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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Frühjahr war der Finger des Jungen nachgewachsen. Sogar mit Nagel. Ich glaubte Roy Delfines, wenn er das bei den Dankgottesdiensten am Donnerstagabend bezeugte. Es lag eine nackte Ehrlichkeit in seinen Worten, wenn er mit den Händen tief in den Taschen seiner Latzhose dastand und erzählte, es war unmöglich, ihm nicht zu glauben. »Es hat ihn gejuckt, als ihm der Finger gewachsen ist, und nachts konnte er nicht schlafen«, sagte Roy Delfines, »aber er hat gewusst, dass Gott ihn kitzelt, und hat sich damit abgefunden« Gelobt sei Jesus, allmächtig ist der Herr.
    Roy Delfines’ Story war nur eine von vielen; ich wuchs in einer Tradition von Wundern und Heilungen auf. Ich glaubte auch an Gris-Gris-Zauberei (nur reimt sich das oben in den Hügeln auf Piss-Piss): Wasser aus Baumstümpfen gegen Warzen, Moos unter dem Kopfkissen gegen Liebeskummer und natürlich die Haints, die Zaubersprüche – aber ich glaubte nicht, dass John Coffey ein Gris-Gris-Mann war. Ich hatte ihm in die Augen gesehen. Noch wichtiger, ich hatte seine Berührung gespürt. Seine Berührung war die eines seltsamen und wunderbaren Arztes gewesen.
    Ich habe dabei geholfen, nicht wahr?
    Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf, wie der Refrain eines Schlagers oder die Worte eines Zauberspruchs.
    Ich habe dabei geholfen, nicht wahr?
    Doch das hatte er nicht. Gott hatte geholfen. John Coffeys Gebrauch der ersten Person war vermutlich eher Unwissenheit als Angeberei, aber ich wusste – glaubte es jedenfalls zu wissen -, was ich über Heilung in diesen »Gelobt sei Jesus, allmächtig ist der Herr«-Kirchen gelernt hatte und in den Herrgottswinkeln in den Kiefernwäldern, die meine zweiundzwanzigjährige Mutter und meine Tanten so liebten: Heilen hatte nie etwas mit dem Geheilten oder dem Heiler zu tun, sondern nur mit Gottes Willen. Dass man sich freut, wenn ein Kranker gesund wird, ist normal, die zu erwartende Reaktion. Doch die geheilte Person hat bei den Fragen nach dem Warum eine Verpflichtung, über Gottes Willen nachzugrübeln und sich zu fragen, warum Gott einen so außergewöhnlichen Weg eingeschlagen hat, um seinen Willen in die Tat umzusetzen.
    Was wollte Gott in diesem Fall von mir? Was wollte er so sehr, dass er heilende Kräfte in die Hände eines Kindermörders legte? Dass ich in Block E war, anstatt hundeelend zu Hause im Bett zu liegen, zitternd und aus jeder Pore nach Sulfonamid stinkend? Vielleicht sollte ich hier statt zu Hause sein, für den Fall, dass Wild Bill Wharton noch Schlimmeres anstellte, oder um dafür zu sorgen, dass Percy Wetmore nicht noch größere und möglicherweise verheerende Scheiße baute. Also gut. So sei es. Ich würde die Augen offen … und den Mund geschlossen halten, besonders, wenn es um Wunderheilungen ging.
    Niemand würde sich wundern, dass ich besser und gesünder aussah. Ich hatte aller Welt gesagt, dass es mir besser ging, und bis zu diesem Tag glaubte ich das wirklich. Sogar Direktor Moores hatte ich erzählt, dass ich auf dem Wege der Besserung sei. Delacroix hatte etwas gesehen, aber ich sagte mir, dass auch er den Mund halten würde (vermutlich aus Furcht, John Coffey würde ihn mit einem Zauber belegen). Und Coffey selbst hatte es vermutlich bereits vergessen. Er war schließlich nur so etwas wie ein Kanal, und wenn der Regen aufgehört hat, erinnert sich kein Kanal der Welt mehr an das Wasser, das ihn durchflossen hat. So entschloss ich mich, über das Thema zu schweigen, und ich hatte nicht die blasseste Ahnung, wie bald ich die Geschichte erzählen würde oder wem. Aber ich wollte unbedingt mehr über meinen großen Jungen erfahren, und es hat keinen Sinn, das nicht zuzugeben. Nach dem, was mir dort in der Zelle widerfahren war, war ich neugieriger denn je.

4
    Bevor ich an diesem Abend das Gefängnis verließ, vereinbarte ich mit Brutal, dass er mich am nächsten Tag vertreten würde, wenn ich etwas später kommen sollte, und als ich am folgenden Morgen aufstand, machte ich mich auf den Weg nach Tefton unten im County Trapingus.
    »Ich weiß nicht, ob es mir gefällt, dass du dir so viele Sorgen wegen dieses Coffey machst«, meinte meine Frau und gab mir das Lunchpaket mit, das sie vorbereitet hatte – Janice hielt nichts von Hamburgerbuden am Straßenrand; sie pfegte zu sagen, dass in jedem einzelnen Bauchschmerzen lauerten. »Das passt gar nicht zu dir, Paul.«
    »Ich mache mir keine Sorgen um ihn«, erwiderte ich. »Ich bin neugierig, das ist alles.«
    »Nach meiner Erfahrung führt eins

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