabe sich auch noch die Akten mit den vermissten jungen Männern. Es dauerte über eine Stunde, doch dann fand er, wonach er gesucht hatte. Mitte April, wenige Wochen vor dem Examen, war ein Student des Bowdoin College in Portland, ein gewisser Brian Henry, spurlos verschwunden. Henry war blond, gut aussehend, ein aufstrebender Stürmer in der Fußballmannschaft, und er machte kein Geheimnis aus seiner Homosexualität. Womöglich also ein sexuell interessantes Zielobjekt, aber im Gegensatz zum Fall Wendy Branca gab es hier keinerlei Hinweise darauf, wo Spencer Henry getroffen oder mitgenommen haben könnte. Nach Angaben von Henrys Mitbewohner und Partner lebten die beiden in einer monogamen Beziehung und frequentierten keine Schwulenbars oder andere Szene-Treffpunkte. Es war unwahrscheinlich, dass Henry sich einfach aus dem Staub gemacht hatte. Er hatte sein Studium immer ernst genommen und sich auf den Beginn des medizinischen Hauptstudiums im Herbst gefreut. An der Tufts Medical School.
Es war jetzt kurz vor acht Uhr abends. Die Verwaltung der Tufts hatte mit Sicherheit bereits geschlossen. McCabe googelte den Namen des zuständigen Dekans und suchte seine Privatnummer heraus. Der Dekan sagte, ja, es sei nicht ungewöhnlich, dass Bewerbungsgespräche von prominenten ehemaligen Studenten der Fakultät geführt würden. McCabe fragte ihn, ob das auch bei Brian Henry der Fall gewesen sei und, wenn ja, wer mit ihm gesprochen habe. Der Dekan meinte, er könne die Unterlagen frühestens morgen früh einsehen. McCabe erklärte ihm, weshalb er die Information früher benötigte. Der Dekan sagte, er würde in zwanzig Minuten zurückrufen. Das tat er auch.
Es stellte sich heraus, dass Brian Henry tatsächlich von einem ehemaligen Studenten interviewt worden war, und zwar von keinem Geringeren als »einem prominenten Chirurgen und Tufts-Absolventen aus Portland, Herrn Dr. Philip Spencer«. McCabe legte beide Akten in seine Schublade. Brian Henry war also Opfer Nummer drei. Wenn er nicht schnell Fortschritte machte, dann würde Lucinda Cassidy Nummer vier werden, das wusste er.
McCabe rief Maggie zu Hause an. Streng genommen durfte sie sich eigentlich gar nicht mit aktuellen Ermittlungen beschäftigen, aber er brauchte ihre Hilfe. Er erzählte ihr, was er über Wendy Branca und Brian Henry in Erfahrung gebracht hatte.
»Passt das Verschwinden von Henry und Branca zeitlich mit den Operationsdaten zusammen, die Sophie dir genannt hat?«
»So ziemlich. Wir wissen, dass er Katie Dubois nach der Entführung noch ungefähr eine Woche lang am Leben gelassen hat. Die anderen wahrscheinlich auch.«
»Also könnte Lucinda Cassidy immer noch am Leben sein?«, fragte sie.
»Ja, aber die Zeit wird langsam knapp. Mag, ich möchte, dass du etwas für mich tust.«
»Etwas, das irgendwie mit dem Fall zusammenhängt?«
»So etwas in der Art.«
»Du weißt, dass ich das nicht darf.«
»Ich weiß, aber es ist wirklich wichtig. Also sei einfach still und hör zu.«
»Leg los.«
»Falls, wie ich glaube, alle drei Todesopfer plus Cassidy entführt worden sind, um ihre Herzen für Transplantationen zu benutzen, dann können sie nicht einfach willkürlich ausgesucht worden sein. Zumindest die Blutgruppe des Spenders muss mit der des Organempfängers übereinstimmen.«
»Also muss der Entführer zu entsprechenden Aufzeichnungen, zum Beispiel Krankenakten, Zugang gehabt haben.«
»Was vermutlich bedeutet, dass alle vier Akten an ein und derselben Stelle zu finden sind.«
»Im Cumberland?«
»Das nehme ich an.«
»Ob wohl jemand in das Computersystem der Klinik eingedrungen ist?«
»Kann sein. Oder jemand hatte Zugang zu den Daten, weil dieser Jemand zufälligerweise der Superstar-Chirurg der Klinik ist.«
»Vorausgesetzt, alle vier Opfer waren schon einmal Patienten im Cumberland.«
»Ja.«
»Es gibt aber noch mehr Stellen, die Blutgruppen von Patienten oder Klienten speichern. Arztpraxen. Blutlabors. Vielleicht
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