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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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richtige Entscheidung ist?«
    Sie legte das Messer auf den Tisch und drehte sich zu ihm um. »Wieso fängst du denn ausgerechnet jetzt wieder davon an?«
    »Weil ich dich liebe?«
    »Ich liebe dich auch, aber ich fürchte, dass es dir im Augenblick sehr viel mehr um Casey und dich oder vielleicht auch um Sandy und dich geht als um uns beide. Dass da irgendwo in den verschlungenen Windungen deines Gehirns der Gedanke schlummert, dass du die ganze Situation auflockern kannst, indem du Casey eine Ersatzmutter bescherst.«
    McCabe wusste nicht, ob Kyra Recht hatte. Denkbar war es. Er trat einen Schritt zurück und schenkte sich ein zweites Glas Single Malt ein. »Warten wir ab, bis Sandys Besuch vorbei ist«, sagte Kyra. »Dann können wir uns nochmal darüber unterhalten.«
     
    In dieser Nacht, nachdem sie sich geliebt hatten, träumte er von TwoTimes.
    Er träumte, dass er in dem Haus in der Merced Street die Treppe hinaufging. Stockwerk um Stockwerk wanden sich die fauligen Dielenbretter um einen Mittelschacht herum. Seine Hände umklammerten eine Glock 17. Er drückte sich gegen die Treppenhauswand. Kein Licht. Keine Rückendeckung. Pechschwarz. Und doch konnte er irgendwie durch die Dunkelheit hindurchsehen. Der Gestank nach verfaulendem Fleisch wurde immer stärker, je höher er kam. Sein Fuß stieß gegen etwas Weiches.
    »Hey, Kleiner, pass doch auf, wo du hintrittst.«
    Er blickte nach unten. Sein Bruder Tommy, alle viere von sich gestreckt, lag auf der Treppe und schaute zu ihm hinauf. Lächelte dieses einzigartige Lächeln, dem niemand widerstehen konnte. Obwohl Tommy tot war, obwohl sein Lächeln durch zwei große Austrittswunden verunstaltet wurde, dort, wo die Kugeln, die in seinen Hinterkopf eingedrungen waren, seinen Schädel wieder verlassen hatten, zusammen mit einem Sprühnebel aus Gehirnmasse und winzigen Teilchen des himmelblauen rechten Auges von Tommy, dem Drogenfahnder.
    Beim Blick nach unten bemerkte er, dass der tote, aber irgendwie auch nicht tote Tommy in jedem Arm ein Mädchen hielt. Rechts, das war Ellie Pearlman. Das jüdische Mädchen, das eine Querstraße weiter wohnte. Er hörte seinen Vater rufen: »Tommy, treibst du dich immer noch mit diesem Judenmädchen rum?« Den linken Arm hatte er um Mag O’Connell gelegt. Sie hatte die Bluse ausgezogen und den BH aufgehakt, der ihr nur noch an einem Träger von der Schulter hing. Dann war Ellie Pearlman plötzlich verschwunden, und Tommy stand hinter Mag, hatte die Arme um sie gelegt und hielt ihre großen, weichen weißen Brüste mit den großen pinkfarbenen Warzen in den Händen. Tommy hielt dem zehnjährigen McCabe Mags Brüste entgegen, damit der sie bewundern konnte. »Hey, Mikey, ich wette, so was hast du noch nie gesehen.« Er schüttelte den Kopf. Nein. Nein, wirklich nicht. »Willst du mal fühlen?« Er zögerte, bevor er die Hand ausstreckte und Mags weiches, anschmiegsames Fleisch streichelte.
    McCabe blickte zu Boden. Tommy war jetzt wieder tot, Mag O’Connell verschwunden. Er stieg über die Leiche und setzte seinen Weg die Treppe hinauf fort. Ganz oben sah er TwoTimes stehen. Zwischen seinen Lippen baumelte eine Zigarette, dunkel wie eine Zigarre. »Ich sag dir genau das Gleiche, was ich dei’m Bruder gesagt hab: Du kannst mich vielleicht einmal verarschen, aber keiner verarscht mich zweimal.«
    Neben TwoTimes stand ein dicker Weißer mit rundem, teigigem Gesicht und sagte mit weißer, teigiger Stimme: »Euer Ehren, wir befinden den Drogendealer, Zuhälter und Polizistenmörder TwoTimes für nicht schuldig.«
    »Nicht schuldig«, wiederholte TwoTimes, immer noch auf der Treppe stehend. »Ich hab’s dir doch gesagt, du Klugscheißer, keiner verarscht TwoTimes zweimal.«
    Dann fasste TwoTimes in seinen Hosenbund und zog eine zierliche silberne Pistole hervor, eine kleine Zweiundzwanziger, die glänzte wie eine Spielzeugpistole. TwoTimes feuerte aus der Hüfte. Die Kugel zischte an McCabes linkem Ohr vorbei und bohrte sich in die Gipswand. Noch bevor TwoTimes ein zweites Mal schießen konnte, zielte McCabe und drückte ab. Die Glock machte sehr viel mehr Krach als die Zweiundzwanziger, und der Schuss hallte kreuz und quer durch das endlose Treppenhaus. McCabe konnte, wie in einem Zeichentrickfilm, zusehen, wie das Neun-Millimeter-Geschoss die sechs Meter zwischen dem Pistolenlauf und TwoTimes’ Kopf in Zeitlupe zurücklegte und genau an der Spitze seiner breiten, flachen Nase in TwoTimes eindrang.
    McCabe stieg noch höher.

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