The Cutting
Als er in sie eindrang, keuchte sie leise auf.
Sie bewegten sich im Einklang, und er betrachtete ihr Gesicht. Die Augen geschlossen, die Lippen geöffnet, leise stöhnend vor Lust. Er legte ihr die linke Hand in den Nacken und schob die rechte in seine Jackentasche. Das Klappmesser war genau da, wo es sein sollte. Er versteckte es hinter seinem Rücken, drückte auf den kleinen Knopf und ließ es aufspringen. Sie merkte nichts davon. Er strich mit dem Daumen über die Klinge. Eine Minute später, fast genau in dem Moment, als Hattie Spencer zum Orgasmus kam, verwandelte ihr lustvolles Stöhnen sich in einen Schmerzensschrei.
Zweitausendfünfhundert Kilometer weiter südlich jaulten die Turbinen des Learjet 35, der sich gerade von der Startbahn 23 des Boca Raton Airport in die Lüfte erhob, und übertönten jedes andere Geräusch. Im Flugplan war ein privates Flugfeld im Norden von New Hampshire als Ziel angegeben. Der Learjet war eine fliegende Krankenstation. Im Frachtraum kümmerten sich ein Arzt und eine Krankenschwester um einen einzigen Patienten, einen alten Mann mit einer chronischen Herzinsuffizienz im Endstadium. Die beiden Piloten schenkten ihren Passagieren keinerlei Beachtung. Sie kannten nicht einmal ihre Namen und waren außergewöhnlich gut dafür bezahlt worden, keinerlei Fragen zu stellen.
44
Donnerstag, 18.30 Uhr
Nachdem McCabe das Tallulah’s verlassen hatte, machte er sich auf den Weg nach Hause und rief Dave Hennings in Washington D.C. an. Hennings war fünf Jahre lang sein Partner gewesen. Er war ein hartnäckiger Polizist und ein kluger Kopf. Nach dem Elften September war er vom New York Police Department zum FBI gewechselt und besetzte nun einen wichtigen Posten im Air-Marshals-Programm der USA. Er besaß Verbindungen zu allen großen Fluggesellschaften.
»McCabe, mein Lieber, wie geht’s dir denn? Wie lange ist das jetzt her? Mindestens ein Jahr, seit wir uns das letzte Mal gesprochen haben.«
»Mindestens, Dave. Mir geht es gut. Und wie geht’s Rosemary?« Hennings Frau hatte eine Brustkrebserkrankung hinter sich.
»Alles im Rahmen. Mittlerweile schon seit fünf Jahren. Wir sind also zuversichtlich. Das mit dir und Kyra, ist das immer noch aktuell?«
»Sehr aktuell«, erwiderte McCabe.
»Ich habe was über den Mord an diesem Mädchen gelesen, und dabei ist mir wieder eingefallen, wie sicher du dir warst, dass es da oben in Maine schön ruhig und friedlich zugeht. War vielleicht eine Spur zu optimistisch, oder?« McCabe musste lächeln. Was Dave wohl sagen würde, wenn er die ganze Geschichte gehört hatte?
»Aber das ist ja wohl nicht der Grund für deinen Anruf.«
»Dave, du musst mir einen Gefallen tun.«
»Hab ich mir schon gedacht. Schieß los, Partner.«
»Es gibt da einen Arzt in North Carolina, einen gewissen Matthew Wilcox. Er ist Herzchirurg und eine richtig große Nummer an der UNC-Klinik in Chapel Hill. Ich muss wissen, ob er von Chapel Hill nach Portland gereist ist, und zwar an einem oder mehreren von drei möglichen Terminen.«
»Hat er was mit deinem Mordfall zu tun?«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Egal wie, ich kann im Augenblick nicht darüber sprechen. Es wäre schön, wenn du mir in diesem Fall einfach vertraust.«
»Natürlich vertraue ich dir, McCabe. Habe ich doch immer.«
»Danke.«
»Zurück zu deinem Doktor. Wenn er in Chapel Hill wohnt, dann ist er vermutlich von Raleigh-Durham aus geflogen«, sagte Hennings. »Wenn er nach Portland wollte, dann wahrscheinlich mit United. Vielleicht auch U.S. Air. Höchstwahrscheinlich mit Umstieg in Washington. Um welche Termine geht es denn?«
»Dezember 2004 und April diesen Jahres. Und dann noch irgendwann in der letzten Woche. Keine festen Reisezeiten. Wir müssen uns eine ganz schöne Zeitspanne ansehen.«
»Und du willst nicht den offiziellen Weg über die Fluggesellschaften gehen?«
»Nicht, wenn es über dich schneller geht. Ich habe nicht mehr viel Zeit.« Er sagte Hennings nicht, dass ein weiteres Leben auf dem Spiel stand.
»Okay. Ich habe einen ganz guten Draht zu ein paar wichtigen Leuten bei United und bei U.S. Air. Das müsste ziemlich schnell gehen.«
»Danke, Dave. Das hatte ich gehofft.«
Er legte auf und wählte sofort im Anschluss die Nummer von Melody Bollinger beim Miami Herald. Es meldete sich der Lokalredakteur. »Tut mir leid, Detective, aber Mel arbeitet nicht mehr hier. Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie weiterhelfen?«
»Nein, danke. Wissen Sie, wo ich sie
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