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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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war: Ich konnte diesen Job nicht länger ertragen. Wirtschaftskrise hin, Wirtschaftskrise her. Ich konnte nicht noch mehr Männer durch mein Büro und in den Tod gehen sehen. Auch nur einer mehr würde einer zu viel sein.
    »Ich bat meine Mutter um eines ihrer Taschentücher«, sagte Brutal. »Wenn mir zum Heulen zumute war und ich mich klein fühlte, dann konnte ich es heimlich hervorholen, daran schnüffeln und ihr Parfüm riechen, und ich fühlte mich nicht mehr so schlecht.«
    »Du denkst – was? Dass die Maus etwas von dieser farbigen Rolle abgebissen hat, als Erinnerung an Delacroix? Dass eine Maus …«
    Er schaute auf. Für einen Moment glaubte ich, Tränen in seinen Augen zu sehen, aber ich nehme an, ich irrte mich. »Ich sage gar nichts, Paul. Aber ich habe sie da oben gefunden, und ich habe Pfefferminz gerochen, genau wie du. Man merkt, dass es dir passiert ist. Und ich packe das alles einfach nicht mehr. Wenn ich noch einen Mann auf diesen Stuhl schaffe, bringt es mich um. Ich werde am Montag ein Versetzungsgesuch zum Jugendgefängnis einreichen. Wenn ich vor der nächsten Hinrichtung versetzt werde, ist das prima. Wenn nicht, dann kündige ich und arbeite wieder auf der Farm.«
    »Was hat es denn jemals auf deiner Farm gegeben außer Steinen?«
    »Das macht nichts.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich denke, ich werde mich dir anschließen.«
    Er schaute mich genau an, vergewisserte sich, dass ich mich nicht über ihn lustig machte, und dann nickte er, als wäre es eine abgemachte Sache. Der Wind heulte wieder, diesmal so stark, dass die Dachbalken ächzten, und wir schauten beide mit einem unbehaglichen Gefühl zu den gepolsterten Wänden. Ich glaube, für einen Moment konnten wir William Wharton hören – nicht Billy the Kid, der nicht, er war für uns seit seinem ersten Tag im Block »Wild Bill« gewesen -, wie er schrie und lachte und uns sagte, wir würden verdammt froh sein, ihn loszuwerden, wir würden ihn niemals vergessen. In diesen Dingen hatte er recht.
    Was Brutal und ich in dieser Nacht in der Gummizelle abgemacht hatten, trat auch genau so ein. Es war fast, als hätten wir einen feierlichen Eid auf diese winzigen, angemalten Holzstücke geleistet. Keiner von uns beiden nahm jemals wieder an einer Hinrichtung teil. John Coffeys Exekution war die letzte.

Teil zwei
    Die Maus auf der Meile

1
    Das Pflegeheim, in dem ich meinen letzten Haufen t-Striche und mein letztes Chaos an i-Tüpfelchen setze, heißt Georgia Pines. Es ist ungefähr sechzig Meilen von Atlanta und so an die hundert Lichtjahre vom Leben der meisten Menschen entfernt – sagen wir mal, der meisten Menschen unter achtzig. Sie, die das hier lesen, sollten aufpassen, dass in Ihrer Zukunft nicht auch ein solcher Ort auf Sie wartet. Es ist kein grausamer Ort, jedenfalls meistens nicht. Es gibt Kabelfernsehen, das Essen ist gut (obwohl man verdammt wenig kauen kann), aber auf seine Weise ist er ein Pulverfass, wie es der Block E im Staatsknast Cold Mountain war.
    Es gibt dort sogar einen Typen, der mich ein wenig an Percy Wetmore erinnert, der den Job in der Green Mile bekam, weil er mit dem Gouverneur verwandt war. Ich bezweifle, dass dieser Knabe hier mit jemand Wichtigem verwandt ist, obwohl er sich so aufführt. Brad Dolan heißt er. Er kämmt sich ständig das Haar, wie Percy es tat, und er hat immer etwas zu lesen in seiner Arschtasche. Während es bei Percy Magazine wie Argosy und Men’s Adventure waren, hat Brad diese kleinen Taschenbücher mit so bezeichnenden Titeln wie Derbe Witze oder Schwarzer Humor. Er fragt ständig die Leute, warum der Franzose über die Straße ging, oder wie viele Polacken man braucht, um eine Glühbirne einzuschrauben, oder wie viele Sargträger es bei einer Beerdigung in Harlem gibt. Wie Percy ist Brad ein Blödmann, der etwas nur dann lustig findet, wenn es auch boshaft ist.
    Etwas, was Brad neulich sagte, kam mir wirklich gescheit vor, aber ich rechne ihm das nicht als großen Verdienst an; selbst eine stehen gebliebene Uhr geht zweimal am Tag richtig, wie das Sprichwort sagt. »Du hast einfach Glück, dass du nicht diese Alzheimerkrankheit hast, Paulie«, sagte er. Ich hasse es, wenn er mich Paulie nennt, aber das lässt er einfach nicht bleiben; ich habe es aufgegeben, mir das zu verbitten. Es gibt noch andere Redensarten – keine Sprichwörter -, die auf Brad Dolan passen: »Man kann ein Pferd zum Wasser führen, es jedoch nicht zum Saufen zwingen« ist eine dieser Redensarten. »Man kann

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