The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
immer heller wurde. Schon bald erkannte ich die Wände und die Holzdielen des Flurs, der zum Salon führte, jenem großen Raum, in dem ich vor langer Zeit mit meinen Freunden die Nacht verbracht hatte.
Ich lief den Flur hinunter bis zum Türrahmen – die Tür selbst war nicht mehr da –, und sah die Fenster an der gegenüberliegenden Wand. Der Himmel wurde zusehends heller, die Vögel sangen, und die Äste der Bäume zeichneten sich deutlich vor dem zarten Blau ab.
Ich war etwa einen Schritt von der Türschwelle entfernt, als ich ein aufgeregtes Flüstern hörte.
»Er kommt.«
Kein Zweifel, das war eine menschliche Stimme! Ich blieb wie angewurzelt stehen, mein Puls pochte wild. Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich, so als würden sich Leute in einem Streit anschreien: Die Polizei! Die Homelanders! Sie sind hier! Sie haben mich gefunden! Ich musste verschwinden, doch für einen Moment war ich so perplex, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte.
Und als ich mich endlich umdrehen, endlich losrennen wollte, trat eine Gestalt in den Türrahmen.
Ihr Gesicht war im einfallenden Licht nicht zu erkennen. Es war nur eine graue Gestalt, die ebenso reglos dastand wie ich.
Einen endlos langen Augenblick standen wir einander gegenüber, schweigend, ohne einen Muskel zu bewegen.
Die Gestalt hob langsam die Hände über den Kopf, die Finger wie Krallen gekrümmt. Dann machte sie leise: »Buhh!«
Ich konnte es nicht glauben: Da stand Miler Miles!
Und dann erschienen Josh und Rick.
»Alter, wieso kommst du so spät?«
15
D AFÜR SIND F REUNDE DA
Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand und sie wie ein Idiot anstarrte. Bestimmt ziemlich lange.
Endlich sagte Miler: »Du weißt schon, dass du echt dämlich aussiehst, wenn du uns die ganze Zeit mit offenem Mund anstarrst? Soll jetzt keine Beleidigung sein.«
Und plötzlich waren wir alle zusammen im Salon, umarmten uns, klatschten uns ab, klopften uns auf die Schultern und riefen nur: »Mann!« und »Alter!«. Immer und immer wieder. Ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben so glücklich, jemanden wiederzusehen. Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Gefühl beschreiben soll. Es war, als würde der Morgen nicht nur draußen vor den Fenstern, sondern auch in mir selbst anbrechen. Erst als das Licht hineinfiel, erkannte ich, wie finster es in meinem Herzen gewesen war.
Das Licht. Meine Freunde. Ich konnte kaum glauben, dass sie vor mir standen!
Wie benommen schaute ich mich um. Da waren Schlafsäcke auf dem Boden, Taschenlampen, leere Limodosen und eine leere Chipstüte. Anscheinend hatten sie schon länger auf mich gewartet.
»Wie …?«, brachte ich schließlich mühsam heraus. »Woher wusstet ihr es? Woher wusstest ihr, dass ich herkommen würde?«
»Josh wusste es«, sagte Rick. »Er hat es sich gedacht.«
Josh tippte sich mit dem Finger auf die Schulter und machte ein zischendes Geräusch, um anzudeuten, wie heiß er war.
Ich antwortete mit einem hilflosen Schulterzucken und hob fragend die Hände, als wollte ich sagen: Ich verstehe kein Wort.
»Ich habe dich im Fernsehen gesehen«, meinte Josh. »Wie du in der Bibliothek warst und die Bibliothekarin die Cops angerufen hat, und wie die Cops dich dann verfolgt haben und alles.«
»Echt?«
»Ja, und ich dachte mir: Das letzte Mal, als jemand was von dir gehört hat, warst du auf der Flucht vor den Cops drüben in Centerville. Daher wusste ich, dass du hierher wolltest. Du würdest nach Spring Hill zurückkommen.«
»Klar, aber …« Ich deutete auf den großen, leeren Salon. Der Raum, die ganze Atmosphäre des Hauses, wirkten, immer weniger bedrückend und düster, je heller die Sonne durch die Fenster schien. »Die Geistervilla … Woher wusstet ihr, dass ich hierherkommen würde?«
Josh legte fast bescheiden den Kopf zur Seite und meinte: »Ich habe einfach versucht, so zu denken wie du: Wenn ich wusste, dass du nach Spring Hill willst, dann wüssten die Cops es bestimmt auch. Das bedeutete, es würde gefährlich sein, gefährlicher als irgendwo sonst.«
Ich nickte. Er hatte recht. Spring Hill war vermutlich der gefährlichste Ort, an dem ich mich momentan aufhalten konnte. Der Ort, an dem die Wahrscheinlichkeit, gefasst zu werden, am größten war.
Josh erzählte weiter: »Und wenn du an den gefährlichsten aller Orte zurückkehren würdest, dann müsstest du dafür einen wirklich guten Grund haben. Es müsste etwas sehr Wichtiges sein, was du erledigen wolltest, ob es nun gefährlich war
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