The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
hatte das seltsame, unbehagliche Gefühl, als würde sie direkt in mein Herz hineinschauen. Vielleicht tat sie das wirklich, denn dann sagte sie: »Du lügst, Charlie. Ich habe dich noch nie zuvor lügen sehen, aber ich weiß es. Warum lügst du mich an?«
Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Wieso konnte sie mich so leicht durchschauen? Wieso hatte ich das Ganze trotz all der Vorbereitung so sehr vermasselt? Offensichtlich hätten Waterman und seine Leute mich niemals für diesen Job aussuchen dürfen. Wenn ich nicht einmal meiner eigenen Freundin etwas vormachen konnte, wie sollte ich dann einen Haufen Terroristen austricksen?
»Nein, ich ...«, fing ich an.
Aber Beth trat vor und unterbrach mich. »Doch, du lügst. Ich sehe es. Du tust das nicht, weil sich deine Gefühle geändert haben. Du fühlst noch immer dasselbe ...«
»Nein, tue ich nicht.« Mittlerweile hörte ich mich an wie ein bockiges Kind. Beth hatte mich entlarvt. Ich wusste es und sie wusste es. Ich konnte es nur noch abstreiten, auchwenn sie mir nicht glaubte. Es war lächerlich. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre weggerannt.
Beth nutzte ihren Vorteil. »Doch, tust du, Charlie. Lüg nicht.« Ich konnte ihr nicht einmal in die Augen sehen.
»Sag mir, was los ist«, beharrte sie.
Ich zwang mich, sie wieder anzuschauen, möglichst gleichgültig. Dabei hätte ich ihr so gern die Wahrheit gesagt, sehnte mich nach ihrer Ermutigung, ihrem Rat und ihrer Hilfe.
»Sieh mal, es ist ... Es ist einfach nicht richtig, das ist alles. Du und ich, das ist ein Fehler.«
»Sag das nicht.« Während meine Stimme angespannt und verlogen klang, hörte sie sich aufrichtig und ehrlich an. »Du weißt, dass das nicht stimmt.«
»Du wirst nur verletzt werden, Beth.« Jetzt flehte ich sie wirklich an. Die Rolle des harten und kalten Typen, die ich spielte, fiel in sich zusammen. »Das ist alles, was ich dir klarmachen will, in Ordnung? Ich möchte einfach nicht, dass dir wehgetan wird.«
Aber Beth ließ nicht locker. »Du musst mir sagen, was los ist!«
»Hör zu ...«, versuchte ich es wieder. »Ich kann nicht. Ich kann es dir nicht sagen, okay? Wir müssen es beenden, das ist alles. Können wir es nicht einfach dabei belassen?«
»Nein!«, antwortete sie verständnislos. »Das können wir nicht! Ich meine, spürst du das nicht? Wir haben nicht das Recht, es einfach zu beenden. Wir haben es nicht erschaffen, also können wir es nicht beenden.«
»Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet«, sagte ich genervt.
Dabei wusste ich genau, was sie meinte. In Geschichten und in Filmen verlieben sich die Leute andauernd. Sie sind voller Leidenschaft, die Musik wird dramatischer und sie überwinden alle Hindernisse, um zusammen zu sein und bis ans Ende ihrer Tage glücklich miteinander zu leben. Aber ich glaube nicht, dass es allen so geht. Nicht einmal den meisten. Im Gegenteil. Seinen Seelenverwandten, die wirkliche und beständige Liebe seines Lebens zu finden, ist etwas sehr Seltenes, und so jung wir auch waren, tief in meinem Inneren war ich fest davon überzeugt, dass Beth und ich füreinander bestimmt waren.
Beth trat vor mich und legte die Hand auf meinen Arm. Dieses Mal hatte ich nicht die Willenskraft, mich ihr zu entziehen. »Charlie, sieh mich an«, bat sie. Wieder zwang ich mich, ihr in die Augen zu schauen. »Charlie, was mit uns passiert, das passiert nicht jedem. In Filmen behaupten sie es zwar, aber es stimmt nicht. Es ist etwas Besonderes, und das weißt du, nicht wahr?«
Was sollte ich jetzt noch sagen? Sie schien meine tiefsten Gedanken zu lesen. »Ja«, gab ich hilflos zu. »Ich weiß.«
»Dann weißt du auch, dass wir es nicht einfach so wegwerfen dürfen, nur, weil es ein Problem gibt«, fuhr Beth fort.
»Ich will es nicht wegwerfen, ich versuche nur ... Oh Beth.« Ich war am Ende. Ich konnte ihr nichts mehr vormachen, konnte ihr und meiner Liebe zu ihr nicht länger widerstehen. Ich ließ den Kopf hängen und presste mir die Handballen in die Augen, als könne ich so meine Verzweiflung unterdrücken. »Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.«
»Erzähl mir einfach, was passiert ist«, meinte Beth ruhig.
Der Kampf, der in mir tobte, war inzwischen fast unerträglich.Ich wollte ihr so gern alles erzählen, aber wenn ich das tat, wäre ich nutzlos für Waterman und seine Leute. Nutzlos im Kampf gegen die Homelanders.
Ich antwortete ihr, bevor ich überhaupt wusste, was ich sagen wollte. »Es ist schlimm«, begann
Weitere Kostenlose Bücher