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The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

Titel: The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Rehage
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typischen schwarzen Fensterrahmen, die sich unter der Sonneneinstrahlung aufheizen und als natürliche Wärmedämmung dienen, während sie von Touristen so oft als pittoresk empfunden werden. Ich bin in dem tibetischen Selbstverwaltungskreis Tianzhu angekommen, und als ich die gleichnamige Stadt betrete, sind wirklich alle Beschilderungen zweisprachig, auf Chinesisch und Tibetisch.
    In dieser Nacht lande ich mit drei englischen Studenten in einer Bar. Ich bin ihnen auf der Straße begegnet, einem Mädchen und zwei Jungen, hellhäutig und schüchtern wie Messdiener. Sie erzählten mir grinsend, es habe sie als Sprachlehrer an diesen Ortverschlagen, und sie seien die einzigen Ausländer in Tianzhu. Es wirkte, als ob sie noch nicht recht begriffen hatten, wie ihnen geschah.
    Aber wo die Bar war, das wussten sie.
    Es ist eine tibetische Bar, dunkel und verschnörkelt, vollgehängt mit Tüchern und Kunstpflanzen. Der Besitzer heißt Ngodup, und mit seinem Oberlippenbart, der kurzen, stämmigen Figur und seiner Chefmiene erinnert er mich an meinen Freund, den Großen Bruder Dong, Unternehmer und Badehausbesitzer aus Xinle. Beide Männer haben die Aura derjenigen, die hart für ihren Erfolg gearbeitet haben und stolz darauf sind.
    Wir sitzen auf einer großen Matratze, ich mit einem Tee und die anderen mit Bier, und die Unterhaltung ist etwas stockend, denn die drei Engländer können noch nicht sehr gut Chinesisch, und mit Englisch ist es auch nicht weit her. Doch das macht nichts, denn die Bierflaschen kommen in immer kürzeren Abständen, und die Gesichter haben bald einen rötlichen Glanz.
    Vielleicht liegt es am Höhenklima, an der tibetischen Braukunst oder an der Anstrengung, in einer neuen Umgebung funktionieren zu müssen, vielleicht haben sie aber auch einfach noch nie etwas davon gehört, dass die Tibeter in ganz China dafür berühmt sind, welche Unmengen von Alkohol sie wegstemmen können.
    Als der Abend vorbei ist, schaffen die beiden Jungen das Mädchen, das sich immer wieder zu einer Kugel zusammenrollen will, mühsam in ein Taxi, und Ngodup legt mir die Hand auf die Schulter. »Komm morgen mit, wir fahren in die Berge, Yaks angucken!« Seine Augen leuchten. »Weiße Yaks!«

YAKS
    Wir sind zu viert in Ngodups Geländewagen. Die Engländer sind nicht dabei, sie schlafen ihren Rausch aus, dafür ist ein befreundetes tibetisches Ehepaar mitgekommen. Ngodup trägt ein cremefarbenes Jackett und eine verspiegelte Sonnenbrille, auf dem Armaturenbrett steht ein kleines goldenes Dharma-Rad mit zwei knienden Rehen. Es steht für den achtfachen Pfad, eine der vier edlen Wahrheiten des Buddha.
    »Es ist gut, dass du gekommen bist«, sagt er und lässt seine Hand auf meinen Oberschenkel knallen. »Für dich ist es gut, wenn du mal eine Pause von deinem Laufen machst und etwas anderes siehst, und für uns ist es gut, wenn wir mal wieder eine Ausrede haben, um aus der Stadt herauszukommen!«
    Er erzählt, dass Tianzhu nach den Unruhen in Lhasa von der Außenwelt abgeriegelt wurde, und es ist Entrüstung in seiner Stimme zu hören. »Wir sind der älteste Selbstverwaltungskreis von ganz China, wir kommen mit allen gut aus und haben mit den Vorgängen in Lhasa nichts zu tun, und dann kommen die und stellen uns hier Panzer hin?!«
    »Panzer?«
    »Na ja, Armeefahrzeuge halt.« Er lächelt und wirft einen Blick in den Rückspiegel. »Aber eigentlich ist mittlerweile alles wieder so gut wie normal.«
    »So gut wie?«
    »Ach, Kleinigkeiten.« Er seufzt. »Weißt du, wenn man mit einem tibetischen Ausweis in einem Hotel einchecken will, dann kann es einem passieren, dass man gesagt bekommt, es sei kein Zimmer mehr frei.«
    »War das schon immer so?«
    »Früher gab’s das auch schon, aber jetzt hat es zugenommen. Die Han-Chinesen finden die Tibeter undankbar. Sie stecken viel Geld in die Infrastruktur da oben und begreifen nicht, dass manche Leute sie trotzdem nicht bei sich haben wollen!«
    Sein Gelächter schallt durch den Fond des Wagens, dröhnend und so ansteckend, dass alle mitlachen.
    Wir haben die asphaltierte Straße verlassen und sind auf einen Schotterweg eingebogen. Ab und zu kommen wir an Hütten vorbei, vor denen Frauen mit Kopftüchern stehen und kleine Kinder. Die Leute hier draußen halten riesige Hunde – Mastiffs –, die mit ihren Mähnen an Löwen erinnern und angeblich selbst noch den Wölfen Angst einjagen.
    Dann sind wir am Ziel. Das Auto bleibt stehen, ich drücke die Tür auf, mache einen Schritt auf

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