The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
eine enge Verbindung zu Sherman aufgebaut und ihn davon überzeugt, mich für seine Sache gewinnen zu können. Ich konnte Karate und trat sehr engagiert für das amerikanische Konzept von Freiheit und Unabhängigkeit ein. All das machte mich zum perfekten Kandidaten für den Job. An den Rest erinnerte ich mich noch nicht, aber ich konnte es mir schon denken. Offenbar hatte ich meine Aufgabe erfüllt und mich wie geplant bei den Homelanders eingeschlichen. Aber etwas war schiefgelaufen. Ich war gefangen und verschleppt worden. Man hatte mich in diesemweißen Raum an einen Metallstuhl gefesselt und gefoltert. Und um Waterman und seine Freunde zu schützen, hatte ich das Ding in meinem Mund aktiviert, das Serum geschluckt und damit die Erinnerung an ein Jahr meines Lebens ausgelöscht.
Endlich ergab alles einen Sinn!
Und der Traum, in dem ich in der Mitte des Gartenlabyrinths gestanden und mit dieser dunklen Gestalt geredet hatte? Wer war der Mann? Waterman? Oder war es mein anderer Kontaktmann, den auch Waylon suchte, der Einzige, der mich noch als Agent im Dienst Amerikas identifizieren konnte?
Angestrengt versuchte ich, hinter die Traumbilder und zu meinen Erinnerungen vorzudringen. Aber dann wurde ich abgelenkt: Der Duft von Eiern und Speck drang aus Margarets Küche. In dem kleinen Haus war dieser Geruch so intensiv, dass ich mit einem Mal wieder merkte, wie unglaublich hungrig ich war. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
Erst da bemerkte ich, dass mich jemand beobachtete.
Erschrocken schaute ich zur Tür und sah den Jungen von den Fotos, der zusammen mit Margaret ins Haus gekommen war. Ihr Sohn. Ich hatte seinen Namen gehört, kurz bevor ich zusammengebrochen war. Wie hieß er noch gleich?
»Larry«, überlegte ich laut.
Er stand noch halb hinter dem Türrahmen und linste ängstlich um die Ecke. Er war klein, hatte ein schmales, blasses Gesicht und dunkle Ringe unter den Augen, die mich misstrauisch und besorgt musterten. Als ich seinen Namen sagte, verschwand er hinter dem Türrahmen, sah aber kurz darauf wieder vorsichtig zu mir herüber.
»Hey, Larry, wie geht’s?«, fragte ich ihn.
»Gut«, murmelte er schüchtern.
Ich sah, dass er etwas in der Hand hielt.
»Was hast du da? Willst du mir was zeigen?«
Er öffnete die Hand und streckte sie mir hin.
»Soldaten.«
»Marines«, korrigierte er mich.
»Marines, stimmt. Das sind die Besten, nicht wahr?«
Er nickte.
Ich erinnerte mich an die Fotos, die ich im Wohnzimmer gesehen hatte. »Dein Dad ist bei den Marines, oder?«
Der Junge nickte wieder. »Aber er ist in Afghanistan getötet worden.«
»Oh«, sagte ich. »Das ist wirklich traurig. Tut mir leid.«
»Er ist jetzt im Himmel.«
»Ich habe gehört, dass Marines da oben immer als Erste drankommen.«
Das brachte ein Lächeln auf Larrys Gesicht. Etwas zutraulicher sagte er: »Weil er dafür gekämpft hat, dass die Menschen frei sein können.« Und dann fügte er hinzu: »Wie du.«
Bevor ich darauf reagieren konnte, hörte ich Margaret aus dem Wohnzimmer: »Hey, hier bist du. Hatte ich dir nicht gesagt, dass du in deinem Zimmer bleiben sollst?«
Sie trug ein Tablett mit meinem Essen darauf, das Larry neidisch beäugte.
»Ich habe auch Hunger«, sagte er.
»Wir essen, sobald unser Gast fertig ist, in Ordnung?«
»Wieso bekommt er Frühstück zum Abendbrot?«
»Weil er krank ist.«
»Ich fühle mich auch krank«, behauptete Larry.
»Nein, tust du nicht. Und jetzt geh wieder in dein Zimmer, sonst hänge ich dich an den Zehen auf und kitzle deine Nase so lange, bis du verkehrt herum niesen musst.«
»Igitt«, protestierte er. »Das ist ja ekelhaft.« Er warf mir einen kurzen Blick zu.
»Bis gleich, Larry«, sagte ich.
Er winkte mir zu und verdrückte sich in sein Zimmer.
Margaret reichte mir das Tablett und ich stellte es auf meinen Schoß. Eier, Toast und Bratkartoffeln. Ich hatte solchen Hunger, dass ich kaum ein »Danke« herausbringen und nur schnell ein stummes Tischgebet sprechen konnte, bevor ich mich darüber hermachte. Margaret setzte sich auf den Stuhl und schaute mir mit einem Lächeln auf den Lippen zu, wie ich das Essen in meinen Mund schaufelte.
»Hast du gebetet?«, fragte sie mich.
»Ja.«
»Na dann. Jedenfalls ist es gut, dich essen zu sehen.«
Ich antwortete mit vollem Mund. »Wie lange bin ich schon hier?«
»Eine Nacht und einen Tag. Es ist fast schon wieder Abend.« Sie hatte eine sanfte, freundliche Stimme, die genauso klang, wie ihr Gesicht aussah: müde,
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