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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Die Nacht war mild, und das trockene Gras kitzelte sie an den Zehen, als sie behutsam auf die Wiese hinaustrat. Bald war sie ganz von den Lichtern umgeben.
    »Es ist herrlich«, sagte sie.
    »Dachte ich mir, dass es dir gefällt.«
    Sie drehte sich um und konnte ihn im schwachen Licht gerade noch erkennen. Er lehnte an einer der Vordachstützen, die Hände in den Hosentaschen, und wirkte entspannt. Sie wünschte, sie könnte seine Augen erkennen. Sie streckte eine Hand in die Dunkelheit, wartete, ob sich eins der Glühwürmchen darauf niederlassen würde, aber keins kam ihr nahe. Sie lachte vor Freude.
    »Es ist wie Musik«, sagte sie.
    »Ich weiß. Oder fliegen.«
    Sie hielt ihre Schwester vorsichtig hoch und ließ sie in weiten Bögen durch die Luft sausen. »Komm doch raus!«
    »Ich bleibe lieber hier«, meinte er.
    »Wieso denn?«
    »Du weißt schon.«
    Sie schaute ihn an. »Nein, tue ich nicht«, sagte sie. »Magst du mich jetzt und willst es bloß nicht, oder magst du mich doch nicht?«
    »Keins von beidem.«
    Im schwachen Gegenlicht konnte sie nur seine Silhouette erkennen und dass er sich nicht bewegte. Sie spürte eine seltsame magnetische Kraft zwischen ihnen, die sich jeder Beschreibung entzog. Ein Teil davon mochte Schmerz sein – oder Sehnsucht.
    »Du willst einfach geheimnisvoll sein.«
    Er lachte. »Eigentlich nicht.«
    »Dann komm doch her!«
    »Das klingt verdächtig nach einem Mädchenbefehl«, scherzte er. »Bist du bei Fräulein Josephine in die Lehre gegangen?«
    »Ich will doch nur …« Sie sprach es nicht aus.
    »Was?«
    Dich in meiner Nähe , dachte sie, doch brachte sie es nicht über die Lippen. Etwas in ihr zog sich zusammen, und sie drückte Maya wieder an sich.
    »Viel Spaß noch mit den Glühwürmchen«, sagte er. »Ich gehe rein.«
    Er stieß sich vom Pfosten ab, trat durch die Fliegengittertür und schloss sie leise hinter sich. Gaia drehte sich langsam im Kreis, verzaubert von all den Glühwürmchen um sich herum. Sie waren immer noch wunderschön, immer noch unfasslich, doch ohne Leon hatten sie diese besondere Magie nicht mehr. Mit Maya an ihrem Hals suchte sie den dunklen Himmel ab, konnte durch die Wolken aber weder Orion noch andere Sternbilder erkennen. Ihr Inneres war völlig in Aufruhr, sie war verunsichert, nervös und noch dazu hungrig – eine unangenehme Kombination. Zitternd ging sie zur Hütte zurück.
    Sie schlüpfte durch die Tür und blinzelte in das helle Licht. Dann entdeckte sie ihn am anderen Ende des Esstischs. Er untersuchte die Geheimschrift ihrer Großmutter und hantierte ebenfalls mit dem Löffel.
    »Es kommt mir so vor, als könne ich etwas erkennen«, meinte er. »Aber die Zeichen passen einfach nicht richtig.«
    Seine Neugierde schien geweckt. Sie zögerte, überlegte – vielleicht konnten sie ja eine halbwegs normale Unterhaltung führen, solange sie sich auf das Praktische konzentrierten. Auf die Art konnten sie immerhin Freunde sein.
    »Ich weiß«, sagte sie und trat die Stufen hinab ins Wohnzimmer. Sie wollte es wenigstens versuchen. »Schau hier.« Sie zeigte mit dem Finger darauf. »Direkt am Löffel sieht es so aus, als würde ein halber Buchstabe fehlen, und bei dem darunter ist es auch so. Ich glaube, sie hat die Buchstaben auseinandergeschnitten und die Hälften neu zusammengesetzt.«
    »Du meinst, es geht von oben nach unten?«
    Sie nickte. »Es muss so sein – seitwärts funktioniert es gar nicht. Ich wollte versuchen, sie abzuschreiben und zusammenzufügen.«
    »Wieso versuchst du es nicht einfach? Ich halte Maya so lange.«

    Sie reichte ihm das Baby, öffnete das Tintenfässchen und tauchte die Feder ein. Sorgfältig schrieb sie die Buchstaben der ersten Spalte nebeneinander, von links nach rechts.

    Sie lehnte sich zurück und studierte die Nachricht. Zuerst verwirrte sie die lange Buchstabenfolge, dann erkannte sie die einzelnen Worte:
    lass die miasmasüchtigen und geh
    »Ist Miasma überhaupt ein Wort?«, fragte Gaia.
    »Das ist eine Art Nebel, ein Gas«, sagte Leon. Sie konnte ihm ansehen, dass er genauso wenig schlau daraus wurde wie sie.
    »Nicht das Sumpfwasser ist giftig«, rief sie da, »sondern der Nebel! Die Verdunstung – es ist in der Luft und umgibt uns die ganze Zeit.«
    Er nickte. »Ich möchte nicht ausschließen, dass das Wasser ebenfalls giftig ist, aber Miasma … Das leuchtet mir ein. Es handelt sich um ein geruchloses Gas, das es nur hier gibt und das eine Art Abhängigkeit verursacht.«
    »Erst recht, falls es

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