The Cutting
der Straße, zerrt sie in sein Auto und verschwindet mit ihr«, sagte Tasco.
»Im Old Port ist das unwahrscheinlich«, meinte McCabe. »Da sind zu viele Leute unterwegs. Vielleicht ja ein Stück weiter draußen. Vielleicht lässt sie sich von jemandem mitnehmen.«
»Nur, wenn sie den Fahrer gekannt hat«, sagte Maggie. »Ihre Mutter ist sich absolut sicher, dass sie nie zu einem Fremden ins Auto gestiegen wäre – immer vorausgesetzt, die Mutter hat Recht.«
»Die Eltern haben gesagt, dass sie ab 18 Uhr zu Hause waren und dass sie auf jeden Fall gehört hätten, wenn sie nach Hause gekommen wäre?«, wollte Fortier wissen.
»Ja. Das haben sie auch gegenüber Tom und Eddie ausgesagt. Wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln.«
»Okay«, schaltete sich McCabe ein. »Nehmen wir mal an, sie kannte den Kerl gut genug, um sich von ihm mitnehmen zu lassen. Also wen kennt sie, der zumindest theoretisch der Irre sein könnte? Ihren Arzt vielleicht?«
»Katies Mutter hat mir den Namen der Hausärztin gegeben«, sagte Maggie. »Sie arbeitet in dieser Familienpraxis in der India Street, eine Dr. Annabelle Blum. Wir haben bisher noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen.«
»Okay«, sagte McCabe. »Streichen wir Frau Dr. Blum von der Liste, zumindest vorerst. Wie wär’s mit einem Biologielehrer aus ihrer Schule?«
»An der Portland High gibt es drei Biologielehrer«, sagte Fraser. »Dienstälteste ist eine einundsechzigjährige Frau mit grauen Haaren. Sie heißt Angela Kovaleski und hat im letzten Jahr in Katies Klasse unterrichtet. Hat ihr eine Zwei gegeben. Die zweite Lehrkraft ist zwar jünger, aber ebenfalls eine Frau …«
Sturgis unterbrach ihn: »Anscheinend schließen wir weibliche Personen generell aus. Können wir denn mit Sicherheit sagen, dass wir es nicht mit einer Mörderin zu tun haben?«
»Nicht hundertprozentig«, erwiderte McCabe, »aber sadistische Sexualstraftäter sind fast immer männlich. Solange wir keinen triftigen Grund haben, das Gegenteil anzunehmen, gehen wir von einem Mann aus.«
»Nummer drei ist ein Mann«, sagte Fraser. »Er heißt Tobin Kenney. Wir haben ihn bis jetzt noch nicht befragt. Er ist Ende zwanzig und jetzt im dritten Jahr an dieser Schule. Stammt aus Norway …«
»Aus Norwegen?«
»Aus Norway in Maine.« Der kleine Ort lag ungefähr achtzig Kilometer nordwestlich von Portland, fünfundzwanzig Kilometer hinter Poland. »Ach ja, und außerdem ist er Assistenztrainer des Mädchen-Fußballteams.«
»Okay«, sagte Maggie. »Das bedeutet, dass Katie ihn gekannt hat. Vermutlich hat sie ihm auch vertraut.«
»Sie war auch im Team?«, erkundigte sich Fortier.
»Oh ja«, meinte Tom Tasco. »Sie war im letzten Schuljahr die Beste ihres Jahrgangs. Kenney hat sie mit Sicherheit gekannt und könnte von seinen Kenntnissen her zumindest theoretisch unser Irrer sein.«
»Steht er auch auf der Lexus-Liste?«, wollte McCabe wissen.
»Nein«, sagte Fraser, nachdem er die Liste überprüft hatte. »Wir wissen gar nicht, was er für ein Auto hat.«
»Das heißt aber nichts«, sagte Maggie. »Das heißt überhaupt nichts.«
Trotz ihres gelassenen Tonfalls konnte McCabe spüren, dass Maggie Witterung aufgenommen hatte. Wie ein Jagdhund, der einen bestimmten Duft erschnuppert hat und nur darauf wartet, von der Leine gelassen zu werden. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut. Bis jetzt war das Ganze zwar noch relativ vage, aber wer konnte schon wissen, ob nicht vielleicht etwas Konkretes dabei herauskäme. »Okay«, sagte er. »Maggie und ich kümmern uns nachher um Mr. Kenney.«
»Sonst noch was?«, erkundigte sich Fortier.
»Ja, zwei Dinge«, erwiderte McCabe. »Zunächst einmal hat Maggie den Obduktionsbericht erhalten.«
Maggie begann in beherrschtem Ton. »Terri Mirabito schreibt, dass sie in Katies Leiche keinerlei Narkosemittel gefunden hat. Sie wurde also bei vollem Bewusstsein aufgeschlitzt. Der Dreckskerl hat sie vermutlich gefesselt und geknebelt, bevor er angefangen hat.«
Alle zuckten zusammen. Niemand sagte ein Wort. Fortier brach das Schweigen. »Du hast von zwei Dingen gesprochen. Was ist das zweite?«
»Ich habe mich mit einem Kollegen in Orlando, Florida, unterhalten. Sieht ganz so aus, als ob Katie nicht das erste Opfer unseres Freundes war.« McCabe berichtete von seinem Telefonat mit Aaron Cahill. Er erwähnte, dass Elyse Andersen, genau wie Katie Dubois und Lucinda Cassidy, jung, blond und sportlich gewesen war. »Ich glaube nicht an Zufälle. Ich
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