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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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nur ein harmloser alter Mann und Sie sind auch harmlos, stimmt’s?« Ich musste an den Pfefferminztee denken, den ich hier getrunken hatte. Lieber Gott, hatten die etwa irgendwelche Drogen in den Tee getan?
    Ich stand auf und lief im Zimmer hin und her. Nikolas und Katy schienen darauf zu warten, dass ich mich wieder beruhigte. Sie beobachteten mich mit einem zurückhaltenden Ausdruck im Gesicht und ich rief mir Caspians Worte ins Gedächtnis. Sie sind nicht das, was sie zu sein scheinen, Abbey. Welches Lügenmärchen er dir auch immer aufgetischt hat, es stimmt nicht.
    Ich blieb stehen und drehte mich mit einem breiten Lächeln zu ihnen um. »Jetzt hab ich’s. Sie beide sind wie diese Leute, die so tun, als lebten sie in einer bestimmten historischen Epoche, stimmt’s? Sie verkleiden sich, besuchen Schlachtfelder und so was. Aber da wir ja in Sleepy Hollow wohnen, tun Sie so, als wären Sie ein Teil der Legende. Ich verstehe.« Diese Idee erleichterte mich total. Sie nahmen ihre »Rollen« nur ein kleines bisschen zu ernst.
    Katrina schüttelte den Kopf. »Wir tun nicht so, als wären wir Teil der Legende. Wir sind die Legende.«
    Ich verdrehte die Augen und sah Nikolas an. »Jetzt aber mal ernsthaft, Leute. Sie müssen mir die Wahrheit sagen.«
    Nikolas stand auf und machte einen Schritt auf mich zu. Wieder spürte ich, wie er sich veränderte und wie stark er war.
    »Ich weiß, dass es schwer ist, Abbey, aber du musst uns glauben«, sagte er liebevoll. »Katys richtiger Name ist Katrina van Tassel. Das können wir beweisen. Es gibt eine Geburtsurkunde und Bilder und dergleichen …«
    Ich sah ihn spöttisch an. Das ging nun wirklich zu weit. »Und wer sind Sie dann? Ichabod Crane? Oder Brom Bones? In der Legende heißt es, dass sie Brom geheiratet hat, aber ich hatte immer schon den Verdacht, dass Ichabod irgendwann wieder aufgetaucht ist.«
    »Weder – noch. Ich bin der kopflose Reiter.«
    Mir klappte der Unterkiefer so weit hinunter, dass ich tatsächlich zu Boden blickte, um zu sehen, ob ich ihn aufheben müsste. »Der kopflose Reiter?«, wiederholte ich und schluckte. »Aber Sie … Sie … haben doch … Sie haben doch einen Kopf.«
    Innerlich schüttelte ich den Kopf über mich selbst, als ich diese lahme Logik hervorbrachte, aber da ich mich ohnehin schon im Land der Verrückten aufzuhalten schien, spielte das auch keine Rolle mehr.
    »Nicht alles ist so, wie es scheint, Abbey«, sagte Nikolas leise.
    Jetzt war der Punkt erreicht, an dem ich zur Tür schaute und mir ausrechnete, wie schnell ich den einzigen Ausgang erreichen könnte. Je näher ich heranging, desto schneller wäre ich da.
    »Okay,«, gab ich zu und tat so, als glaubte ich ihm, während ich mich langsam der Tür näherte. »Wenn Sie also der kopflose Reiter sind, der echte aus der Legende, wie sind Sie dann hierhergekommen?«
    »Nun, die Legende stimmt«, sagte Nikolas. »Bis hin zu dem Punkt, dass ich tatsächlich Soldat gewesen und in der Schlacht gefallen bin. Aber dann habe ich mich in Katrina verliebt. Sie konnte mich sehen, sonst niemand.«
    Ich nickte, als glaubte ich ihm, und wandte mich an Katy. »Der kopflose Reiter war also ein Geist, der sich in Sie verliebt hat. Aber was ist mit Brom Bones? Am Ende der Legende heißt es doch …« Ich bewegte mich immer näher auf die Tür zu und nickte ihr zu, damit sie fortfahren sollte.
    Sie sah ganz aufgeregt aus und mein Gewissen regte sich, weil ich ihnen vormachte, dass ich ihnen ihre verrückten Geschichten abnahm. »Washington Irving hat die Legende absichtlich so geschrieben, um uns zu schützen. Er hat den Schluss geändert.«
    Ich griff hinter mich, tastete nach dem Türknauf und drehte ihn langsam.
    »Sie sind also in Wirklichkeit bei ihm geblieben – bei dem kopflosen Reiter – und Sie beide haben beschlossen, für immer in Sleepy Hollow zu bleiben?«
    Katy lächelte. »Ja, meine Liebe, seitdem kümmern wir uns um die Gräber auf diesem Friedhof. Ich bin so froh, dass du uns glaubst.«
    Ich öffnete die Tür und stand im Licht der Nachmittagssonne, die schräg von draußen einfiel. »Eigentlich«, sagte ich, »glaube ich, Sie sind ein nettes, altes Ehepaar, das sich Illusionen hingibt, weil Sie sich nicht der Realität stellen wollen. Es tut mir leid, wenn die reale Welt zu kompliziert und anstrengend für Sie geworden ist, aber das ist die Welt, in der ich lebe und in die ich zurückwill.«
    Ich drehte mich um und rannte um mein Leben. Ich ließ Handschuhe und Schal zurück.

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