The Cutting
wollte.«
»Wann hat sich das alles abgespielt?«
»Über einen Monat, bevor sie gefunden wurde.«
»Sie war etwa drei bis vier Wochen tot, als ihre Leiche auftauchte. Das heißt, er hat sie wie lange gefangen gehalten, bevor er sie umgebracht hat? Eine Woche?«
»Angesichts der Tatsache, dass sie knapp zwei Meter tief unter der Erde lag, und angesichts der Maden, die in ihrem Körper gefunden wurden, war das die Einschätzung der Gerichtsmedizin, aber es bleibt eine Schätzung. Sie wissen genauso gut wie ich, dass sich der Zeitpunkt nicht ganz genau festlegen lässt, vor allem, wenn man es mit bereits verrotteten Überresten zu tun hat.«
»Trotzdem, das ist in etwa derselbe Zeitrahmen, mit dem wir es hier zu tun haben.« Eine Woche. Ob das die Zeit war, die ihnen für die Suche nach Cassidy noch blieb? Eine Woche. Das war nicht viel. »Was war mit dem Anruf bei der Maklerfirma?«, erkundigte er sich.
»Der kam von einem Münztelefon vor einem 7-Eleven. Dort konnte sich aber niemand daran erinnern, dass in der fraglichen Zeit jemand das Telefon benutzt hatte.«
»Gibt es sonst noch irgendetwas, das ich über Elyse Andersen wissen müsste?«
»Was möchten Sie denn wissen?«
»Wie hat sie ausgesehen? Ich habe ein Bild von ihr im Sentinel gesehen. Gut aussehende Frau.«
»Das stimmt. Sechsundzwanzig Jahre alt. Blond. Sie war eine ehrgeizige Triathletin und gerade in der Vorbereitung auf einen Wettkampf.«
»Das ist ja interessant«, erwiderte McCabe. »Katie Dubois war auch jung, blond und Sportlerin. Eine Highschool-Fußballerin mit der Aussicht, es dieses Jahr in die Auswahl des Bundesstaates zu schaffen.«
»Könnte auch Zufall sein«, meinte Cahill.
»Vielleicht«, sagte McCabe. »Vielleicht mag er aber auch einfach Blondinen mit kräftigen Muskeln und gesundem Herzen.« Dann erzählte er Cahill von der verschwundenen Lucinda Cassidy. Blond und Läuferin. Trainierte für einen Zehn-Kilometer-Lauf. Andersen. Dubois. Cassidy. Drei junge, blonde Frauen. Drei Sportlerinnen. Zufall? McCabe war nicht dieser Ansicht. Cahill auch nicht.
»Ich maile Ihnen die Fallakten zu, aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie mich auf dem Laufenden halten. Besonders, wenn Sie irgendwas rauskriegen. Sobald ich das Gefühl habe, dass Sie etwas entdeckt haben, was uns weiterhilft, rolle ich den Fall augenblicklich wieder auf.«
»Abgemacht.«
Sämtliche Detectives aus McCabes Abteilung sowie etliche zusätzliche Kräfte aus dem Dezernat für Eigentumsdelikte hatten sich in den kleinen Konferenzraum im vierten Stock gezwängt. Manche lehnten stehend an der Wand, andere saßen. Als McCabe eintrat, schlürften die meisten Kaffee aus Pappbechern, aßen Bagels und Doughnuts und laberten irgendwelchen Blödsinn. Bill Fortier hockte schweigend und mit besorgtem Gesichtsausdruck am oberen Ende des Tisches. Tom Tasco las im Press Herald den Bericht über den Dubois-Mord. Ein Detective aus dem anderen Gebäudeflügel schaute ihm über die Schulter. Auf der ersten Seite war, neben einem Bild von Shockley und einem von Katie Dubois, auch ein Foto von McCabe abgebildet. Es war während der Pressekonferenz aufgenommen worden. Der Fotograf hatte ihn in einem unbedachten Augenblick und mit grimmig-fragender Miene erwischt. Er schien in die Ferne zu sehen, und McCabe nahm an, dass es genau in dem Moment aufgenommen worden war, als diese geheimnisvolle Frau sich umgedreht hatte und weggegangen war. Maggie, die auf den Hinterbeinen ihres Stuhles balancierte und die langen Beine dabei gegen die Tischkante stemmte, witzelte: »Hübsches Foto, McCabe. Du siehst aus, als wolltest du den Übeltäter nicht bloß festnehmen, sondern am liebsten gleich zum Mittagessen verspeisen.«
»Ja, Mike, du musst mal lernen, in die Kamera zu lächeln«, fügte Bill Bacon hinzu.
McCabe ignorierte die Sticheleien, holte sich am Automaten direkt vor der Tür einen Kaffee und nahm Platz.
Fortier fing an. »Also gut, beginnen wir mit Dubois. Welche Hinweise haben wir schon gesammelt? Was sind das für Spuren, von denen Shockley gesprochen hat?«
»Shockley hat den Medien bloß was vorgemacht, Bill«, meinte Tom Tasco. »Das Einzige, was man unter Umständen als Spur bezeichnen könnte, ist ein Überwachungsvideo. Darauf ist ein Fahrzeug zu sehen, das zur mutmaßlich richtigen Uhrzeit an der richtigen Stelle angehalten hat.« Dann berichtete er den anderen, was die Überwachungskamera der Umzugsfirma aufgezeichnet und was Starbucks daraus gemacht
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