The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
Dir tut es nicht leid und mir auch nicht.Wenn ich von Anfang an gewusst hätte, was du tun musst, hätte ich dir gesagt, dass du es tun sollst. Genau deshalb liebe ich dich. «
»Das ist schön«, erwiderte ich. »Um die Wahrheit zu sagen: Eigentlich ist es mir egal, warum du mich liebst, solangedu einen Grund findest. Auch wenn ich heimlich gehofft hatte, du würdest mich lieben, weil ich so ein unglaublich cooler Typ bin.«
»Nein.«
»Okay, hatte ich auch nicht wirklich erwartet.«
Sie lächelte, und dabei lief ihr eine Träne über die Wange, die sie schnell wegwischte. »Ich weiß, was du tust, Charlie. Glaub ja nicht, dass du mir was vormachen kannst. Ich weiß genau, was du tust.«
»Wirklich? Was tue ich denn?«
»Du rufst an, um dich zu verabschieden. Du glaubst, dass du da draußen getötet wirst, und du rufst an, damit wir noch ein letztes Mal miteinander sprechen können.«
»Meinst du?«
»Ja. Aber du irrst dich. Du wirst nicht getötet.«
»Nein?«
»Nein. Du wirst finden, wen auch immer du finden musst, und tun, was auch immer du tun musst, und dann …« Ihre Stimme versagte, und sie legte die Hand über ihre Augen, nur für einen kurzen Moment. Als sie mich wieder anschaute, liefen ihr Tränen über die Wangen. »Und dann kommst du zurück. Verstehst du? Wenn du deinen Auftrag erfüllt hast, wenn alles erledigt ist, kommst du zurück zu mir, zu deinen Eltern, zu Josh, Miler und Rick und allen. Okay?«
»Ja«, antwortete ich mit heiserer Stimme. Ich brachte kaum einen Ton heraus. »Klar, Beth, so wird es sein.«
»Gut.« Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. »Hauptsache, wir verstehen uns.«
»Ja«, entgegnete ich. »Du bist jede Sekunde bei mir, Beth.«
»Ja, das bin ich.«
Ich hob die Hand und legte sie auf den Bildschirm. Sie tat das Gleiche.
So saßen wir schweigend da, und die Zeit schien stillzustehen. Aber das tat sie nicht. Als ich wieder zu mir kam, wurde mir klar, dass wir zu lange in der Leitung geblieben waren.
»Hör zu …«, sagte ich schließlich.
»Ich weiß«, entgegnete Beth. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. »Du musst gehen.«
»Ich wünschte …«
»Ich auch.«
Langsam senkte ich die Hand vom Bildschirm, ballte sie zur Faust und drückte sie an mein Herz. Meine Art, ihr ein letztes Mal zu sagen, dass sie immer bei mir war.
Sie erwiderte die Geste.
»Bis bald.«
»Bis bald«, antwortete sie.
Dann unterbrach ich die Verbindung.
25
D IE LETZTE E RINNERUNG
Sie wollten mich festschnallen, aber das lehnte ich ab. Ich hatte es satt, mich gefangen und wehrlos zu fühlen, herumgeschubst und bevormundet zu werden. Das hier war meine freie Entscheidung, also brauchte ich keine Gurte.
Ich rollte den Ärmel meines Hemds auf und streckte Dr. Farber meinen Arm entgegen. »Tun Sie es«, wies ich sie an.
Ich saß in dem großen Sessel hinter dem Schreibtisch. Milton eins und Dodger-Jim standen neben mir. Mike lehnte am Tisch, die Arme vor der Brust verschränkt, und beobachtete mich. Rose stand am Fenster und starrte hinaus in die Nacht.
Dr. Farber hob die Spritze und atmete tief ein.
»Sollten Sie jetzt nicht sagen, dass es gar nicht wehtut?«, scherzte ich.
Sie lächelte gequält, als sie sich nach vorn beugte und die Injektionsnadel auf meinen Arm legte.
Ich sah nicht hin, sondern schaute zu Mike, der mir zuzwinkerte. Ich zwinkerte zurück.
Dann drang die Nadel ein.
Ich dachte, ich sei bereit für den Schmerz, glaubte, dass ich ihn nach all den Erinnerungsattacken ertragen könnte. Aber ich hatte mich geirrt. Es war viel schlimmer als alles, was ichbisher erlebt hatte. Eine gefühlte Ewigkeit wand ich mich auf dem Boden, zuckte unkontrolliert und schrie vor Schmerz.
Dann endlich schien ich aus meinem gequälten Körper hinaus- und in einen dunklen Zeitstrudel hineinzufallen. Meine eigenen Schreie verhallten in einem Echo, das sich immer mehr entfernte und schließlich verstummte.
Ich fiel aus dem Strudel ins Nichts, jedenfalls kam es mir so vor. Es war, als würde ich immer tiefer und tiefer durch einen endlosen Raum stürzen, dessen einzige Grenze die unter mir ausgebreitete Vergangenheit war. Dort unten spielten sich Szenen ab, die ich im Fallen verfolgte. Immer wieder erhaschte ich einen kurzen Blick auf mein Leben, als würde es in einem einzigen Augenblick vor mir ablaufen. Da war ich mit Alex Hauser als kleines Kind auf einem Baseballfeld … Ich als Miniaturausgabe eines Gelben Gürtels in Mikes Karatekurs für Kinder … Am
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