The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
kannte ich dich besser, als ich jemals einen Menschen gekannt habe. Es war, als … als würden wir uns schon immer kennen … wie …«
»Wie zwei Computer, die mit derselben Software laufen.«
Wir mussten beide grinsen.
»Genau. Ich will nicht sagen, dass du niemanden töten könntest, Charlie. Ich glaube sogar, du könntest es – in einem Krieg zum Beispiel, oder wenn jemand versuchen würde, einem Menschen wehzutun, den du liebst, und es keine andere Möglichkeit gäbe, ihn aufzuhalten. Aber du würdest niemals jemanden ohne Grund umbringen oder nur deshalb, weil du wütend auf ihn bist. Vielleicht hättest du manchmal nicht übel Lust dazu, aber du würdest dich nicht dazu hinreißen lassen. So bist du einfach nicht.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste das.«
»Das wünschte ich auch. Du hast es einmal gewusst, Charlie. Du kannst dich bloß nicht daran erinnern, das ist alles.« Sie streckte die Hand aus und legte den Finger an meinen Mundwinkel, als wolle sie ihn nach oben schieben, damit ich wieder lächelte. »Aber ich war nicht die Einzige, weißt du? Rick, Josh und Miler – sie alle wussten, dass du unschuldig bist. Deine Eltern wussten es, deine Schwester, dein Karatelehrer Mike. Er kam sehr oft zur Verhandlung. Genauso wie Mr Sherman.«
»Mr Sherman? Ich dachte immer, er würde mich hassen.«
»Er hat dich nicht gehasst. Er ist nur nicht derselben Meinung gewesen wie du, das ist alles. Aber er wusste, dass du kein Mörder bist. Er hat dir die ganze Zeit zur Seite gestanden. Ihr beide habt euch richtig angefreundet.«
»Wirklich? Wer hätte das gedacht. Ich glaube, du weißt erst dann, wer deine Freunde sind, wenn es Schwierigkeiten gibt. Erzähl mir mehr. Erzähl mir von der Verhandlung.«
»Es war merkwürdig, alles ging sehr schnell. Alle haben das gesagt …«
Sie wollte weitersprechen, aber da hörten wir von unten ein Geräusch: Die Eingangstür wurde geöffnet.
Sofort sprang ich auf die Füße, lief zur Tür und kauerte mich in Kampfposition hin. Ich bedeutete Beth, still zu sein. Doch gleich darauf entspannte ich mich wieder. Es waren die Jungs. Ich erkannte es allein schon daran, dass sie die Treppe hinaufstapften wie Elefanten. Und eine Sekunde später hörte ich auch ihre Stimmen.
»Lass es nicht fallen.« Rick versuchte, zu flüstern, allerdings so laut, dass man ihn sogar in der nächsten Stadt gehört hätte.
»Willst du es tragen?« Das war Miler, der laut zurückflüsterte. Dann, kurz bevor sie den Treppenabsatz des ersten Stocks erreichten, sprach er deutlicher und mit dem wahrscheinlich furchtbarsten russischen Akzent, den ich je gehört hatte. »Kommen und euch finden, junges Liebespaar. Nix mehr Kussi-Kussi, da?«
Ich verdrehte die Augen. »Was für ein Idiot.«
Da waren sie. Zuerst kam Miler die Treppe rauf und hinter ihm Rick. Miler schwang eine Plastiktüte in der Hand, Rick trug etwas über der Schulter, das aussah wie eine Laptoptasche.
Miler machte weiter Kussgeräusche, als er auf die Tür zukam. »Mmuah, mmuah. Hoffentlich wirrr nix stören.«
»Solltet ihr nicht in der Schule sein?«, fragte ich.
»Solltest du nicht im Gefängnis sein?«
»Ich bin auf der Flucht. Was ist eure Entschuldigung?«
»Ich bin in der Oberstufe. Meine erste Stunde ist: Mittagessen. Dann habe ich Sport. Danach winke ich dem Lehrer vom Statistikkurs freundlich zu und lasse mich von meinem Chauffeur zum Nachmittagstee ins Savoy bringen.«
»In der Schule haben sie endlich eingesehen, dass sie Miler nichts beibringen können«, meinte Rick, der hinter ihm hervortrat. »Sie behalten ihn nur noch da, weil wir an ihn gewöhnt sind, genauso wie an den ausgestopften Löwen bei den Baseballspielen.«
Sie traten in den Salon und stellten ihre Taschen auf den Boden.
»Hat dieser Mann Sie belästigt?«, fragte Miler an Beth gewandt. Sie lachte.
»Was ist das alles für Zeug?«, wunderte ich mich.
Rick pflanzte sich im Schneidersitz vor den Laptop auf dem Boden. Er klappte ihn auf und meinte: »Das ist das Zeug, das wir für Joshs unglaublich dämlichen Plan brauchen.«
»Hier haben wir zum Beispiel ein Handy mit bidirektionalen Funktionen«, erklärte Miler. »Weil Josh kein Funk-Headset für seinen Computer hat.« Er holte das Telefon aus der Plastiktüte und reichte es mir.
Aber ich nahm es nicht entgegen. »Ich kann doch kein Handy benutzen! Die Polizei kann es innerhalb von Sekunden orten.«
»Dieses nicht. Du bist nicht als Besitzer registriert undkannst es
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