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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einfach rausschütteln. Überhaupt kein Problem.«
    Old Toot erkannte, dass weiterer Protest sinnlos war; er war erfahren genug, um zu wissen, wann er einer scharfen Brise trotzen konnte und wann es besser war, sich einem Hurrikan zu beugen. Dies war nicht gerade ein Hurrikan, aber wir Blaujacken mochten die Maus, es gefiel uns, dass Delacroix die Maus hatte, und das war zumindest ein Sturm. So bekam Delacroix seine Kiste, und Percy hielt sein Wort – zwei Tage später war der Boden der Kiste mit weicher Baumwollwatte aus der Krankenstation gepolstert. Percy überreichte sie persönlich, und ich konnte die Furcht in Delacroix’ Augen sehen, als er durch die Gitterstäbe griff, um sie entgegenzunehmen. Er befürchtete, Percy würde seine Hand schnappen und ihm die Finger brechen. Ich war ebenfalls etwas besorgt, aber nichts geschah. Das war der Moment, an dem ich Percy fast ein bisschen mochte, aber selbst da konnte man den Ausdruck kalter Belustigung in seinen Augen kaum übersehen. Delacroix hatte ein Haustier; Percy hatte ebenfalls eins. Delacroix würde seines behalten, verhätscheln und lieben – solange er konnte. Percy würde geduldig warten (jedenfalls so geduldig, wie das so ein Typ sein konnte) und seines dann bei lebendigem Leib verbrennen.
    »Das Mäuse-Hilton ist eröffnet«, sagte Harry. »Die einzige Frage ist, wird der kleine Kerl es benutzen?«
    Die Frage wurde beantwortet, als Delacroix Mr. Jingles auf eine Hand nahm und ihn behutsam in die Zigarrenkiste setzte. Die Maus kuschelte sich in die weiße Watte wie in Tante Beas Bettdecke, und fortan war es ihr Zuhause, bis … Nun, ich werde zur rechten Zeit zum Ende der Mr.-Jingles-Geschichte kommen.
    Old Toot-Toots Befürchtungen, dass sich die Zigarrenkiste mit Mäusekot füllen würde, erwiesen sich als völlig unbegründet. Ich sah niemals auch nur einen einzigen Köttel darin, und Delacroix sagte das Gleiche … nicht einmal in seiner Zelle war einer. Viel später, ungefähr zu dem Zeitpunkt, an dem Brutal mir das Loch im Dachbalken zeigte und wir die bunten Holzsplitter fanden, holte ich einen Stuhl aus der Ostecke der Gummizelle und fand dort einen kleinen Haufen Mäusekot. Die Maus war anscheinend immer zum selben Platz gegangen, um ihr Geschäft zu verrichten, so weit von der Zelle fort wie möglich. Und noch etwas: Ich sah die Maus niemals pinkeln. Und für gewöhnlich können Mäuse den Wasserhahn kaum für zwei Minuten abstellen, besonders wenn sie fressen. Ich sage es Ihnen, das verdammte Ding war eines von Gottes Mysterien.
    Ungefähr eine Woche nach Mr. Jingles’ Einzug in die Zigarrenkiste rief Delacroix mich und Brutal zu seiner Zelle, weil er uns etwas zeigen wollte. Das wollte er so oft, dass es uns nervte – wenn Mr. Jingles sich auch nur auf den Rücken rollte und die Pfoten in die Luft streckte, war es für den kleinen Cajun das Niedlichste auf Gottes Erde, aber diesmal sahen wir etwas wirklich Amüsantes.
    Delacroix war nach seiner Verurteilung fast völlig von der Welt vergessen worden, aber er hatte eine Verwandte – eine alte, unverheiratete Tante, glaube ich -, die ihm einmal pro Woche schrieb. Sie hatte ihm auch eine große Tüte Pfefferminzbonbons geschickt, die Sorte, die damals unter dem Markennamen Canada Mints verkauft wurde. Die Pfefferminzbonbons sahen wie große rosafarbene Pillen aus. Delacroix durfte natürlich nicht die ganze Tüte auf einmal haben – es waren fünf Pfund, und er hätte sie verschlungen, bis wir ihn mit Magenkrämpfen auf die Krankenstation hätten bringen müssen. Wie fast jeder Mörder auf der Green Mile kannte er überhaupt kein Maß mehr. Wir gaben ihm jeweils ein halbes Dutzend Pfefferminzbonbons auf einmal, und auch nur dann, wenn er daran dachte, darum zu bitten.
    Mr. Jingles saß neben Delacroix auf der Pritsche, als wir dorthin kamen, hielt eines dieser rosafarbenen Bonbons zwischen den Pfoten und mampfte es zufrieden. Delacroix war einfach überwältigt vor Freude – er benahm sich wie ein Pianist, der seinem fünfjährigen Sohn beim noch zögerlichen Spielen seiner ersten klassischen Passagen zuschaute. Aber verstehen Sie mich nicht falsch; es war wirklich lustig, echt zum Schreien. Das Pfefferminzbonbon war halb so groß wie Mr. Jingles, und sein Bauch unter dem weißen Fell war bereits kugelrund aufgebläht.
    »Nimm es ihm weg, Eddie«, sagte Brutal halb lachend, halb entsetzt. »Allmächtiger, der frisst, bis er platzt. Ich kann den Pfefferminzgeruch bis hier riechen. Wie viele

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