The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
oder nicht. Also habe ich überlegt: Was könnte das sein? Was konntest du nur hier und nirgendwo sonst tun? Und dann war mir plötzlich klar: Du musstest zurückkommen, um deine Unschuld zu beweisen, um zu beweisen, dass du Alex nicht umgebracht hast.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Genau deshalb bin ich hier. Ich will beweisen, dass ich es nicht getan habe.«
Josh reckte stolz den Kopf nach oben. »Also dachte ich mir: Wenn du deine Unschuld beweisen wolltest, würde es vielleicht eine Weile dauern, und du würdest einen Ort brauchen, an dem du dich aufhalten kannst. Deine Eltern sind nach Stanton gezogen, zu ihnen konntest du also nicht. Und ich ahnte, dass du nicht zu uns kommen würdest, um uns nicht in Schwierigkeiten zu bringen.«
Ich nickte langsam. »Stimmt auch.«
»Wo solltest du also sonst hin?«, fragte Josh schließlich. »Welches andere Haus kanntest du hier, das leer stand und abgeschieden genug war? Wo du dich am Tag verstecken und von wo aus du trotzdem nachts ziemlich schnell in die Stadt gelangen konntest?«
Beeindruckt nickte ich wieder. So vertrottelt er auch manchmal sein konnte, Josh war immer der Cleverste von uns vieren gewesen.
Doch als ich ihm zuhörte, verblasste die Freude über unser Wiedersehen ein wenig. Ich trat ans Fenster. Als ich an Josh vorbeiging, boxte ich ihn leicht auf den Arm.
»Respekt, Josh«, murmelte ich. »Das war wirklich klug gedacht.«
»Ich bin gar nicht so doof, wie ich aussehe«, meinte Josh mit einem bescheuerten Lachen.
»So doof, wie du aussiehst, kann gar keiner sein«, stichelte Miler.
Ich stand jetzt am Fenster und schaute hinaus. Inzwischen war es vollständig hell geworden. Der blasse blaue Himmel schimmerte durch die kahlen Äste der herbstlichen Eichen, die sich in der Morgenbrise wiegten. Der Wind blies totes Laub über den alten Friedhof der McKenzies, das sich unten an den Grabsteinen und den Obelisken sammelte und um den Sockel der Statue herumtanzte.
Da war sie, die trauernde Frau mit dem Kapuzenumhang, und starrte mit leeren, steinernen Augen ins Nichts, hatte noch immer sehnsüchtig und kummervoll die Hand ausgestreckt, als wolle sie die geliebte Seele daran hindern, sie zu verlassen. Sie war genauso unheimlich, wie ich sie in Erinnerung hatte, unheimlich und auf seltsame Art lebendig. Noch immer schauderte es mich ein wenig, wenn ich sie ansah.
Beunruhigt blickte ich hinunter auf den Friedhof und dachte nach.
»Was ist los, Alter?«, fragte Rick hinter mir.
Ich drehte mich um. Die drei standen nebeneinander und sahen mich an. Sie hatten sich verändert. Ein Jahr macht eine Menge aus, wenn man 17 ist. Sie hatten sich genauso sehr verändert wie ich.
Miler war noch immer der kleine Bursche, hatte noch immer kurze blonde Haare und ein längliches Gesicht mit scharfen, durchdringenden grünen Augen. Aber sein Gesicht wirktedurch die Bartstoppeln jetzt dunkler und ernster. Und sein athletischer Körper war voller geworden, stämmiger und muskulöser. Er trug Jeans und einen Strickpullover, und ich konnte sehen, dass seine Schultern breiter und die Muskeln an seinen Armen ausgeprägter und sehniger geworden waren.
Rick hatte noch immer das große, runde und fröhliche Gesicht, aber da war etwas Neues in seinen großen Augen, etwas Sanftes und Verständnisvolles, das vorher nicht da gewesen war und ihn älter aussehen ließ. Es war schwer zu glauben, aber er war sogar noch größer als vorher, und auch kräftiger. In seiner Jeans und der Basketball-Jacke sah er regelrecht massig aus.
Was Josh betraf – nun, der war und blieb der ewige Nerd. Er zwinkerte noch immer hinter seinen dicken Brillengläsern, hatte noch dasselbe blasse Gesicht, die kurzen lockigen Haare und das bescheuerte Lachen. Aber inzwischen war er nicht mehr klein mit hängenden Schultern, sondern groß und dünn. Und statt ständig nervös zu lächeln, wirkte sein Grinsen jetzt irgendwie cool und ironisch. Er sah aus, als würde er sich die ganze Zeit über sich selbst lustig machen – und auch über alles andere.
Die drei standen in der Mitte des Zimmers, schauten mich an und warteten auf meine Antwort. Ich versuchte, die richtigen Worte zu finden.
»Also, es ist so … versteht mich jetzt bitte nicht falsch. Es ist toll, euch zu sehen. Ich kann euch gar nicht sagen, wie toll.«
»Aber?«, fragte Miler.
»Aber Josh hat recht. Ich bin in die Geistervilla gekommen, weil ich nicht wollte, dass ihr in die Sache verwickelt werdet.«
Rick lachte laut auf. Er trat zu mir
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