The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
einem Weg aus dem Wald hinaus.
Das Geräusch wurde lauter, dann sah ich das Fahrzeug in einiger Entfernung durch die Bäume. Es war ein roter Pick-up, der direkt hinter dem Waldrand über eine Straße sauste. Jedenfalls war es nicht die Polizei. Und wahrscheinlich waren es auch nicht die Terroristen.
Trotz all meiner Wunden und Schmerzen, trotz meiner Erschöpfung musste ich lächeln. Vielleicht konnte ich den Wagen anhalten und vielleicht nahm er mich mit! Aber selbst wenn mir das nicht gelang, hatte ich es geschafft. Ich war fast aus dem Wald heraus ...
Doch als ich einen weiteren Schritt Richtung Straße machte, erwachte der Schmerzensdrache in mir mit aller Macht zum Leben.
Die nächste Erinnerungsattacke warf mich zu Boden.
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D ER LETZTE T AG MEINES L EBENS
Verwirrt schaute ich mich um. Wo war ich?
Blöde Frage. Das war doch offensichtlich, oder etwa nicht? Ich saß am Esszimmertisch im Haus meiner Eltern, in Spring Hill. Wo auch sonst?
Für einen Augenblick waren meine Gedanken wohl abgedriftet und ich hatte dieses seltsame Gefühl gehabt, irgendwo anders zu sein, in einem Wald in der Wildnis, wo etwas Unangenehmes passierte ...
Aber nein, es war alles in Ordnung. Ich war zu Hause und aß mit meiner Mom, meinem Dad und meiner Schwester Amy zu Abend, wie immer.
Und ich war erstaunt, wie angenehm es hier war. Das Haus war erfüllt vom Duft des Essens, von unseren Stimmen und unserem Lachen. Auf meinem Teller sah ich ein Schweinekotelett mit Apfelmus und Kartoffelbrei. Eins meiner Leibgerichte. Super!
Aber irgendetwas stimmte nicht. Nur was?
Ich führte eine Gabel voll Fleisch zum Mund, kaute langsam und nachdenklich. Ich war niedergeschlagen. Warum? Was war los?
Als würde ich aus einem Traum erwachen, wurde mir schlagartig klar: Dies war mein letzter Abend zu Hause, mein letzter Abend mit meiner Familie. Vielleicht für immer.
Morgen würde man mich wegen des Mordes an Alex Hauser verhaften.
Ich hatte Watermans Plan zugestimmt und jetzt war die Maschinerie meiner falschen Beschuldigung und meiner Verhaftung in Gang gesetzt und durch nichts in der Welt mehr aufzuhalten.
Alles ist bereits vorbereitet, hatte Waterman zu mir gesagt, als wir in seiner Limousine durch die Berge gefahren waren. Es ist alles arrangiert. Wir werden all unseren Einfluss geltend machen, um das Verfahren zu beschleunigen. Wir werden viele der üblichen Vorverhandlungen umgehen und dafür sorgen, dass du so schnell wie möglich verurteilt wirst. Es wird alles sehr schnell gehen, Charlie.
Das Fleisch in meinem Mund verlor auf einmal den Geschmack. Mir schnürte sich die Kehle zu, sodass ich kaum in der Lage war, zu schlucken. Warum hatte ich mich bloß darauf eingelassen? Was hatte ich getan?
Niemand wird mehr wissen, als er unbedingt muss, hatte Waterman erklärt. Nur eine sehr kleine Gruppe von Personen wird alle Fakten kennen. Wir lassen dich so schnell wie möglich verhaften und verurteilen und arrangieren deine Flucht aus dem Gefängnis, sobald es geht. Aber wir müssen darauf achten, dass es nicht zu einfach aussieht, damit die Homelanders keinen Verdacht schöpfen. Außerdem müssen wir Sherman genügend Zeit geben, damit er glaubt, er habe dich von seinem Standpunkt überzeugt. In der Zwischenzeit musst du also Geduld haben. Von jetzt an bist du auf dich allein gestellt.
Während ich das Fleisch kaute, das inzwischen wie Pappe schmeckte, hörte ich jedoch auch noch eine andere Stimme, die ununterbrochen quatschte. Es war meine SchwesterAmy. Sie saß mir am Tisch gegenüber und redete ohne Punkt und Komma.
Ich schob die Gedanken an Waterman beiseite und schaute sie an.
Amy war ein Jahr älter als ich. Solange ich denken konnte, war sie zwar nicht gerade die schlimmste Person der Welt gewesen, aber ungefähr das, was man als Quelle unablässigen Ärgers bezeichnen könnte. Amy zur Schwester zu haben, war ungefähr so, als hätte man ständig einen nervtötenden hohen Ton im Ohr, während einem gleichzeitig jemand mit einem Hammer auf den Kopf schlägt. Nicht das ständige Reden störte mich, sondern die ständigen Emotionen. Sie war andauernd wirklich echt total irgendwas – wirklich echt total glücklich, wirklich echt so was von nervös, traurig, verängstigt oder aufgeregt. Welche Emotion es auch sein mochte, immer war es so, als würde sie zum ersten Mal auf der Erde empfunden und als würde Amy sie intensiver empfinden als je ein Mensch zuvor.
»Mandy redet von nichts anderem mehr. Sie muss in Kalifornien
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