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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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mich auf mein Kristen-Projekt, aber die Albträume kehrten zurück. Dieses Mal waren es keine Halluzinationen, trotzdem schlief ich nicht sehr viel.
    Dann entwickelte ich Schuldgefühle wegen Caspian.
    Ich durfte nicht glücklich sein. Womit hatte ich Glücklichsein verdient? Meine beste Freundin war tot. Und anstatt mit ihm über sie zu sprechen, sprach ich nur über mich. Ich, ich, ich, die ganze Zeit. Ich war eine schreckliche Freundin und ich fühlte mich furchtbar.
    Das alles war zu viel und am Mittwoch brach alles über mir zusammen. Ich lag wieder auf dem Boden und schaukelte hin und her, genau wie vor ein paar Wochen. Ich versuchte verzweifelt, dagegen anzugehen, aber ich wurde von einem Gefühl von Kälte überschwemmt, das die schwarze Leere in mir gefrieren ließ und sie in einen scharfkantigen Eisklumpen verwandelte.
    Mein Herz war von winzigen Eissplittern umhüllt, die mich bei jedem Atemzug stachen. Sie schnitten und fetzten, bis ich innerlich ganz wund war und blutete. Nur noch eine zitternde, schmerzende, jämmerliche Kopie eines Menschen. Es war eine sehr, sehr schlimme Nacht.
     
    Ich mied sowohl den Fluss als auch den Friedhof. Auf dem Heimweg von der Schule machte ich große Umwege, um ein zufälliges Aufeinandertreffen auszuschließen, und gab mir Mühe, nicht an Caspian zu denken. Doch das hatte nur zur Folge, dass ich bei allem, was ich tat, an ihn erinnert wurde.
    Zuerst roch eine meiner Parfumkreationen haargenau wie Zimtplätzchen. Rasch versteckte ich diese Probe in einer Schublade. Dann wurde in drei Folgen der Film Große Erwartungen im Fernsehen wiederholt. Während dieser Tage stellte ich den Fernseher nicht an. Nicht ein einziges Mal. Allmählich glaubte ich, dass das Universum sich auf meine Kosten halb totlachte.
    Ich brauche nicht zu betonen, dass ich sehr froh war, als am Freitag die Schule aus war und Dad unser Gepäck ins Auto lud. Wenn ich weit genug von all diesen Ablenkungen und Erinnerungen weg war, würde ich mich unter Umständen etwas entspannen können. Und auch wegen des Parfums für Kristen hatte ich ein gutes Gefühl. Ich hoffte, dass ich es im Wochenendhaus zu Ende entwickeln konnte.
    Ich trommelte nervös mit den Fingern auf der Armlehne herum, rutschte auf meinem Sitz hin und her und wartete, bis Dad die letzten Gepäckstücke untergebracht hatte. Als er fertig war, warteten wir zu zweit ungeduldig auf Mom, die noch im Haus war. Nach dreimal Hupen kam sie fünfzehn Minuten später mit einer überquellenden Aktentasche aus der Haustür. Sie wollte gerade hinter sich abschließen, doch dann verschwand sie plötzlich wieder im Haus. Als sie zurückkam, hielt sie das schnurlose Telefon in der Hand.
    »Abbey!«, rief sie und winkte mich zu sich. »Ein Anruf für dich.«
    Ich sah Dad an, aber der zuckte nur mit den Achseln. »Ich mach’s kurz«, sagte ich, »und vorher schicke ich sie raus, damit sie nicht noch eine Million anderer Dinge findet, die sie erledigen muss, bevor wir losfahren.«
    Er grinste mich an. »Gute Idee. Ich lenke sie solange ab.«
    Ich sprang aus dem Auto und fragte Mom, wer es war. Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Irgendein Junge.«
    Mein Puls raste und mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich nach dem Hörer griff. Ob es Caspian war? Woher hatte er meine Nummer? Was sollte ich sagen? Mom stand wie ein Wachhund an der Spüle und tat so, als müsste sie einen nicht vorhandenen Fleck wegwischen.
    »Mom«, sagte ich mit fester Stimme und hielt die Hand über den Hörer, »geh zum Wagen. Dad braucht dich. Er sagte, es wäre wichtig.«
    Ich konnte sehen, wie sich Widerspruch in ihr regte.
    »Geh!«, rief ich, drehte ihr den Rücken zu und wartete so lange, bis ich hörte, wie die Haustür auf- und wieder zugemacht wurde, bevor ich in den Hörer sprach.
    »Hallo?« Meine Zunge war geschwollen, meine Kehle zugeschnürt. Ich betete, dass ich wenigstens einen halbwegs zusammenhängenden Satz zustande bringen würde.
    »Ist da Abbey?« Die Stimme am anderen Ende war nicht die richtige. Er war es nicht.
    »Wer spricht denn da?«, wollte ich wissen. Meine plötzliche Euphorie war wie weggeblasen.
    »Hier ist Justin Gaines. Wir gehen zusammen zur Schule. Äh, also, ich weiß, dass es ziemlich kurzfristig ist und so, aber ich habe gehört, dass du noch keinen Partner für den Abschlussball hast. Hättest du vielleicht Lust, mit mir hinzugehen?«
    Das kam nun wirklich total unerwartet. »Warte mal … was? Was hast du gesagt? Kennen wir uns

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