The Cutting
Tür. Sie kamen an dem McKinley-Foto vorbei. Aus der Nähe kamen McCabe Spencers Gesichtsausdruck und die Haltung, die daraus sprach, noch eigentümlicher vor. Aber er wusste immer noch nicht genau, was ihn so irritierte.
»Es war schön, Sie kennenzulernen, Detective. Viel Glück bei der Suche nach demjenigen, der dieses Mädchen so misshandelt hat. Bitte sagen Sie mir Bescheid, wenn ich Ihnen noch irgendwie weiterhelfen kann.«
McCabe unterbrach Spencers Abschiedsrede. »Eine letzte Frage noch«, sagte er.
»Okay, aber bitte schnell.« Spencer war schon auf dem Weg zum Fahrstuhl.
McCabe ging ihm nach. »Dieses Bild vom Mount McKinley? Wer sind die anderen drei?«
»Wie gesagt, alte Freunde aus der Studienzeit. Warum interessiert Sie das?«
»Ebenfalls Transplantationschirurgen?«
»Jetzt reicht es aber wirklich. Hören Sie, ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass dieser Mord nichts mit Herztransplantationen zu tun haben kann.« Spencer drückte kräftiger auf die Fahrstuhltaste, als es nötig gewesen wäre.
»Aber diese Männer sind Transplantationschirurgen, nicht wahr?«
»Ja, zwei von ihnen, auch wenn es Sie nichts angeht.«
»Nicht alle drei?«
»Einer ist tot.«
Der Fahrstuhl war da. McCabe betrat zusammen mit Spencer die Kabine. Spencer drückte die Vier für sich und das Erdgeschoss für McCabe. »Wie heißen die beiden, die noch am Leben sind?«
»Ach du meine Güte, das ist doch lachhaft.«
»Tun Sie mir den Gefallen, bitte.«
Die Türen glitten im vierten Stock auf, und Spencer stieg aus. McCabe auch. Spencer blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Sie gehen keinen Schritt weiter.«
»Wie heißen sie? Ich kann es auch selbst rausfinden. Es dauert bloß länger.«
Spencer blieb eine Minute lang stumm. Er starrte McCabe nur angewidert an, als hätte er gerade etwas Schlechtes gegessen. »Der Mann ganz links, direkt neben mir, das ist DeWitt Holland. Er ist am Brigham Hospital in Boston tätig. Und der ganz rechts ist Matthew Wilcox von der University of North Carolina in Chapel Hill.«
»Und der Tote? Der, den Sie auf dem Bild anschauen?«
»Sein Name war Lucas Kane.« Spencers Haltung wurde spürbar milder. »Ein tragischer, tragischer Verlust. In mancher Hinsicht war Lucas talentierter als wir alle.«
»Wie ist er gestorben?«
»Lucas wurde vor vier Jahren brutal ermordet. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen.« Spencer wandte McCabe den Rücken zu und entfernte sich.
»Ach, eine Frage hätte ich da noch, Herr Dr. Spencer«, rief McCabe ihm nach und musste dabei unwillkürlich an Peter Falks Columbo denken. »Wo waren Sie in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, so gegen Mitternacht?«
Spencer drehte sich um. »Zu Hause. Ich habe geschlafen.«
»Und Ihre Frau war auch da?«
»Ja. Normalerweise teilen wir das Bett.«
McCabe fuhr alleine hinunter ins Erdgeschoss. Er schob sich durch die wuselnde Menschenmenge im Foyer, ohne sie überhaupt wahrzunehmen, verließ das Gebäude und ging zu seinem T-Bird. Ein paar Raucher, überwiegend Krankenhausmitarbeiter, standen dicht gedrängt in einer Ecke des Parkplatzes und zogen an ihren Glimmstängeln. McCabe war versucht, zu ihnen zu gehen und eine Zigarette zu schnorren. Er hatte jahrelang zwei Päckchen am Tag geraucht, und der Geruch von brennendem Tabak machte ihn immer noch an. Erst nach Caseys Geburt hatte er es sich abgewöhnt.
10
Samstag, 20.30 Uhr
Es war fast halb neun, als McCabe nach Hause kam. Er schleppte eine Plastiktüte mit Tiefkühlmahlzeiten die Treppe hinauf und fragte sich, ob Casey wohl irgendetwas zu essen gefunden hatte. Noch bevor er die Schlüssel aus seiner Tasche fischen konnte, schwang die Tür auf. Kyra stand auf der anderen Seite der Schwelle. Ihre Miene war besorgt.
»Was ist denn los?«, fragte er sie.
»Deine Frau hat angerufen.«
»Meine Frau?«
»Deine Exfrau, wenn dir das lieber ist.« Sie nahm ihm die Einkaufstasche ab und trug die Sachen in die Küche. »Du erinnerst dich?«, rief sie ihm zu. »Cassandra? Diese absolut umwerfende Schönheit auf dem Foto, das Casey mir gezeigt hat?« Kyra packte das Essen in den Gefrierschrank, holte ein geschliffenes Kristallglas aus dem Schrank und goss ihm drei Fingerbreit Scotch ein. Sie stellte die Flasche zurück, zögerte kurz, holte sie wieder heraus und schenkte sich ebenfalls einen kleinen Schluck ein, den sie mit Wasser und Eis verdünnte.
»Ach so«, erwiderte er. »Die Exfrau. Hat sie gesagt, was sie will?«
»Sie kommt her. Sie will Casey
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