The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
einen Plan B in der Tasche zu haben.« Er rappelte sich hoch.
Ich richtete die Pistole auf ihn. »Schön langsam. Ich werde schießen, wenn ich muss.«
»Du wirst nicht schießen, Charlie. Und du wirst genau das tun, was ich dir sage.« Mit einem Lächeln streckte Sherman die Hand aus. »Und ich sage dir, dass du mir die Pistole geben sollst.« Er sah die Zweifel in meinen Augen, und sein Grinsen wurde noch breiter. »Gib mir die Waffe – oder Beth wird sterben.«
Zorn durchzuckte mich wie ein Blitz. Noch bevor ich wusste, was ich tat, packte ich ihn am Kragen, schleuderte ihn gegen die Wand und drückte ihm die Pistole ins Gesicht. »Was sagen Sie da? Wo ist sie?« Ich bohrte ihm den Lauf in die Wange, die Finger am Abzug. Mit zusammengebissenen Zähnen zischteich: »Ist Beth in Gefahr? Sagen Sie es mir! Los! Sie glauben, ich würde Sie nicht erschießen? Seien Sie nicht dumm. Ich werde es tun, wenn Sie mir nicht sagen, wo sie ist!«
Er lächelte noch immer. »Oh, es geht ihr gut, Charlie. Sie sitzt zu Hause und macht ihre Hausaufgaben. Ihre Eltern sind heute Abend ausgegangen. Sie ist ganz allein und arbeitet oben in ihrem Zimmer am Computer. Und wenn meine Leute in ungefähr fünf Minuten nichts von mir hören, werden sie ihr einen kleinen Besuch abstatten. Sie werden ganz leise hereinkommen, Charlie. Sie wird nicht einmal merken, dass sie da sind. Und sie werden sie auch ganz leise umbringen, werden ihr mit einem Messer die Kehle durchschneiden, damit sie nicht schreien kann. Sie wird ohne einen Mucks auf dem Boden verbluten. Niemand wird wissen, dass es passiert ist, bis ihre Eltern nach Hause kommen und sie finden.«
Ich war so wütend, dass ich ihn am liebsten auf der Stelle umgebracht hätte. So wütend, dass ich kaum sprechen konnte! Trotzdem gelang es mir irgendwie: »Sie werden Ihre Leute anrufen. Sie rufen jetzt sofort an und pfeifen sie zurück!«
Sherman lachte. »Ach ja? Oder werde ich sie anrufen und ihnen das Codewort nennen, das sie in Aktion treten lässt? Wie willst du das wissen, Charlie? Wie?«
Als er merkte, dass ich darauf keine Antwort hatte, lachte er wieder in sich hinein. »Finde dich damit ab, Charlie. Du bist zwar härter als ich, dafür bin ich wesentlich schlauer. Du hast keine andere Wahl. Entweder du oder Beth. Und jetzt gib mir die Pistole zurück. Sofort!«
Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich fähig gewesen wäre, klar zu denken. Vielleicht hätte ich mich einfach ergeben,um Beth zu retten. Ja, vielleicht hätte ich das tun sollen. Aber meine Wut auf diesen Mann – diesen Mann, der meinen Freund ermordet hatte, der mir mein Leben geraubt hatte und in diesem Augenblick damit drohte, Beth umzubringen – tobte stärker in mir als je zuvor. Also schlug ich zu. Ohne nachzudenken. Ich zog die Pistole zurück und schlug ihm mit dem Kolben gegen die Schläfe. Mit der anderen Hand hielt ich ihn noch immer am Hemd gepackt und spürte, wie er zusammensackte. Ich ließ ihn los. Er fiel zu Boden.
Einen Augenblick lang starrte ich auf ihn herunter. Dann wurde mir plötzlich klar, was ich getan hatte: Jetzt konnte er nicht mehr anrufen, konnte seine Spießgesellen nicht zurückpfeifen! In fünf Minuten würden sie bei Beth zu Hause eindringen und sie töten! Panisch schaute ich mich um. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Im Widerschein der Taschenlampe sah ich den Laptop auf dem Boden, sah das Handy. Schnell raffte ich beides zusammen.
Ich würde es brauchen, wenn ich Beth’ Leben retten wollte.
29
H ORRORTRIP
Shermans Wagen stand ein Stück vom Haus entfernt, den Pfad hinunter. Ich sah ihn im ersten Mondlicht: ein schnittiger silberner BMW.
Panisch stolperte ich über Kieselsteine und den unbefestigten Weg darauf zu. Ich riss die Tür auf, sprang hinters Lenkrad und warf den Laptop auf den Beifahrersitz. Dann klappte ich ihn auf und fuhr ihn mit einer Bewegung des Cursors aus dem Standby-Modus hoch. Während der Computer arbeitete, rammte ich den Schlüssel in die Zündung und startete den Motor.
Ich musste so vieles gleichzeitig tun: Zuerst musste ich zu Beth fahren und sie vor den Killern beschützen. Das war wichtiger als alles andere. Es war nicht weit, wahrscheinlich würde ich vor der Polizei bei ihr sein. Trotzdem musste ich die Polizei verständigen. Aber vorher musste ich Beth warnen. Sie musste das Haus verlassen, bevor Shermans Killer kamen!
Ich klickte das Icon für die Webcam an und holte Beth’ Computer auf den Monitor. Dann legte ich den ersten
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