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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vermerken.«
    »Er ist übergeschnappt«, sagte Dean zu mir.
    »Er hat uns zwar seinen Ausweis nicht gezeigt, aber ich werde das diesmal durchgehen lassen«, sagte Brutal. Er leckte noch einmal an der Bleistiftspitze und schrieb dann 21.49 Uhr in die Spalte BEGINN DER BESUCHSZEIT.
    »Klar, warum nicht, die großen Bosse machen vielleicht bei Mäusen Ausnahmen«, sagte ich.
    »Natürlich tun sie das«, stimmte Brutal zu. »Haben ja keine Taschen.« Er drehte den Kopf, schaute auf die Wanduhr hinter dem Pult und schrieb dann 22.01 Uhr in die Spalte ENDE DER BESUCHSZEIT. Die längere Spalte zwischen den Uhrzeiten war für NAME DES BE-SUCHERS bestimmt. Nach einer Weile angestrengten Nachdenkens – vermutlich, um zu überlegen, wie es geschrieben wurde, denn ich bin überzeugt, dass der Gedanke schon in seinem Kopf war – schrieb Brutus Howell sorgfältig STEAMBOAT WILLY, wie die meisten Leute damals Mickey Mouse nannten. Das lag an dem ersten Tonfilm-Cartoon, in dem die Zeichentrickmaus die Augen verdrehte, mit den Hüften wackelte und an der Schnur des Signalhorns im Ruderhaus des Dampfschiffs zog.
    »So«, sagte Brutal, knallte das Buch zu und legte es in die Schublade zurück. »Alles ordnungsgemäß erledigt.«
    Ich lachte, aber Dean, der sogar dann ernst blieb, wenn er einen Scherz erkannte, runzelte die Stirn und polierte heftig seine Brillengläser. »Du wirst Arger bekommen, wenn jemand das sieht.« Dean zögerte und fügte hinzu: »Der falsche Jemand.« Er zögerte wieder, schaute sich kurzsichtig um, als erwartete er fast, dass den Wänden Ohren gewachsen waren, bevor er zu Ende sprach: »Jemand wie Percy Leck-mich-am-Arsch-undab-in-den-Himmel-Wetmore.«
    »Hm«, sagte Brutal. »Der Tag, an dem Percy Wetmore hier an diesem Pult sitzt, wird der Tag meiner Kündigung sein.«
    »Du wirst nicht zu kündigen brauchen«, sagte Dean. »Sie werden dich feuern, weil du Blödsinn ins Besucherbuch geschrieben hast – wenn Percy das Richtige in die richtigen Ohren flüstert. Du weißt, dass er das kann.«
    Brutal blickte finster drein, sagte jedoch nichts. Ich nahm an, dass er später ausradieren würde, was er geschrieben hatte. Und wenn nicht, dann würde ich es tun.
    Am nächsten Abend, nachdem wir Bitterbuck und dann President hinüber zu Block D geführt hatten, wohin wir sie zum Duschen brachten, sobald die normalen Häftlinge eingeschlossen worden waren, fragte mich Brutal, ob wir nicht mal in der Gummizelle nach Steamboat Willy schauen sollten.
    »Schätze, das sollten wir«, erwiderte ich. Wir hatten am vergangenen Abend viel über diese Maus gelacht, aber ich wusste, wenn Brutal und ich sie dort in der Gummizelle fanden – besonders wenn sie eine der gepolsterten Wände angeknabbert hatte -, würden wir sie totschlagen. Es war besser, den Kundschafter zu töten, ganz egal, wie amüsant er sein mochte, als mit all den vielen Pilgern leben zu müssen, die ihm folgten. Und, ich sollte es Ihnen vielleicht nicht sagen, aber keiner von uns war sehr zimperlich bei einem kleinen Mäusemord. Schließlich wurden wir vom Staat dafür bezahlt, Ratten zu töten.
    Aber wir fanden Steamboat Willy – später bekannt als Mr. Jingles – in dieser Nacht nicht, weder in den weichen Wänden nistend noch hinter dem angestauten Gerümpel, das wir in den Gang hinausschleppten. Es war eine Menge Gerümpel, mehr, als ich erwartet hatte, denn wir hatten die Gummizelle lange nicht benutzt. Das würde sich mit der Ankunft von William Wharton ändern, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Glück für uns.
    »Wo ist sie geblieben?«, fragte Brutal schließlich und wischte sich mit einem blauen Halstuch den Schweiß vom Nacken. »Kein Loch, keine Spalte, natürlich das da … aber …« Er wies auf den Wasserabfluss im Boden. Unterhalb des Gitters, durch das die Maus nicht hindurchkonnte, war ein Drahtnetz, durch das nicht einmal eine Fliege hätte schlüpfen können. »Wie ist die Maus reingekommen? Wie ist sie rausgekommen?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    »Sie ist hier gewesen, oder? Ich meine, wir drei haben sie gesehen.«
    »Ja, sie ist unter der Tür verschwunden. Sie musste sich hineinzwängen, aber sie schaffte es.«
    »Ach Gottchen«, sagte Brutal – ein Ausdruck, der seltsam klang, wenn er von einem so großen Kerl kam. »Gut, dass die Sträflinge sich nicht so klein machen können, was?«
    »Das kannst du laut sagen«, sagte ich und ließ meinen Blick ein letztes Mal auf der Suche nach einem Loch,

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