The Cutting
diese Informationen wahrscheinlich an den Täter weitergegeben.«
»An wen denn?«
»Das weiß ich nicht, aber sie hat mir erzählt, dass sie den Lexus letzte Woche, als sie von Mittwoch bis Freitag oben in Blue Hill war, einem Bekannten geliehen hatte. Damals dachte ich, sie wolle einfach nur ihren Mann schützen. Aber jetzt glaube ich, dass sie die Wahrheit gesagt haben könnte.«
McCabe schnappte sich einen Nacho. Die Pepperoni rutschte herunter und landete auf seinem Hemd. »Scheiße.« Er nahm sie und schob sie sich in den Mund, aber auf seinem Hemd blieb ein fettiger Ring zurück.
Maggie stippte eine Serviette in ihr Wasserglas, kam um den Tisch herum und tupfte den Fleck ab. McCabe sah ihr mit grimmiger Miene zu. Sie hob den Kopf und lächelte. »Weißt du, du bist echt süß, wenn du so ein Schmollmündchen machst.« Dann gab sie ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. »Zu schade, dass du schon vergeben bist.«
Er schaute hinüber zur Theke, dorthin, wo die beiden Polizisten gesessen hatten.
»Die sind vor zehn Minuten gegangen«, sagte sie, »und die Kellnerin ist in der Küche. Also mach dir keine Gedanken.« Sie stand auf und ging in Richtung Damentoilette. »Bin gleich wieder da«, rief sie.
McCabe dachte darüber nach, was Maggie da getan hatte. Vollkommen unerwartet, aber nicht vollkommen unangenehm. Es hatte ihm ehrlich gesagt sogar irgendwie gefallen, und er hätte nichts dagegen gehabt, ihren Kuss zu erwidern. Bis auf die Tatsache, dass er in der Tat vergeben war und dass er damit, im Augenblick zumindest, auch rundum zufrieden war.
Maggie glitt auf ihren Stuhl zurück. »Tut mir leid, das eben. Entschuldige. Also, Hattie hat den Lexus einem Bekannten geliehen. Welchem Bekannten?«
McCabe blickte in ihre dunkelbraunen Augen, und ihm fiel, nicht zum ersten Mal, auf, wie attraktiv sie war. Aber jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken.
»Mike, welchem Bekannten?«
Er hielt einen Finger in die Höhe.
»Welchem Bekannten?«
»Gib mir noch eine Minute.« Hochkonzentriert führte er sich das Bild aus Spencers Büro vor Augen. Vier Chirurgen. Vier Freunde. Die vom Gipfel des Mount McKinley auf die Welt hinabblickten. Wir haben zusammen studiert und auch die Assistenzzeit gemeinsam verbracht. Alle bis auf einen in der Herzchirurgie, dann in der Transplantationschirurgie … die Toten wieder ins Leben zurückholen. Die Asklepios-Gruppe.
Alle bis auf einen. Lucas Kane. Dem die Zulassung entzogen worden war. In Miami ermordet. Ein tragischer, tragischer Verlust. Ein großes Talent. In mancher Hinsicht war Lucas talentierter als wir alle.
Spencer war zur Beerdigung gegangen. Hattie nicht.
Ich habe Lucas Kane einmal gekannt, aber das ist schon lange her, hatte Hattie gesagt. Seine Eltern hatten ein Sommerhaus bei uns in der Nähe.
Würden Sie Lucas Kane als Freund bezeichnen?
Als Freund? Nein, als Freund würde ich Lucas niemals bezeichnen. Als was dann? Als Geliebten vielleicht?
Was war mit den anderen Chirurgen auf dem Bild? DeWitt Holland und Matthew Wilcox. Einer in Boston, der andere in North Carolina. Waren sie auch bei Kanes Beerdigung gewesen? Hatten sie dort den Schützen kennengelernt? Vielleicht war ja ein Pressefotograf bei der Beerdigung gewesen, vielleicht gab es davon ein paar Aufnahmen. Unter Umständen war jetzt der Zeitpunkt gekommen, um mit Melody Bollinger Kontakt aufzunehmen, der Reporterin des Miami Herald, die über den Fall berichtet hatte.
»Mike, was denkst du gerade?«
Er erzählte ihr von dem Mount-McKinley-Foto. »Sophie hat gesagt, dass bei jeder Operation zwei Chirurgen anwesend waren. Vielleicht sollten wir uns mal mit Dr. Holland und Dr. Wilcox unterhalten.«
Sie dachte darüber nach. »Macht Sinn. Chirurgen. Alte Kumpels von der Uni. Wenn Spencer mit der Sache nichts zu tun hatte, dann vielleicht einer von ihnen. Oder beide.«
»Ich werde mal sehen, was ich über Wilcox herausfinden kann«, sagte McCabe. »In der Zwischenzeit fährst du nach Boston und sprichst mit DeWitt Holland.«
»Ich bin aber zum Innendienst verdonnert, das ist dir doch klar.«
»Das kann Holland aber nicht wissen.«
»Fortier schon.«
»Melde dich krank.«
»Ganz bestimmt. Aber ich habe einen alten Kumpel in Boston bei der Mordkommission. Wir waren früher mal zusammen. Ich nehme an, dass er uns behilflich sein kann.«
McCabe nahm sich noch einen Nacho.
Maggie wirkte nachdenklich. »McCabe, als du dieses Foto erwähnt hast, da hast du doch von drei anderen Chirurgen
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