The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
wollte, würde sie es jetzt tun. Dieses Geduldsspiel hielt sie nicht länger aus. Mimi musste an die Vampire denken, denn sie trug die Verantwortung für eine große Gemeinschaft und nicht nur für eine Schwäche ihres Herzens. Sie hatte keine Ahnung, was sie noch erwarten sollte, und wenn Kingsley nicht dasselbe für sie empfand, würde sie damit zurechtkommen müssen.
Kingsley saß hinter einem langen Tisch aus Ebenholz und sah belustigt aus, als sie das Büro betrat. »Wie förmlich, Force. Ich muss zugeben, dass ich ziemlich überrascht war, als ich deinen Namen im Kalender sah. Du hättest mich auch unten in der Halle sprechen können.« Er legte seine langen Beine auf die Kante des Schreibtischs und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Lässig lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
»Das stimmt«, sagte Mimi, die ihm steif gegenübersaß. »Aber du bist ja nie zu Hause.«
»Die Hölle ist groß. Ich bin sehr beschäftigt«, erwiderte er. »Was hast du denn auf dem Herzen?«
Jetzt, da sie seine volle Aufmerksamkeit hatte, kam sie ins Schwanken. Sie hatte sich ihre Worte heute Morgen genau überlegt und war entschlossen gewesen, mit der Wahrheit herauszurücken, aber »Ich liebe dich!« schien als Einstieg zu dramatisch zu sein, während »Was empfindest du für mich?« zu schwach war. Sie konnte ihm nicht sagen, was sie fühlte, wenn er sie auf diese Art angrinste. Es war einfach zu demütigend.
Obwohl sie sich geschworen hatte, sich nicht von ihrer Arroganz oder seiner Unbekümmertheit davon abbringen zu lassen, ihm ihre Liebe zu gestehen, entschied sie kurzerhand, dass er es einfach nicht wert war. Das alles war ein Witz. Die ganze Zeit über hatte sie sich vorgestellt, wie stark er gelitten und sie vermisst hatte und wie er sie bei ihrer Ankunft mit offenen Armen empfangen würde. So, wie man es eben mit siegreichen Helden tat, wenn man von ihnen befreit wurde. Doch nichts konnte weiter von der Realität entfernt sein.
Mimi erhob sich von ihrem Stuhl. »Du weißt, worum es geht, und du hast Recht. Es ist lächerlich. Ich verschwende nur deine Zeit.«
Kingsley lehnte sich vor, fiel dabei fast vom Stuhl und ihm entglitten für einen Moment die Gesichtszüge. Er fing sich schnell wieder, doch er ließ die Füße auf dem Boden, anstatt sie wieder auf den Schreibtisch zu legen.
»Warte einen Moment«, sagte er. »Bevor du gehst, habe ich noch eine Frage.«
Sie blieb abwartend stehen.
»Was machst du wirklich hier? In der Unterwelt, meine ich.«
Mimi funkelte ihn verächtlich an. »Was soll die Frage? Wonach sieht es denn aus? Was glaubst du? Natürlich bin ich wegen dir hier.«
Er schien verwirrt zu sein. »Meinetwegen? Wieso?« Er tippte sich mit dem Finger seitlich an die Stirn.
In diesem Moment verabscheute sie ihn. Wollte er sie wirklich so sehr demütigen? Er war immer auf seine Art distanziert gewesen, aber niemals gefühllos. Gut. Wenn er unbedingt wollte, dass sie es aussprach, würde sie ihm diese Genugtuung geben.
»Ich … ich habe dich vermisst. Ich wollte dich wiedersehen. Damit wir …« Sie zögerte, weil sich ein Kloß in ihrem Hals gebildet hatte und ihr Tränen in die Augen stiegen. Aus seinem Blick sprach so viel Feindseligkeit, dass sie ihn kaum noch ertragen konnte. »Es spielt keine Rolle mehr. Ich meine, es ist offensichtlich, dass du …« Sie konnte nicht weitersprechen, wandte sich hilflos ab und ging zur Tür.
Kingsley sprang von seinem Stuhl auf, lief ihr nach und fasste sie am Arm. In seinem Gesicht stand Ärger geschrieben, die Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt.
»Warte mal eine Sekunde. Ich dachte, du bist wegen des Ältestenrats gekommen. Ich weiß, was oben los ist und bin davon ausgegangen, du brauchst Unterstützung aus dem Königreich des Todes. Aber du willst mir weismachen, dass du aus keinem anderen Grund hier bist als …? Du willst sagen, all das … war meinetwegen?«
Mimi wäre vor Scham am liebsten gestorben. Kingsley starrte sie an, als hätte er noch nie etwas Dümmeres gehört. Es gab so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen. Und es lag auf der Hand, dass sie ihn für die Liebe ihres Lebens hielt, während sie aus seiner Sicht nur eine Tussi war, mit der er ein paarmal ins Bett gesprungen war. Die Diskrepanz war zu groß und ihr wurde bewusst, dass sie sich die ganze Zeit einer Illusion hingegeben hatte. Sie hatte das letzte Jahr damit verbracht, ihn zurückzubekommen, und nun das.
»Ja, nur deinetwegen. Bist du jetzt zufrieden?«
»Aber
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