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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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provozieren. Besser, er lässt sich von ihr weiter die kalte Schulter zeigen und sie sich auf den Film konzentrieren. Seine einzige Taktik in dieser Ehe ist der Rope-a-dope, genau die gleiche Taktik, die schon Muhammed Ali bei seinem historischen Kampf gegen George Foreman eingesetzt hatte. Sich in die Seile hängen, die Schläge wegstecken, irgendwann wird sie müde.
    Er lässt das Funkgerät in der Küche auf leise. Dann geht er raus und spitzt die Ohren. Es knistert und kracht mitten in Schlüsselszenen. Sie funkelt ihn böse an. Wieso muss er das verdammte Ding unbedingt anlassen? Es ist schon nach zehn Uhr abends. Aber Svensson wird zu seinem Funkgerät gelockt und hört die nächsten zwei Stunden immer wieder zu.
    Es wird Mitternacht bei der Leichenfeier ohne einen Zwischenfall. Eine ganze Reihe Trauergäste, betrunken vom vielen Brandy, versammelt sich vor dem Haus von Gayles Familie. Auf drei Seiten werden sie von zweigeschossigen Reihenhäusern umschlossen, geschmückt mit den hängenden Blumenkörben der Kommune. An der Einmündung in diese Sackgasse sitzen Gangmitglieder in ihren Autos, bilden ihren eigenen Wachdienst. Einige ältere Frauen, die zuvor mit den Bullen geplaudert hatten, scheuchen protestierende Kinder ins Haus. In der Küche mokieren sie sich über den Berg schmutzigen Geschirrs und krempeln die Ärmel hoch, um die Töpfe zu schrubben. Dazu läuft »I’ll Be Missing You« von Puff Daddy und Faith Evans.
    Kyle ist immer noch da, genießt sichtlich das Wiedersehen mit seiner alten Crew. Ein Schulmädchen, ein hübscher Teenager, hält sein Mobiltelefon hoch, damit er sich einen Track anhört.
    An der Einfahrt in die Sackgasse hält abrupt ein Auto. Es ist ein grüner Honda Legend. Ein zweiter Wagen, hellblau, hält direkt daneben. Die Scheibe auf der Beifahrerseite wird heruntergekurbelt, aber es scheint niemand darin zu sitzen. Nur Dunkelheit. Hinten getönte Scheiben. Sie haben freie Sicht auf die umherlaufenden Trauergäste. Eine Frau, die gerade die Straße verlässt, sieht sie im Rückspiegel und nimmt den Fuß von der Kupplung. Auf der ersten Etage des Hauses hört Antoine Gayles Freundin ein Geräusch wie Feuerwerkskörper. Das Schulmädchen hört es ebenfalls. Papp-papp-papp. Sie sieht, wie die Menge auseinanderläuft und über das Schutzgitter ins Haus drängt. Sie dreht sich zu Kyle um. Er sieht aus, als wäre er völlig außer Atem. Er krümmt sich, klappt zusammen.
    »Was hast du, Kyle?«, fragt sie. Dann sieht sie das Blut. Es kommt aus seinem Mund.
    »Hilf mir«, keucht er. »Ich bin getroffen.«
    Das Mädchen ruft um Hilfe. Sie hält eine Hand vor ihren Mund. »Du musst einfach atmen«, sagt sie. »Alles wird gut.«
    Leute kommen zu ihm gelaufen, doch er kollabiert. Blut ­sickert aus einem Loch in seinem Hemd. Schreie hallen durch die Nacht. Kugeln schlagen in die nächste Reihe von Trauergästen ein. Glassplitter fliegen durch die Luft und regnen auf Frauen und Kinder, die sich flach auf den Boden werfen. Sie kriechen krebsartig zur Tür. Andere springen blindlings über eine Mauer in der Nähe. Die Schützen scheinen willkürlich in die Menge zu feuern. Querschläger pfeifen durch die Luft, durchbohren das Metall einer Reihe parkender Autos. In einem geht eine junge Mutter unter dem Armaturenbrett in Deckung, mit einem Arm zerrt sie weiter an dem Kindersitz. Ein anderer Trauergast heult auf. Er ist zweimal ins linke Bein getroffen worden. Kyle wird über die Straße ins Haus gezogen.
    Die Gangmitglieder, die eigentlich aufpassen sollten, erwachen schlagartig zum Leben. Doch da sind die Autos längst fort. Sie sind aufgeputscht, bereit, Rache zu nehmen. Das war so dreist, das kann nicht so stehen bleiben. Sie haben den ganzen Tag über den Mord an Antoine Gayle gemurrt. Jetzt müssen sie zum Gegenschlag ausholen.
    Das Polizei-Funkgerät auf Svenssons Küchentisch knistert und knackt.
    »Es gab eine Schießerei in der Walcott Close.«
    Es parken immer noch Polizeibeamte in den in der Nähe liegenden Straßen. Jetzt fahren alle zum Tatort. Ein Officer schaut auf und sieht zwei Autos auf sich zukommen. Der eine ist ein hellblauer Audi A4. Der Fahrer hat sein Gesicht vermummt, und der Beifahrer trägt eine Sturmmaske. Ein anderer Polizist parkt auf der Ladybarn Road, nicht weit entfernt. Er sieht zwei Autos vorbeirasen. Einen hellblauen Blitz. Dann einen Honda. Der Honda hat nicht mal die Scheinwerfer an. Instinktiv drängt es ihn zum Schauplatz der Schießerei, aber seine

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