The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
für einen großen Spaß, für ein großes Abenteuer.
Rick legte mir die Hand auf die Schulter. »Hey«, sagte er, als könne er meine Gedanken lesen. »Wir haben es kapiert. Wirverstehen es. Es ist real, und es ist gefährlich. Und glaub mir, Charlie, wir wären auch lieber woanders. Aber was sollen wir tun? Dich ganz allein deinem Schicksal überlassen? Zulassen, dass du verhaftet wirst, sobald du deine hässliche Visage zur Tür rausstreckst? Wie ich es sehe – wie wir alle es sehen – haben wir gar keine andere Wahl. Du bist unser Freund, du steckst in Schwierigkeiten und du bist unschuldig. So sieht’s aus.«
Ich musste mich wieder abwenden und schaute durch das Fenster hinunter auf den Friedhof. Für ein paar Sekunden war alles vor meinen Augen verschwommen, aber dann sah ich wieder die trauernde Frau und ihren starren Blick unter der Kapuze, ihre gequälte, flehende Geste. So vieles ist mir genommen worden. Meine Familie, meine Schultage, meine Sicherheit, meine Kindheit. Ein Jahr meines Lebens. Ich hatte so viel verloren.
Und doch nicht alles. Meine Freunde waren hier. Sie waren immer noch hier.
»Okay«, sagte ich schließlich, drehte mich zu ihnen um und fuhr in bewusst barschem Tonfall fort: »Okay, wenn ihr es nicht anders wollt … Aber wenn wir das machen, dann richtig.«
»Okay«, bestätigte Rick. Die anderen nickten zustimmend. »Und wie?«
»Wie seid ihr zum Beispiel hergekommen?«
»Wir haben drüben an der Lake Center Mall geparkt«, antwortete Miler. »Dann sind wir quer durch die Wohnsiedlung bis zu dem Wald hier hinten gegangen. Wenn uns jemand gefolgt wäre, hätten wir es gesehen.«
»Gut«, entgegnete ich und machte ein paar Schritte in denRaum hinein. »Sehr gut. Jedes Mal, wenn ihr kommt, müsst ihr es anders machen. Sorgt dafür, dass euch niemand sieht.«
»Okay. Was noch?«, fragte Rick.
»Und ihr dürft natürlich niemandem etwas sagen. Keinem Menschen.« Ich warf einen prüfenden Blick in ihre Gesichter. »Je mehr Leute davon wissen, desto gefährlicher ist es. Egal, wer es ist, und so sehr ihr auch davon überzeugt seid, dass ihr ihm trauen könnt: Ihr dürft keinem sagen, dass ich hier bin und dass ihr mir helft. Weder euren Eltern noch euren Lehrern noch euren Freundinnen. Keinem Menschen.«
Ein langes Schweigen war die Antwort. Miler und Rick schauten sich an. Josh sah zuerst zu den beiden und dann zu mir. Mein Mut sank. Sie hatten es schon jemandem erzählt.
»Was?«, fragte ich.
Sie schauten betreten zu Boden oder zur Seite.
»Wem habt ihr es erzählt? Versteht ihr denn nicht? Wir können keinem trauen!«
Rick atmete tief ein. Er blinzelte und wich meinem Blick aus. »Nur einer einzigen Person.«
Und wie aufs Stichwort hörte ich genau in diesem Moment, wie unten im Erdgeschoss die Eingangstür aufging. Ich erstarrte, schaute zu meinen Freunden, die immer noch zu Boden sahen. Die Tür machte das gleiche leise, ächzende Geräusch wie zuvor und fiel dann mit einem dumpfen Schlag zu. Schnelle Schritte näherten sich über die Treppe.
Dann dämmerte es mir. Ich wusste, wer es war. Ich hielt den Atem an und mein ganzer Körper pulsierte vor Spannung. Langsam drehte ich mich um.
Die Schritte kamen von der Treppe und über den Gang auf uns zu. Zuerst war ihre Gestalt im Schatten nur undeutlich zuerkennen. Dann setzte meine Atmung wieder ein und etwas – mein Herz, glaube ich – schien in mir aufzubrechen. Eine unglaubliche Wärme durchströmte meinen ganzen Körper.
Beth Summers trat durch die Tür ins Licht.
16
B ETH
Es gibt bestimmt schönere Mädchen auf der Welt als Beth. Aber nicht für mich. Viele Jungs zuckten mit den Schultern, wenn sie sie sahen. Sie fanden sie ganz in Ordnung, mehr nicht. Aber mir ging es anders. Ich meine, ich wusste, dass sie nicht hinreißend schön oder glamourös war, wie einige der anderen Mädchen in der Schule. Sie war mittelgroß, schlank und zierlich und hatte normales, honigbraunes Haar, das in kleinen Löckchen ihr Gesicht umrahmte. Ihre Gesichtszüge waren zart und ebenmäßig: blaue Augen und ein sanfter kleiner Mund.
Aber wenn man eine Weile mit ihr redete, wenn man sie kennengelernt hatte, sah sie wirklich fantastisch aus. Jedenfalls erlebte ich es so. Nachdem ich herausgefunden hatte, wie warmherzig und freundlich und wie interessiert sie an allem war, was andere Menschen zu sagen hatten. Es veränderte einfach ihr Aussehen … Ich weiß wirklich nicht, wie ich es anders beschreiben soll.
Jetzt trug sie
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