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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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sein Geld verdiente. Ich hatte ein verstecktes Aufnahmegerät dabei. Ich wollte die Wahrheit hören. Ich wollte, dass er wenigstens für eine kleine Weile ins Gefängnis muss.« McCabe machte eine kurze Pause. »Vielleicht wollte ich ihn auch ein kleines bisschen aufmischen.«
    »Und? Was ist dann passiert?«
    »Ich gehe also die Treppe rauf in das Dreckloch, in dem er wohnt, und finde ihn tatsächlich dort vor. Er merkt sofort, dass ich ein Bulle bin, was auch nicht besonders schwierig ist, aber er weiß nicht, dass ich Tommys Bruder bin. Ich frage ihn also nach der Sache, und er erzählt mir, was passiert ist. Wie er diesen Drogenfahnder abgeknallt hat und damit durchgekommen ist. Er wusste ja, dass er dafür nicht noch einmal angeklagt werden könnte. Er lacht sich schlapp. Also denke ich, scheiß drauf, was soll’s, und verrate ihm, wer ich bin. Das kapiert er sofort. Ich meine, wenn ein Typ, der so schwarz ist wie TwoTimes, bleich werden kann, dann war er bleich. Er zieht sofort sein Eisen. Reißt das Ding aus dem Hosenbund und schießt, aber er verfehlt mich und trifft stattdessen die Wand. Ich ziele genauer. Meine Kugel bläst ihm ein Loch in den Schädel. Das war’s. Das war die ganze Geschichte.«
    »Und danach gab es eine Untersuchung?«
    »Selbstverständlich. Gibt es jedes Mal.«
    »Und du wurdest von allen Vorwürfen freigesprochen?«
    »Ich wurde von allen Vorwürfen freigesprochen. Der Böse hatte eine Waffe, und er hat zuerst geschossen. Die beiden Schüsse waren klar und deutlich auf dem Diktiergerät zu hören. Zuerst das leise Pling seiner Zweiundzwanziger und kurz danach der laute Knall der Neun-Millimeter. Angesichts der Umstände habe ich angemessen reagiert. Aber leider gab es da immer noch die eine oder andere Unklarheit bezüglich der Frage, wieso ich ihn überhaupt aufgesucht hatte. Jedenfalls hatte ich in New York als Detective keine Zukunft mehr. Das ist ein Grund dafür, dass ich den Job hier angenommen habe. Ein Grund dafür, dass ich dich kennengelernt habe.«
    »Und der andere Grund ist Casey?«
    »Ja.«
    Sie gingen eine Weile nebeneinander her, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich fragte Kyra: »Hättest du ihn so oder so umgebracht? Auch wenn er keine Pistole gezogen hätte?«
    »Ich weiß es nicht. Kann sein. Ich habe es mir auf jeden Fall gewünscht, aber sehr viel Zeit wäre ihm auf dieser Erde so oder so nicht geblieben. Er war ein arrogantes kleines Arschloch, und er war umzingelt von mindestens einem halben Dutzend deutlich größerer Fische, die ihm an den Kragen wollten. Die hätten ihn früher oder später auch erwischt.«
    »Und du bereust es wirklich nicht, dass du ihn umgebracht hast?«
    »Nein. Er war Abschaum, und er hatte es verdient zu sterben.«
    »Und warum hast du dann Albträume?«
    »Ich schätze, weil er der einzige Mensch ist, den ich jemals umgebracht habe. Weil es so schnell ging. Gerade noch war er am Leben, und dann war er tot. Einfach so. Auch wenn es im Fernsehen anders aussieht, aber einen Menschen umzubringen ist wirklich alles andere als leicht.«
    Kyra blieb stehen und sah zu ihm hoch. »Das hilft.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es hilft mir, sicher zu sein, dass, falls ich dich heiraten sollte, mein Mann kein Mensch ist, der so etwas leichten Herzens tun kann.«
    »Das ist dir wichtig, hmm?«
    »Ich werde das keiner Antwort würdigen.«
    »Nein, falls du mich heiratest, dann heiratest du keinen Mörder. Du heiratest einen Polizisten. Einen Polizisten, der eine gescheiterte Ehe hinter sich hat. Und jeder einzelne Punkt geht, wie du mittlerweile weißt, mit seinen ganz eigenen Problemen einher.«
    Kyra hakte sich bei McCabe ein und schob sich ein wenig dichter an ihn heran. Er beugte sich hinunter, zog sie an sich und küsste sie. Sie erwiderte seinen Kuss. Dann gingen sie Arm in Arm zurück zur Wohnung und bewunderten, wie jedes Mal, die Schönheit der Bucht und den prachtvollen Sonnenaufgang, der die Wolken mit einem rosafarbenen Glanz überzog.

26
    Boca Raton, Florida
    Dienstag, 14.00 Uhr
     
    Vanessa Redmond saß mit dem Rücken zur Wand an einem Ecktisch in der Lobbybar des Boca Raton Club & Resorts. An einem Dienstagnachmittag um zwei Uhr war es hier so gut wie leer. Sie trug legere Kleidung: eine lindgrüne Seidenbluse und eine weiße Segeltuchhose. Sie war eine attraktive Frau und hatte sich nie die Mühe gemacht, ihr graues Haar zu färben. Ihre rechte Hand spielte ununterbrochen mit der Schnalle ihrer goldenen Baume & Mercier-Armbanduhr.

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