The Haunted
hier?«
»Ich wollte dich überraschen, Abbey.« Sie senkte die Stimme. »Er ist so ein netter Junge!«
Ben stand auf, Dad ebenfalls. »Hey, Abbey. Alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich hier bin.«
»Natürlich nicht«, erwiderte ich. »Ich freue mich, dich zu sehen.«
»Ben hat uns eben alles über seine College-Pläne erzählt«, sagte Dad.
»Ist das nicht wundervoll, Abbey?«, fügte Mom hinzu. »Er hat bereits sein ganzes Leben vorgeplant.«
Ich betrachtete sie eingehend. Etwas war … daneben. »Ja, das ist schön, Mom. Ich bin sicher, er hat eine blendende Zukunft vor sich.« Dann wechselte ich das Thema. »Ist das Essen schon fertig?«
Mom nickte, wankte zu Ben hinüber und hängte sich bei ihm ein. »Willst du mich ins Esszimmer begleiten?«, fragte sie ihn lächelnd. »Ich habe gehört, du hast sehr gute Manieren.«
Oh. Mein. Gott. Mom war angeheitert. Ich warf Ben einen entschuldigenden Blick zu, aber er spielte einfach mit.
»Ist mir doch eine Ehre, Mrs Browning.« Er führte sie aus dem Wohnzimmer und Dad kam, um mich zu begleiten.
»Ist Mom betrunken?«, zischte ich.
Wenigstens er hatte Anstand genug, leicht verlegen dreinzuschauen. »Nein, sie ist nicht … Es ist nur, dass … Sie war so aufgeregt, als ihr beide vom Einkaufen heimkamt, und sie hat dauernd davon geredet, wie prima ihr euch verstanden habt … und da hab ich ihr vorgeschlagen, das doch mit einem Drink zu feiern. Aus einem wurden dann zwei und, na ja … den letzten hätte sie wirklich nicht mehr nehmen sollen.«
Wunderbar. Das würde garantiert ein Riesenspaß werden.
»Kannst du bitte auf sie aufpassen, Dad?«, bat ich. »Kannst du darauf achten, dass sie nichts macht, was allzu peinlich ist?«
Wir betraten das Esszimmer, Mom lachte gerade über etwas, das Ben gesagt hatte. Ich seufzte und Dad warf mir einen hilflosen Blick zu, bevor wir uns setzten.
Mom hatte sich bei der Dekoration des Tisches selbst übertroffen. Das ganze Zimmer sah aus wie aus einem Lifestyle-Magazin oder einer Zeitschrift von Martha Stewart. Sie hatte glänzendes Tafelsilber, große mehrarmige Kerzenleuchter mit roten Wachskerzen, rotbraune Weingläser und ein schwarz-weißes Damast-Tischtuch aufgefahren. Der Tisch war mit Konfetti besprenkelt und vor jedem Teller stand eine reich verzierte Platzkarte mit Büttenrand. In der Mitte thronte eine große Bleikristallschüssel mit Erdbeeren und meine Aufregung wuchs noch mehr, als ich daneben die vielversprechenden Gabeln mit langen Stielen sah.
Wenn es Fondue gab, könnte ich Mom ihren Schwips vielleicht gerade noch verzeihen. Vielleicht.
»Oh, übrigens, ich habe ein Geschenk für dich«, sagte Ben plötzlich. »Aber ich hab es im Wohnzimmer vergessen.«
Mom brachte ein silbernes Tablett mit kleinen weißen Papiertassen. »Ach, das ist aber nett von dir«, sagte sie. »Wirklich sehr aufmerksam.«
Ben saß mir gegenüber und beugte sich mit einem verschwörerischen Blick zu mir herüber.
»Es ist eine Barbiepuppe. Doktor Barbie. Ich hab wie verrückt gesucht, aber eine Parfumeur-Barbie hatten sie nicht. Nicht einmal eine Künstler-Barbie. Dann dachte ich, ich schenke dir eine Hippie-Barbie, aber ich wollte dich nicht auf falsche Gedanken bringen. Doktor Barbie ist wenigstens eine Geschäftsfrau.«
Ich lachte. »Danke, Ben. Das ist ein prima Geschenk.«
Dad schien das Ganze ziemlich rätselhaft zu finden. »Bist du für Barbiepuppen nicht ein bisschen zu alt, Abbey?«, fragte er.
»Das ist ein Insider-Gag, Dad. Ben hat ihn mir in der Bibliothek erzählt, als wir letztes Jahr an unserem Projekt in Naturwissenschaft gearbeitet haben. Es ging um seine Schwester und Barbiepuppen.«
»Oh, okay.«
Dad verstand absolut nur Bahnhof, aber ich wusste Bescheid und fand es süß.
Mom reichte mir das Silbertablett und ich nahm mir eine der Papiertassen. Darin war eine runde braune Scheibe mit etwas Grünem. »Was ist das?«, fragte ich sie.
»Ein Champignon mit Spinatfüllung«, antwortete sie mit einem hoffnungsfrohen Grinsen.
Ich stellte das unförmige Etwas wieder hin. »Aber … ich mag keine Pilze, Mom. Das weißt du doch.«
Sie machte ein langes Gesicht und sah enttäuscht aus. »Nicht? Aber ich hätte schwören können, dass du Pilze magst!«
Einen Augenblick lang herrschte verblüfftes Schweigen. Alle warteten darauf, dass ich etwas erwiderte.
»Mach dir nichts draus«, sagte ich schließlich und reichte das Tablett an Ben weiter. »Dann habe ich in meinem
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