The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
verkehrt nur in eine Richtung. Niemand steigt von hier aus ein, auf der Rückfahrt ist er immer leer.« Kingsley blickte auf, als ein Zug in die Station einfuhr, dessen Lok eine dichte Wolke aus schwarzem Rauch ausstieß. Die Bahn kam ruckartig zum Stehen und von den Rädern stoben rote Funken auf.
Oliver beobachtete, wie sich die Türen öffneten und eine Meute Trolle herausplatzte. Sie hatten Tote bei sich. Plötzlich wurde der Bahnsteig von Leibwächtern und ihren Gefangenen bevölkert und die Station, die gerade noch einsam wie in einer Geisterstadt dagelegen hatte, war in nur wenigen Sekunden so vollgestopft wie die New Yorker Straßen in der Rushhour.
Die Trolle verschwanden auf einer unterirdischen Treppe. Währenddessen setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Die Lokomotive stieß eine zweite Rauchwolke aus und die Bahn nahm an Fahrt auf, als sie aus der Station fuhr.
Die drei blickten dem Zug hinterher.
»Und was jetzt?« Oliver sah Kingsley fragend an.
»Hmm, ich bin mir nicht ganz sicher.« Kingsley kratzte sich am Kinn.
»Ich glaube, die Hölle weicht langsam dein Gehirn auf«, sagte Mimi. Sie schirmte die Augen mit der Hand ab und sah an den Gleisen entlang. »Seht ihr, dass die Schienen durch dieses Haus dort führen?« Sie zeigte auf ein verfallenes Backsteingebäude, das ein paar Blocks vom Bahnsteig entfernt war. »Wir könnten von dort aus auf den nächsten Zug aufspringen, wenn er aus dem Bahnhof raus ist. Dann wird er noch nicht seine volle Geschwindigkeit erreicht haben.«
»Hast du gesehen, wie das Ding aus dem Bahnhof gerauscht ist?«, fragte Oliver. »Ich kann niemals so schnell rennen.«
Kingsley lächelte. »Gute Idee, Mimi. Dann mal los!«
Oliver schüttelte den Kopf. »Ihr wisst, dass ich keine Vampirkräfte habe. Irgendwelche anderen Vorschläge?« Doch Kingsley war schon losgelaufen.
Mimi sah sich zu Oliver um, während sie eine Seitenstraße entlanghetzten. »Mach dir keine Sorgen, ich werde deine Hand halten.«
Oliver schnitt eine Grimasse und eilte hinter den beiden her.
Sie durchquerten ein paar verlassene Grundstücke, die voller Schrott und mit Unkraut überwuchert waren. Mimi hielt sich die Nase zu, als sie über verrostete Autokarossen und Kühlschränke sprangen.
»Beeil dich, Oliver!«, rief sie. »Der nächste Zug fährt gerade in den Bahnhof ein.«
Kingsley verschwand vor ihnen durch ein klaffendes Loch im Backsteingebäude. Mimi folgte ihm und sie stiegen über eine eiserne Feuertreppe zum dritten Stockwerk hinauf, während Oliver etwas hinter ihnen zurückblieb.
Kingsley hob einen Stuhl hoch und warf ihn gegen das Fenster, sodass die Scheibe zersplitterte. »Kommt schon, es wird Zeit, auf den Zug aufzuspringen.«
Mimi und Oliver traten hinter ihm ans Fenster.
Oliver sah Mimi an. »Ich kann das nicht.«
»Doch, du musst. Ich kann die Unterwelt nicht ohne dich verlassen.« Mimis Worte entsprachen zwar der Wahrheit, aber nicht so, wie Oliver annahm. Sie musste Helda noch bezahlen.
Das Geräusch des sich nähernden Zuges wurde lauter und ein Windstoß erfasste sie.
Kingsley hielt den Kopf aus dem Fenster und sagte zu Mimi: »Du zuerst. Ich nehme Oliver mit.«
Der Zug kam auf das Gebäude zu, sie konnte also nicht lange fackeln. Mimi sprang durch das Fenster aufs Dach des fahrenden Zuges. Sie blickte nach oben und sah, wie Oliver den Kopf schüttelte.
»Springt!«, schrie sie. »Schnell!«
Kingsley stieß sich von der Backsteinmauer ab, griff Oliver fest an den Schultern und beförderte sie beide durch die Luft, bis sie neben Mimi landeten.
Vor Olivers Augen war alles ganz verschwommen abgelaufen. Er hatte nur ein Aufblitzen von Metall wahrgenommen und sich dann auf dem Dach des immer schneller werdenden Zuges wiedergefunden.
»Wir müssen hier weg – seht euch mal um!«, rief Mimi. Der Wind wehte ihr das blonde Haar ins Gesicht. »Großer Gott, ich glaube, das sind Höllenhunde.«
Oliver drehte sich um. Mimi hatte Recht. Das waren keine Trolle. Die drei Kreaturen, die hinter ihnen herjagten, waren riesig und Furcht einflößend. Lautlos rannten sie die Wände des leer stehenden Gebäudes hinauf, von dem aus Mimi, Kingsley und er gerade heruntergesprungen waren.
Oliver fluchte, als er Mimi und Kingsley folgte, die an der Seite des Zuges hinabgeklettert und durch ein Fenster gestiegen waren. Kingsley und Mimi zogen ihn an den Beinen ins Wageninnere.
»Was jetzt?«, fragte Mimi. »Wenn sie diesen Zug erreichen, werden sie uns mit Sicherheit zurück
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