The Hollow
jede Menge Hausaufgaben auf. Also … danke. Es hat mir echt gutgetan.«
Sanft tätschelte er meinen Arm und strahlte mich an. »Sehr, sehr gern, Abbey. Ich hoffe, wir sehen uns ganz bald wieder.«
Ich nickte und versuchte, meine Verlegenheit zu unterdrücken, dass ich vor einem Wildfremden geweint hatte. Dann machte ich mich auf den Weg zum Tor, winkte Nikolas noch einmal zu und ging die Stufen hinunter. Was für ein grässlicher Tag!
Am Samstagmorgen fragte ich Mom, ob sie Lust hätte, mit mir zu den Maxwells zu gehen. Ich hatte Mrs M. schon eine ganze Zeit lang nicht mehr gesehen und wollte wissen, wie es ihr ging. Ich war total entgeistert, als Mom sagte, sie hätte nichts vor und würde gern mitkommen. Ich glaube, ihr letztes freies Wochenende war zehn Jahre her.
Wir überlegten kurz, ob wir vorher anrufen sollten oder nicht, bevor wir uns darauf einigten, einfach so hereinzuplatzen. Wir hatten Glück: Die Maxwells waren zu Hause. Es war schön, sie wiederzusehen und in diesem vertrauten Umfeld zu sein, aber gleichzeitig fühlte ich mich unbehaglich. Wir versuchten, nicht nur über Kristen zu sprechen.
Als Mom aufstand, um sich einen Kaffee einzugießen, nahm ich die Gelegenheit wahr, allein mit Mrs Maxwell zu reden.
»Wie geht es Ihnen wirklich, Mrs M.?«, fragte ich leise.
Sie nahm meine Hand und hielt sie fest. Ich sah ihr an, dass sie sich Mühe gab, tapfer zu sein. »Es geht schon, Abbey. Natürlich ist es schwer. Und Gott weiß, dass ich noch nicht darüber nachgedacht habe, was mit ihrem Zimmer geschehen soll. Wir schaffen es gerade so von einem Tag zum anderen.«
Mir schoss eine Idee durch den Kopf. »Dürfte ich wohl mal reingehen?«
»Du musst mich nicht um Erlaubnis bitten, wenn du in ihr Zimmer gehen willst, Abbey. Das weißt du. Du hast doch praktisch hier gewohnt, als …« Sie brach ab und sah beiseite.
Ich stand auf und umarmte sie kurz. »Danke, Mrs M. Ich bin gleich wieder da.« Beim Hinausgehen rief sie mir nach: »Wenn du irgendetwas in Kristens Zimmer findest, was du haben möchtest, Abbey, dann nimm es dir.«
Ich lächelte und nickte und ging die Treppe hinauf.
Der Weg nach oben kam mir besonders lang vor und ich musste tief Luft holen, bevor ich die Tür aufmachte. In meinem eigenen Zimmer konnte ich vielleicht mit meinen Gedanken und Gefühlen, ihren Tod betreffend, umgehen, aber in ihrem Zimmer war das eine ganz andere Sache.
Langsam öffnete ich die Tür und wurde vom vertrauten Anblick der rosa Blümchentapete, die Kristen seit ihrem elften Lebensjahr mit Inbrunst gehasst hatte, begrüßt. Es hatte sich kaum etwas verändert, seit ich das letzte Mal hier gewesen war. Im Wesentlichen bestand der Unterschied darin, dass der Fußboden und das Bett aufgeräumt und sauber waren, statt mit schmutziger Wäsche bedeckt zu sein.
Nur auf ihrem kleinen Computertisch lag immer noch ein Haufen Zeug. Ihre Stereoanlage stand neben einem Stapel leerer CD-Hüllen auf ihrer alten weißen Kommode. Und ihr rotes Lieblingsshirt hing immer noch an der Schranktür. So als würde sie jeden Moment zurückkommen.
Als ich mir klarmachte, dass sie nie mehr zurückkommen würde, überkam mich tiefe Traurigkeit … aber ich schob sie beiseite. Wir hatten hier so viel Zeit verbracht, dass es mir nicht schwerfiel, so gut wie alles in diesem Zimmer mit einer glücklichen Erinnerung zu verbinden. An diesem Gedanken hielt ich mich fest, als ich mich durch den Raum bewegte. Vielleicht fand ich irgendetwas, das mir verraten würde, warum sie an jenem Abend am Fluss gewesen war.
Zuerst schaute ich in ihren Schrank, aber da sah alles aus wie immer. Ein flüchtiger Blick auf ihren Schreibtisch brachte dasselbe Ergebnis. Ihr Handy stand neben einer Lampe im Ladegerät. Ich wandte mich ab und suchte weiter.
In der Kommode waren nur Anziehsachen, die ich so schnell wie möglich durchsuchte. Sie rochen noch immer nach ihrem Lieblingsshampoo, was mich fast in die Knie zwang. Ich ließ mich auf die Bettkante fallen und versuchte, mich auf die guten Erinnerungen zu konzentrieren.
Ich zog die kleine Schublade des Nachttischs auf. Darin lag ein Tagebuch. Ich holte es heraus und blätterte durch die Seiten. In Kristens privaten Gedanken herumzustöbern, machte mir ein leicht schlechtes Gewissen, aber in schlimmen Zeiten heiligt der Zweck die Mittel.
Ich stieß auf nichts Besonderes. Es sah nicht so aus, als hätte sie irgendetwas über den Fluss geschrieben.
Dann fiel mir auf, dass eine der Ecken der Bettdecke
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