The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
sorgen, dass du verurteilt wirst. Es war perfekt! Ein wahrer Gläubiger wie du! Wenn du sehen würdest, wie ungerecht alles war, wie dein kostbares amerikanisches System dich imStich ließ, wie Gott dich im Stich ließ und dir nicht seine Engel vom Himmel herabschickte, um dich vor dem Gefängnis zu retten, dann würdest du verbittert und zornig sein, dich betrogen fühlen. Der perfekte Augenblick, dich die Dinge in einem anderen Licht sehen zu lassen. Und das hast du auch getan. Du hast das alles klar gesehen, viel klarer noch als Alex. Du hast alles verstanden, genauso wie ich gehofft hatte. Du warst einer von uns, Charlie. Ich weiß es. Das konnte nicht gespielt sein. Das habe ich auch Prince gesagt, aber er wollte mir einfach nicht glauben.«
Prince. Ich kannte diesen Namen. Ich hatte ihn gehört, als die Homelanders mich gefangen hielten. Er war ihr Anführer, der Kopf der Organisation. Allmählich begriff ich.
»Prince fürchtete, ich würde euch verraten, genauso wie Alex.«
Sherman schnaubte. Mit einem Mal lief er noch aufgeregter hin und her und fuchtelte wild mit der Taschenlampe herum. »Prince! Er war überzeugt, dass du für jemand anderen arbeitest. Er war überzeugt, dass du versuchen würdest, uns zu unterwandern.«
Dieser Gedanke ließ plötzlich Hoffnung in mir aufkeimen. Vielleicht war das die Antwort! Vielleicht arbeitete ich für jemand anderen und war nur ein Homelander geworden, um die Terroristen zur Strecke zu bringen. »Er glaubte, ich würde für die Polizei arbeiten«, sagte ich. »Er dachte, ich sei ein Spitzel.« Ich schob meine Beine Stück für Stück ein wenig weiter auseinander. Nicht so weit, dass es ihm auffallen würde, aber weit genug, um mich schnell bewegen zu können.
»Ich habe ihm gesagt, das sei lächerlich. Ich habe es ihm immer wieder gesagt«, winselte Sherman.
Natürlich hatte er das, denn wenn Sherman mich angeworben hatte und ich ein Spitzel war, dann war er dafür verantwortlich. Und ich wette, wenn dieser Prince einem die Schuld an etwas gab, überlebte man das nicht. Deshalb war Sherman heute Abend allein gekommen. Er wollte beweisen, dass es richtig gewesen war, mich anzuwerben und mir zu vertrauen. Und er hoffte, die Informationen zu bekommen, die er brauchte, um Prince zu besänftigen und seiner Rache zu entgehen. Das brachte mich auf eine Idee. Manchmal ist die einfache Wahrheit die beste Strategie.
»Ich habe mein Gedächtnis verloren.«
Sherman blieb stehen. Mit funkelnden Augen starrte er mich an. »Was? Was hast du gesagt?«
»Ich habe niemanden verraten. Ich habe auch niemanden unterwandert. Ich konnte Prince nicht dazu bringen, mir zu glauben. Niemand hat mich verstanden. Ich bin nicht gegen Sie. Die schlichte Wahrheit ist: Ich kann mich nicht erinnern.«
»Aber wie …?«
»Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nicht. An gar nichts. Ein ganzes Jahr ist verschwunden.«
»Wie konnte das passieren? Das klingt höchst unglaubwürdig.«
»Ich weiß, aber es ist die Wahrheit. Ich habe Sie nicht verraten, ich schwöre es.«
Mit offenem Mund starrte er mich einen Augenblick an. Dann sah ich seine Zähne im Schatten aufblitzen. Er lächelte.
»Aber das erklärt es doch!«, rief er. Ich hörte die Hoffnung in seiner Stimme. »Das macht Sinn! Du wolltest uns nicht verraten. Du hast einfach nur dein Gedächtnis verloren – und damit war auch …«
»… all Ihre Überzeugungsarbeit weg.«
Er lachte in sich hinein, als sei er verwundert. Jetzt wurde ihm alles klar. Ich konnte förmlich hören, wie es in seinem Kopf arbeitete. Mit dieser Erklärung konnte er sich vielleicht bei Prince rehabilitieren. Wenn er seinen Anführer überzeugen konnte, dass ich die Wahrheit sagte, konnte ihm niemand vorwerfen, er habe einen Spitzel in die Organisation gebracht. Es wäre nicht sein Fehler.
»Sie haben mich gefangen genommen«, erklärte ich. »Sie haben mich gefoltert. Aber ich konnte ihnen nichts sagen, weil ich mich nicht erinnern kann. Ich bin geflohen, um am Leben zu bleiben, das ist alles. Wenn sie nicht versucht hätten, mich umzubringen, wäre ich nicht weggelaufen.«
»Genau«, erwiderte Sherman nachdenklich, »genau, das ist es.«
»Ich bin einfach nur vollkommen verwirrt«, sagte ich so ernsthaft wie möglich. Beth hatte recht: Ich konnte ein ziemlich guter Lügner sein, wenn ich wollte. »Und versuche, herauszufinden, was richtig und was falsch ist. Und wer meine Freunde sind.«
Sherman gab nur ein Grunzen von sich. Er überlegte offenbar immer
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