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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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dir einen Durchsuchungsbefehl gezeigt?«
    »Ja.«
    »Also gut. Du sagst kein Wort zu ihnen. Gar nichts. Ich rufe George Renquist an. Dann komme ich nach Hause.«
    Philip legte auf. Hattie stand eine Minute lang einfach nur da, den stummen Telefonhörer in der Hand. Er hatte sich so ruhig angehört. Philip hörte sich immer ruhig an. Schließlich legte auch sie auf. Sie ging durch das Haus, stellte sich an das große Panoramafenster und beobachtete, was sich draußen in ihrer Einfahrt abspielte.
    Sie schlang die Arme fest um die Brust. Ihre Welt, die Welt, die sie so sorgfältig aufgebaut, die sie zwanzig Jahre lang so hingebungsvoll gehegt und gepflegt hatte, schien langsam ins Wanken zu geraten. Die Männer da draußen mit ihren Autos und Transportern und offiziellen Papieren stürmten die Barrikaden, und sie konnte nicht das Geringste dagegen tun. Auf der anderen Straßenseite sah sie Ellen Markham, die neugierige kleine Schleimscheißerin, auf der Eingangstreppe ihres Hauses stehen und herüberstarren. Das waren Neuigkeiten, die sie ihrem Mann, diesem geldgierigen Rechtsverdreher, heute Abend beim Essen mit größter Freude servieren würde. Und ebenso all ihren Freunden, wer immer die sein mochten.
    »Stellt euch vor!«, konnte Hattie sie sagen hören. »Bei Spencers war heute den halben Tag lang die Polizei. Angeblich soll es irgendwas mit dem Mord an diesem Mädchen zu tun haben. Katie Dubois. Was meint ihr, wonach werden die wohl gesucht haben?«
    Oh ja, heute Abend würde bereits ganz Portland Bescheid wissen. Hattie trat vor den Schrank aus Walnuss-Wurzelholz und füllte einen Kristallkelch zur Hälfte mit Gin. Sie würde ihre spitzen Bemerkungen ertragen. Sie war aus härterem Holz geschnitzt. Mit dem Glas in der Hand nahm sie ihren Beobachtungsposten am Fenster wieder ein. Wonach diese Leute wohl suchten? Und was würden sie finden? Was war eigentlich genau geschehen in dieser letzten Woche, die sie oben in Blue Hill verbracht hatte? Sie hatte eine leise Ahnung.
    Jetzt bog Philips Auto, der schwarze BMW, in die Einfahrt ein. Er hielt hinter dem roten Auto an, das dem Lexus den Weg versperrte. Ein Polizist in Uniform wies Philip an, auf der Straße zu parken. Er gehorchte, aber als er aus seinem Wagen ausstieg, da war auf seinem Gesicht jene seltsame, stille Wut zu sehen, die sie so gut kannte. Er ging auf McCabe und den pummeligen Staatsanwalt zu, den McCabe mitgebracht hatte. Bert Lump. Philip sagte etwas. McCabe reichte Philip den Durchsuchungsbefehl. Er warf einen Blick darauf und sagte wieder etwas. Wahrscheinlich eine leise Drohung. Das war immer Philips Methode. Sie wissen lassen, wie viele wichtige Menschen er kannte. Dann traf George Renquist ein, ihr gemeinsamer Rechtsanwalt. George besah sich den Durchsuchungsbefehl und sagte etwas zu Philip. Philip und George drehten der Polizei den Rücken zu. George sagte etwas. Philip schien nicht einverstanden. Er kam auf das Haus zu. Die Haustür schwang auf und wieder zu. Er ging am Wohnzimmer vorbei und die Treppe hinauf. Sie rief nach ihm: »Philip?« Er blickte zu ihr herunter, ohne ein Wort zu sagen, ging ins Schlafzimmer und machte die Tür zu. Hattie nahm ihren Platz am Fenster wieder ein, nippte an ihrem Gin und sah zu, wie ein Abschleppwagen den Lexus auf die Ladefläche hievte. Dann brachten sie ihn weg.

40
    Mittwoch, 18.00 Uhr
     
    McCabe folgte dem Lexus bis zur Polizeiwerkstatt und ging nach oben in das Großraumbüro der Detectives. Dort wartete er, während Jacobi und seine Leute ihre Arbeit machten. Er sah Jack Batchelder am Schreibtisch sitzen. In den Händen hielt er ein halb verspeistes Fleischklößchen-Sandwich. Er hatte sich eine Papierserviette in den Kragen gestopft, um sein Hemd nicht zu bekleckern. Kauend hob er den Blick. »Wie kann ich dir helfen, Mike?«, sagte er.
    »Ich hatte dich doch gebeten, diese ungeklärten Vermisstenfälle zu überprüfen. Wie weit bist du damit gekommen?«
    Batchelder seufzte. Wahrscheinlich war er nicht besonders erfreut über die Unterbrechung seines Abendessens. Sorgfältig wickelte er die Sandwich-Reste in das Wachspapier, wischte sich die Hände an der Serviette ab und griff nach einer Aktenmappe auf seinem Schreibtisch.
    »Deine Oberlippe«, sagte McCabe.
    »Was?«
    »Deine Oberlippe. Tomatensoße.« McCabe deutete auf die entsprechende Stelle an seinem eigenen Mund.
    Batchelder wurde rot und wischte sich mit der Serviette den Mund ab. »Besser?«, wollte er wissen.
    »Perfekt. Also, was hast du

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