The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
Glück? Denn weshalb um alles in der Welt war Ben ausgerechnet an diesem Abend bei ihr aufgekreuzt? Wenn er morgen gekommen wäre, hätte sie ihn nicht mehr erkannt. Und wäre er gestern schon erschienen, hätte sie noch Zeit gehabt, ihre Gefühle wieder in den Griff zu bekommen.
Doch er war jetzt hier. Sie durfte keine Zeit verschwenden, konnte nicht lange überlegen. Sie musste ihrem Herzen folgen. Sie trug ihr Hochzeitskleid und sie hatte Lavendel ins Haar geflochten.
Ben fand eine Bank und bedeutete ihr, sich mit ihm hinzusetzen. »Ich konnte es dir damals nicht sagen, weil ich annahm, dass es keine Rolle spielt. Aber jetzt ist alles anders. Renny war schwanger. Jedenfalls dachte sie das.«
»Was ist passiert?«
»Es war ein Irrtum. Ihre Tage waren ausgeblieben und da hat sie wohl die falschen Schlüsse gezogen. Meine Mutter glaubt, sie wollte nur den Sohn des Bosses heiraten. Das denkt sie aber von jedem Mädchen, mit dem ich ausgehe.« Ben seufzte. »Ich wollte das mit der Hochzeit auf jeden Fall durchziehen. Was hätte es schon für einen Unterschied gemacht, ob sie schwanger war oder nicht? Ich habe sie geliebt.«
Allegra nickte. Es war nicht leicht, sich anhören zu müssen, wie er ihr die Liebe zu einem anderen Mädchen gestand. Doch sie hatte es an dem Abend in der Redwood Bar mit eigenen Augen gesehen – die sanfte Art, wie er mit Renny umging, die offensichtliche Zuneigung der beiden zueinander.
Er lehnte sich auf der Bank zurück, zog seinen Schal vom Hals und drehte ihn zwischen den Händen. »Letzten Endes konnte ich es nicht tun. Ich habe alles abgeblasen. Ich habe erkannt, dass ich meinem eigenen Glück folgen muss, und deshalb bin ich jetzt hier.« Er wandte sich ihr zu und blickte sie mit seinen strahlend blauen Augen an.
»Ben … sag nichts, was du nicht auch so meinst«, warnte sie ihn. »Du machst eine schlimme Zeit durch. Es ist nicht leicht, mit jemandem Schluss zu machen, den man heiraten wollte. Da ist man natürlich völlig durcheinander.«
»Nein, ich sehe alles ganz klar«, sagte er. »Ich weiß jetzt, was ich wirklich will. Was ich schon immer wollte: dich. Ich hatte mir nur keine Chancen ausgemalt.«
Allegra geriet in Panik. Sie trug die Öle, das Schwert war gesegnet und die Ringe waren aus dem Tresor geholt worden. »Du bringst alles durcheinander. Du weißt gar nicht, was du mir damit antust …«
»Lass mich ausreden, Legs, bitte!«
Sie nickte. Ihr Herz pochte bis zum Hals. Sie sollte augenblicklich verschwinden, zu Charles in den Tempel eilen. Doch sie schob die Gedanken an die Gäste und den planmäßigen Ablauf des Festes beiseite, um zu hören, was Ben ihr zu sagen hatte.
»Seit der Vernissage, seit du wieder in mein Leben zurückgekehrt bist, habe ich nur noch an dich gedacht. Es hat so viel in mir aufgewühlt …« Ben legte eine Hand auf sein Herz.
»Ich kann nicht …« Allegra versagte fast die Stimme. »Ich habe dir doch gesagt, dass es nicht geht.«
»Ich weiß, was du bist, und ich liebe dich. Ich will dich. Es ist mir egal, dass du … kein Mensch bist.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht alles.« Sie senkte den Kopf. »Es gibt etwas, was du wissen musst.«
Sie erzählte ihm von der Vision, die sie gehabt hatte, als sie das erste Mal von seinem Blut trank. Von ihrem gemeinsamen Kind und wie sie sich dann selbst im Koma liegen sah. Und sie verschwieg ihm auch nicht, dass eine Beziehung mit ihr ihm den Tod bringen würde.
Ben schwieg eine Weile. Schließlich sagte er: »Wenn wir zusammenbleiben, werde ich also sterben?«
Allegra setzte eine ernste und entschlossene Miene auf. »Ich denke schon.«
»Hey!« Ben lächelte und es war, als würde die Sonne durch eine schwarze Wolkendecke brechen. Er tätschelte ihr Kinn. »Hör zu, Legs, ich werde sowieso irgendwann sterben. Ich bin ein Mensch. Und ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich glaube nicht an irgendwelche Zukunftsvisionen. Ich glaube, dass wir unser Schicksal selbst bestimmen. Beim letzten Mal hast du mir keine Wahl gelassen. Du bist einfach gegangen. Doch jetzt bin ich hier. Und ich liebe dich. Bleib bei mir. Hab keine Angst vor der Zukunft, wir werden ihr gemeinsam entgegensehen.«
Er wischte ihre Tränen weg. Seine Hände waren warm und sanft.
25
Tempelmädchen
E ine Woche lang durchkämmte das Team Kairo nach irgendeiner Spur der Nephilim , jagte jedem Hinweis nach, den es finden konnte. Doch es schien, als hätte sich die Brut der Dämonen in Luft aufgelöst.
Nachdem alle
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