The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
Kakihosen, einen pinkfarbenen Pulli und einen langen blauen Mantel gegen die Herbstkälte. Über der Schulter hing eine riesige Tasche, eine Art Reisetasche.
Lange stand sie einfach nur da – und ich stand ihr gegenüber. Wir schauten uns an und wussten nicht, was wir sagen sollten. Es war eine ziemlich seltsame Situation. Unangenehm.Echt peinlich. Meine Gefühle für sie waren noch immer dieselben. Ich mochte sie sehr, mehr als ich in Worte fassen konnte. Immer, wenn ich sie damals in der Schule sah, spürte ich ein Verlangen in mir, als sei da ein Loch, von dem ich nichts gewusst hatte, bis ich ihr begegnet war.
Aber jetzt – jetzt gab es eine Geschichte, die uns verband. Denn in diesem Jahr, diesem fehlenden Jahr, hatten Beth und ich uns ineinander verliebt. Doch ich konnte mich an nichts von alldem erinnern. Ich hatte die Liebe des süßesten Mädchens gewonnen, das ich kannte, und konnte mich nicht daran erinnern, wie es sich anfühlte. Ich konnte mich nicht an unsere erste Verabredung erinnern und auch nicht an unseren ersten Kuss. Wenn es Dinge gab, über die wir gemeinsam gelacht hatten oder Geheimnisse, die wir teilten – es war alles weg. Und deshalb kam ich mir … keine Ahnung … dämlich vor? Nein. Ich fühlte mich vielmehr schuldig, als hätte ich sie enttäuscht. Als hätte sie mir ein wunderschönes, teures Weihnachtsgeschenk gemacht – und ich hätte es verloren.
Doch bevor ich mir darüber klar werden konnte, was ich zu ihr sagen sollte, winkte sie kurz mit einer Hand und sagte: »Hi, Charlie.« Ihre warme Stimme klang leise und unsicher, aber sie brachte etwas Licht und Wärme in diesen leeren, staubigen, zugigen Raum.
Nervös fuhr ich mir mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Hey, Beth«, sagte ich dann so beiläufig wie möglich. »Schön, dich zu sehen.«
Rick räusperte sich. Ich hatte ganz vergessen, dass er da war, dass die anderen da waren.
»Nun, ähm …«, druckste Rick herum.
»Ja«, meinte Miler. »Wir müssen … äh …«
»Genau«, pflichtete Josh bei. »Wir haben noch eine Menge zu tun …«
»Richtig«, sagte Rick.
Sie rempelten sich gegenseitig an, als sie sich alle gleichzeitig in Bewegung setzten. Sie sammelten ihre Schlafsäcke und ihren Müll ein bis auf einen Schlafsack und eine Taschenlampe, die sie mir daließen. Dann eilten sie Richtung Tür.
Beth lachte in sich hinein und schaute zu Boden. Sie trat ins Zimmer und machte einen Schritt zur Seite, damit die Jungs an ihr vorbeikamen.
Josh war der Letzte, der hinausging, drehte sich aber noch einmal zu mir um und meinte: »Wir machen Folgendes: Wir besorgen Material. Hilfreiches Material. Ich habe jede Menge Ideen, wie wir herausfinden können …«
Rick packte ihn am Hemdkragen und zerrte ihn aus dem Zimmer.
Dann standen Beth und ich schweigend da und vermieden es, einander anzusehen. Wir lauschten auf die Schritte der Jungs, die die Treppe hinunterstapften. Wir hörten, wie unten die Tür aufgemacht wurde und mit einem dumpfen Schlag wieder zufiel. Dann waren wir allein.
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber mir fiel nichts ein. Lange blieben wir so stehen. Endlich lächelte Beth nervös und ging an mir vorbei zum Fenster. Sie stellte ihre Reisetasche auf den Boden und steckte dann die Hände in ihre Manteltaschen. Sie zitterte.
»Ganz schön kalt hier.«
»Ja. Das Fenster …«, begann ich und deutete lahm auf die zerbrochene Scheibe.
Sie schlenderte auf mich zu, als würde sie einfach nur sodurchs Zimmer wandern. Dann stand sie plötzlich direkt vor mir. Sie war ganz nah, schaute zu mir hoch, in meine Augen – und stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich.
Es war nur ein kurzer Kuss, schnell und sanft, aber sofort durchströmte mich wieder dieses warme Verlangen.
»Hi, Charlie«, sagte sie noch einmal, dieses Mal flüsterte sie fast.
»Hi«, brachte ich mühsam heraus.
»Ich weiß, dass du dich nicht erinnerst. Aber ich erinnere mich.« Sie wurde rot, drehte sich weg, als hätte sie sich blamiert. »Ich habe dir was zu essen mitgebracht«, versuchte sie abzulenken.
»Oh, das ist wirklich nett.«
»Nur ein paar Sandwiches und einen Apfel, außerdem ein paar Flaschen Wasser. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Jungs daran denken. Wahrscheinlich haben sie nur Chips und Donuts mitgebracht.«
»Ja«, sagte ich und machte wieder eine lahme Geste, dieses Mal in Richtung der leeren Limo- und Colaflaschen auf dem Boden.
»Hast du Hunger?«, fragte sie.
Ich nickte. Ich
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