The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
aber friedlich. Sie wirkte wie eine Frau, die sich auf einer langen, beschwerlichen Reise befand, aber wusste, dass sie zu einem guten Ort unterwegs war.
»Sie haben einen netten Sohn«, sagte ich zu ihr.
»Ja, das stimmt. Danke.«
»Warum hat er das gesagt? Dass ich für die Freiheit kämpfe?«
Sie lächelte nur, gab aber keine Antwort.
»Ich habe wohl im Fieber geredet, was?«
Sie nickte. »Ja, hast du.«
Vermutlich hätte ich mich darüber aufregen sollen, dass ich mich selbst verraten hatte, aber aus irgendeinem Grund war es mir egal. Ich spürte, dass ich dieser Frau vertrauen konnte. Es lag nicht nur daran, dass sie mich vor Rose geschützt, sich in meinem Fieberdelirium um mich gekümmert hatte oder ihr Mann ein Marine gewesen war. Vielleicht war es ein bisschen von alldem, aber hauptsächlich lag es an ihr selbst, an ihrer ganzen Art.
»Habe ich Ihnen alles erzählt?«, wollte ich wissen.
»Ich glaube schon. Es war zwar ganz schön verworren, aber ich denke, du hast mir genug erzählt. Das ist ja eine erstaunliche Geschichte.«
»Ich erinnere mich selbst erst jetzt wieder daran.«
»Das habe ich mir schon gedacht. Haben sie dir etwas gegeben?«
»Ja, irgendein Serum. Danach konnte ich mich an das ganze letzte Jahr nicht mehr erinnern.«
Inzwischen war auf meinem Teller nur noch ein wenig Eigelb und ein Stück Toast übrig. Ich tupfte das Eigelb mit dem Toast auf und biss hinein.
»Das mit Ihrem Mann tut mir leid«, sagte ich.
»Schluck erst mal runter, damit ich dich verstehen kann.«
Ich tat, worum sie mich bat. »Das mit Ihrem Mann tut mir leid.«
Sie antwortete nicht sofort, sondern nickte nur. Nach ein paar Sekunden beugte sie sich in ihrem Stuhl nach vorn, stützte die Ellbogen auf die Knie und schaute auf den Boden. »Es hat mir das Herz gebrochen«, sagte sie. »Er war der besteMann, den ich je kannte und vermutlich je kennen werde. Ich vermisse ihn jeden Tag. Und unser Junge vermisst ihn.« Sie hob den Kopf und schaute mich auf eine seltsam eindringliche Weise an. »Aber jetzt will ich dir etwas sagen, in Ordnung?«
»Ja ... klar«, entgegnete ich.
»Nein, ich meine es ernst. Sieh mich an, Charlie.«
Ich sah sie an, das letzte Stück Toast noch in der Hand.
»Ein gebrochenes Herz ist nicht das Schlimmste, was einem passieren kann. Und auch nicht der Tod. Man kann kein gutes, erfülltes Leben führen, ohne früher oder später mit beidem konfrontiert zu werden. Aber wenn ich die Zeit zurückdrehen und mich vor einem gebrochenen Herzen schützen könnte, indem ich mein Leben in Angst verbringe, indem ich Ja zu jedem Tyrannen und Sklaventreiber sage, mich vor meiner Pflicht drücke und von meinem Land und den Dingen, die ich liebe und an die ich glaube, abwende, würde ich es nicht tun. Mein Mann hätte es nicht getan und er hätte nicht gewollt, dass ich es tue. Verstehst du, was ich dir sagen will, Charlie?«
Den Toast noch immer in der Hand, schüttelte ich zögerlich den Kopf.
»Ich will dir sagen, dass es deiner Mutter bald wieder gut gehen wird. Du hast getan, was du tun musstest. Und eine Frau, die einen Jungen wie dich großgezogen hat, wird das eines Tages verstehen. Es wird ihr Herz heilen, glaub mir.«
Plötzlich stiegen mir Tränen in die Augen. Es passierte so schnell und so überraschend, dass ich nichts dagegen tun, es nicht aufhalten konnte. Beschämt legte ich das Brot auf den Teller und wischte mir, so schnell ich konnte, über die Augen.Ich fürchtete, wenn ich es nicht tat, würde Margaret zu mir ans Bett kommen und versuchen, mich zu trösten, und dann würde ich wirklich zusammenbrechen.
Aber sie war eine kluge Frau und blieb auf ihrem Stuhl sitzen. Sie schaute auf den Boden, bis ich mich wieder beruhigt hatte.
»Es war schrecklich, ihr wehtun zu müssen«, sagte ich schließlich. Es fiel mir schwer, zu sprechen. »Daran konnte ich mich bis jetzt nicht erinnern. Jetzt weiß ich wieder, wie sehr ich es gehasst habe, ihr wehzutun, und ...« Ich wollte noch mehr sagen, viel mehr, konnte aber in diesem Moment nicht weitersprechen.
»Ich weiß«, sagte Margaret. »Und auch sie wird es eines Tages verstehen. Aber für den Augenblick ist es besser, dass sie ein gebrochenes Herz hat statt eines Sohnes, der nicht für das einstehen kann, was richtig ist, wenn es von ihm verlangt wird.«
Ich nickte und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Da spürte ich plötzlich einen fürchterlichen Schmerz, als hätte sich eine Faust um meinen Magen geschlossen und ihn
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