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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bleibst dort.«
    »Einfach so? Den Teufel werde ich tun!«, entgegnete Dean gekränkt und wütend. Er riss seine Brille runter und polierte sie heftig mit seinem Hemd. »Was ist denn das für eine unfaire Scheißnummer?«
    »Eine, die berücksichtigt, dass du jung genug bist, um noch Kinder in der Schule zu haben«, sagte Brutal. »Harry und ich sind Junggesellen. Paul ist verheiratet, aber seine Kinder sind erwachsen und stehen auf eigenen Beinen. Wir planen hier ein komplett verrücktes Ding. Ich glaube sogar, es ist sehr wahrscheinlich, dass wir geschnappt werden.« Er schaute mich nüchtern an. »Eines hast du nicht erwähnt, Paul. Wenn wir es schaffen, Coffey aus dem Knast zu holen, und seine heilenden Hände nicht wirken, dann wird uns Hal Moores persönlich einlochen.« Er ließ mir eine Chance, etwas darauf zu erwidern, es vielleicht zu entkräften oder zu widerlegen, aber das konnte ich nicht, und so hielt ich die Klappe. Brutal wandte sich an Dean und fuhr fort: »Versteh mich nicht falsch, du kannst deinen Job ebenfalls verlieren, aber du hast wenigstens die Chance, dem Knast zu entgehen, wenn es hart auf hart kommt. Percy wird denken, es war ein Streich; wenn du am Wachpult bist, kannst du sagen, dass du auch an einen Jux gedacht hast und wir dir nie etwas anderes gesagt haben.«
    »Es gefällt mir trotzdem nicht«, sagte Dean, aber es war klar, dass er einverstanden war. Der Gedanke an seine Kinder hatte ihn überzeugt »Und es muss heute Nacht sein? Bist du dir sicher?«
    »Wenn wir es tun, muss es heute Nacht sein«, sagte Harry. »Denn wenn ich die Zeit habe, darüber nachzudenken, verliere ich höchstwahrscheinlich die Nerven.«
    »Lasst mich zum Krankenrevier gehen«, sagte Dean. »Wenigstens das kann ich doch machen, oder?«
    »Solange du das Nötige tun kannst, ohne geschnappt zu werden«, sagte Brutal.
    Dean wirkte beleidigt, und ich klopfte ihm auf die Schulter. »So schnell wie möglich, nachdem du deinen Dienst angetreten hast … in Ordnung?«
    »Aber sicher.«
    Meine Frau steckte den Kopf durch die Tür, als hätte ich ihr ein Stichwort gegeben. »Wer möchte noch Eistee?«, fragte sie heiter. »Wie steht es mit Ihnen, Brutus?«
    »Nein danke«, sagte er. »Was ich brauche, ist ein guter Schluck Whisky, aber unter den derzeitigen Umständen ist das wohl keine gute Idee.«
    Janice schaute mich an; lächelnder Mund, besorgter Blick. »Wozu stiftest du diese Jungs an, Paul?« Aber bevor ich mir auch nur eine Antwort überlegen konnte, hob sie die Hand und sagte: »Schon gut, ich will es gar nicht wissen.«

3
    Später, als die anderen fort waren und ich mich für die Arbeit anzog, ergriff sie meinen Arm, zog mich herum und schaute mir forschend in die Augen.
    »Melinda?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    »Kannst du etwas für sie tun, Paul? Wirklich etwas für sie tun, oder ist alles ein Wunschtraum, hervorgerufen von dem, was du gestern Nacht erlebt hast?«
    Ich dachte an Coffeys Augen, an seine Hände und daran, wie hypnotisiert ich mich gefühlt hatte, als ich auf sein Drängen hin zu ihm gegangen war. Ich dachte daran, wie er die Hände nach Mr. Jingles’ gebrochenem, sterbendem Körper ausgestreckt hatte. Solange noch Zeit ist, hatte er gesagt. Und ich sah vor meinem geistigen Auge die schwarzen wirbelnden Dinger, die weiß geworden und verschwunden waren.
    »Ich glaube, wir könnten die einzige Chance sein, die sie noch hat«, sagte ich schließlich.
    »Dann ergreife sie«, sagte meine Frau und knöpfte meine neue Herbstjacke zu. Sie war seit meinem Geburtstag Anfang September im Schrank, aber es war erst das dritte oder vierte Mal, dass ich sie trug. »Ergreife sie.«
    Und sie schob mich praktisch aus der Tür.

4
    Ich trat den Dienst in dieser Nacht – der sonderbarsten Nacht meines ganzen Lebens – um sechs Uhr zwanzig an. Ich glaubte, immer noch schwach den Geruch von verbranntem Fleisch wahrzunehmen. Es musste eine Sinnestäuschung sein – die Türen nach draußen, sowohl vom Block als auch vom Hinrichtungsraum, waren den größten Teil des Tages geöffnet gewesen, und die vorherigen beiden Schichten hatten da drin stundenlang geschrubbt -, aber das änderte nichts an dem, was meine Nase mir meldete, und ich bezweifle, dass ich etwas hätte essen können, wenn ich nicht solche Todesangst vor der Nacht gehabt hätte, die vor mir lag.
    Brutal kam um sechs Uhr fünfundvierzig in den Block, Dean zehn Minuten später. Ich fragte Dean, ob er zum Krankenrevier gehen und mir ein Heizkissen

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