The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
auf und stützte sie mit der Schulter ab. Zuerst probierte ich den Türknauf. In einer sicheren Wohngegend wie dieser ließen die Leute ihre Türen oft unverschlossen. Aber nein, das Schloss war verriegelt, der Knauf ließ sich nicht drehen. Ich klappte die dünnste Klinge des Schweizer Messers aus und schob sie zwischen Tür und Pfosten. Ich musste regelrecht graben, um hineinzukommen. Schließlich splitterte das Holz des Türpfostens, und die Farbe blätterte ab. Wahrscheinlich würde das jemandem auffallen. Egal, ich musste mich beeilen.
Ich bohrte die Klinge bis zum Bolzen in das Holz und schob ihn zurück. Dann drückte ich gegen die Tür. Noch mehr Holz splitterte, noch mehr Farbe blätterte ab – aber sie ging auf.
Ich betrat das Haus.
Nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen hatte, drehte ich den Knauf wieder um. Einen Augenblick sank ich mit dem Rücken gegen die Tür. Keuchend und mit rasendem Herzen blieb ich stehen und lauschte auf Geräusche im Haus. Als ich nichts hörte, setzte ich mich in Bewegung.
Ich befand mich in einem kleinen Eingangsbereich. Direkt vor mir die Treppe, links von mir ein Flur, der zur Küche führte. Zu meiner Rechten war das Wohnzimmer. Auch wenn das Tageslicht durch die Fenster schien, lag es überwiegend im Schatten. Im Haus brannte kein Licht. Am Fuß der Treppe angekommen, schaute ich hoch. Wenn Mr Sherman ein Arbeitszimmer hatte, musste es wohl im oberen Stock liegen. Als ich oben auf den Treppenabsatz gelangte, drehte ich mich um und fand sofort, wonach ich suchte: Am Ende des Flurs konnteich durch eine offene Tür einen Schreibtisch mit Computer und den Teil eines Bücherregals sehen.
Ich ging darauf zu, vorbei an einem Schlafzimmer, einem Bad und einer Art Fitnessraum, in dem ein Heimtrainer, ein paar Hanteln, ein Fernseher und anderes Zeug zu sehen war. Endlich hatte ich Shermans Arbeitszimmer erreicht.
Es sah ziemlich genau so aus, wie man sich das Arbeitszimmer eines Lehrers vorstellt: An allen Wänden waren mit Büchern vollgestopfte Regale, einige Wälzer lagen quer auf den einsortierten Büchern, weil sie nicht mehr hineinpassten. An einer Wand stand ein großer Schreibtisch aus Holz, darauf der Computer. Er war ausgeschaltet, der Bildschirm dunkel.
Zuerst trat ich ans Fenster. Es ging zur Seite, auf eine große Eiche und einen Streifen Rasen hinaus. Man konnte auch einen Teil der Straße und des Gehsteigs sehen. Ich trat ganz dicht an die Fensterscheibe und überblickte etwa die Hälfte der Einfahrt. Noch immer war der Rasenmäher einen Block weiter zu hören, aber auf der Straße war niemand zu sehen.
Ich ging zu Shermans Computer und schaltete ihn an.
Er fuhr mit einem leisen Surren hoch – und verstummte dann. Auf dem Monitor erschien ein Feld für die Eingabe des Passwortes, genau so, wie ich gedacht hatte. Ich nahm die CD mit der Spionage-Software aus meiner Jackentasche, öffnete das CD-Laufwerk und legte sie ein.
Das Private-Eye-Programm lief automatisch und wurde direkt auf das Betriebssystem des Computers übertragen. Dann kamen einige Eingabeaufforderungen. Ich hatte die Anweisungen schon vorher gelesen und tippte jetzt schnell die erforderlichen Befehle ein. Nach einer kurzen Pause wurde das Programm installiert. Auf dem Bildschirm erschien eine Mitteilungin blinkenden weißen Buchstaben und Ziffern. Zuerst waren 0 % des Programms geladen – dann 1 %, 2 %, 3 % … 5 % … Die Zahl wurde langsam, aber stetig größer. Während sie weiter anstieg, durchsuchte ich das Zimmer.
Zuerst nahm ich mir die Schreibtischschubladen vor, die alle unverschlossen waren. Ich fand Unterlagen, Schnellhefter – Zeug aus der Schule, persönliche Papiere, Versicherungspolicen, Kontoauszüge –, aber nichts, was ich gebrauchen konnte.
Ich warf einen Blick auf den Bildschirm: 10 % des Private Eye-Programms waren geladen.
Dann öffnete ich eine Schublade mit einem Hängeregister, in der sich neben weiteren Unterlagen und Notizen Ordner mit verschiedenen Namen befanden. Hotchkiss, Jefferson, Parker. Ich nahm einige Ordner heraus und schlug sie auf, doch es handelte sich nur um Material für ein Projekt im Geschichtsunterricht.
15 % des Programms waren geladen.
Ich trat an die Bücherregale, wusste aber nicht, wo ich anfangen sollte, zu suchen. Ich wusste ja nicht einmal, wonach ich überhaupt suchte. Nach etwas über Alex, etwas über mich, irgendetwas, das auf eine Verbindung zwischen Mr Sherman und diesem Artikel über Das wahre Amerika hinwies. Ich schob
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