The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
noch, wie er das Gesagte nutzen konnte, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Er war abgelenkt, und das war gut. Die Pistole machte ihn allzu selbstsicher. Leider stand er etwas zu weit weg von mir, um an ihn heranzukommen. Ich musste ihn dazu bringen, weiterzureden und wieder auf und ab zu gehen.
»Es gibt allerdings etwas, worüber ich mich wundere«, sagte ich. »Etwas, das mir einfach nicht einleuchten will. Diese Homelanders, Prince und die anderen, sind doch Islamisten,oder? Sie versuchen, alle zu ihrer Religion zu bekehren. Aber Sie glauben doch gar nicht an Gott. Wie kommt es dann, dass Sie mit denen zusammenarbeiten?«
Er tat die Frage mit einer schnellen Bewegung seiner Pistole ab. »Das habe ich dir schon tausendmal erklärt, Charlie. Tausendmal.«
»Ich weiß, aber das meine ich ja: Ich kann mich nicht daran erinnern.«
»Wir benutzen die Islamos. Wir benutzen sie nur. Wir haben ein gemeinsames Ziel, also arbeiten wir vorläufig zusammen.« Während er sich in seinen Erklärungen erging, nahm er seine Runden wieder auf … »Wir haben beide das Ziel, dieses Land zu Fall zu bringen, es ins Chaos zu stürzen. Das ist der erste und ausschlaggebende Schritt. Aber sobald wir das erreicht haben, schaffen wir sie uns vom Hals, denn wir wollen keine Götter mehr. Wir wollen ein System der Gerechtigkeit und der Gleichheit, in dem alle gleich viel Geld und alle denselben Glauben haben. Wo niemand Dinge sagen darf, die andere Menschen beleidigen …«
Er drehte sich um und ging wieder zurück, kam näher, fast in meine Reichweite. Und dozierte weiter. »Freiheit ist ein Irrtum, Charlie. Freiheit bedeutet Unvollkommenheit. Freiheit bedeutet Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Sie führt dazu, dass einige Leute reich werden und andere nicht. Wenn Menschen selbst entscheiden können, machen sie Fehler und tun grausame Dinge. Die Islamos wollen diese Freiheit für ihre eigenen Zwecke zerstören, um ihre Lebensart durchzusetzen. Aber wen kümmert es, warum sie es tun, solange sie dafür sorgen, dass es geschieht?«
Wieder ging er an mir vorbei, diesmal noch ein bisschen näher.Er schwenkte die Taschenlampe, grübelte vor sich hin und fuhr fort: »Wir brauchen sie noch, weil sie engagiert sind und Waffen bereitstellen, doch sobald wir dieses Land in Brand gesetzt haben, werden wir in der Lage sein, ein neues …«
Endlich war er nah genug. Ich ließ meine Füße nach vorn schnellen und zog ihm das Bein weg. Der Strahl der Taschenlampe schoss in die Luft, als er stolperte und zu Boden ging. Dabei ließ er die Lampe fallen, aber nicht die Pistole. In dem Moment, in dem ich vorsprang und gegen seine Hand schlug, drückte er ab.
Der Schuss war ohrenbetäubend.
Die Taschenlampe rollte hin und her, Licht und Schatten tanzten um uns herum und verwandelten den Raum in ein bizarres Gruselkabinett. Einen kurzen Moment war ich nicht sicher, ob er mich erwischt hatte. Nein, die Kugel war abgelenkt worden, als ich Shermans Hand getroffen hatte!
Ich packte sein Handgelenk und drehte es um, zog an seinem Arm und zwang ihn zu Boden. Er schrie vor Schmerz auf.
»Fallen lassen!«, befahl ich.
Er weigerte sich. Ich erhöhte den Druck, bis sich seine Hand öffnete und die Pistole scheppernd auf den Boden fiel. Sofort griff ich nach der Waffe und richtete sie auf ihn. Dann stand ich auf.
Sherman setzte sich hin und rieb sich das Handgelenk, während die Taschenlampe langsam ausrollte und dann liegen blieb, wobei ihr Strahl über den staubigen Boden glitt.
Die Pistole auf Sherman gerichtet, kniete ich mich neben ihn. Ich zwängte meine Hand in seine Hosentasche und zog seinen Autoschlüssel heraus. Dann stand ich auf und trat ein paar Schritte zurück.
»Ich bringe Sie jetzt zur Polizei«, sagte ich. »Dort werden Sie die Wahrheit über Alex erzählen.«
Zunächst starrte Sherman mich an, dann fing er an zu grinsen, schließlich lachte er. Ein Lachen, das mich erschauern ließ.
»Was ist so komisch daran?«, fragte ich ihn.
»Für wie blöd hältst du mich?«
»Was meinen Sie?«
»Glaubst du wirklich, ich bin allein hierhergekommen? Ohne Absicherung?«
Ich versuchte ein Grinsen. »Und ob Sie allein sind«, behauptete ich. Trotzdem stiegen leise Zweifel in mir auf. »Es ist niemand sonst im Haus.«
»Oh, da hast du recht, Charlie. Ich konnte niemanden mitbringen, weil ich nicht sicher war, was du sagen würdest. Aber ich wusste, was für ein gefährlicher Typ du bist. Ich wäre nicht einfach hier hereinspaziert, ohne
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